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Outlaw - Child, L: Outlaw - Nothing to Lose (12 Reacher)

Outlaw - Child, L: Outlaw - Nothing to Lose (12 Reacher)

Titel: Outlaw - Child, L: Outlaw - Nothing to Lose (12 Reacher) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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sie sich zu bewegen.
    Aus einer Viertelmeile Entfernung ließ sie sich identifizieren.
    Dort war eine Menschenmenge versammelt.
    Vaughan wurde unwillkürlich langsamer. Die Menge bestand aus zwei- bis dreihundert Menschen. Männer, Frauen und Kinder. Sie bildeten etwa ein Dreieck, dessen Spitze nach Osten wies. Die erste Reihe bildeten ungefähr sechs Personen. Dahinter standen weitere zwanzig. Hinter ihnen noch einmal sechzig. Hinter diesen sechzig eine große, durcheinanderwogende Masse. Die Straße war auf ganzer Breite blockiert. Die Bankette waren blockiert. Die Nachhut hielt auf beiden Seiten einen mindestens zehn Meter breiten Streifen Buschland besetzt.
    Vaughan hielt fünfzig Meter vor der ersten Reihe.
    Die Menge verdichtete sich. Von den Seiten drängten Leute nach innen. Die Vorhut behauptete ihre Stellung, und die übrige Menge schloss zu ihr auf. So entstand ein Keil, eine kompakte Masse. Zwei- bis dreihundert Menschen. Sie blieben dicht beieinander, hakten sich aber nicht unter.
    Das taten sie nicht, weil sie Waffen in den Händen hielten.
    Baseballschläger, Queues, Axtstiele, Besenstiele, Holzscheite, Zimmermannshämmer. Zwei- bis dreihundert Personen, die sich eng zusammengedrängt bewegten. Wie ein Mann bewegten. Sie traten auf der Stelle und stießen dabei ihre Waffen in die Luft. Nichts Chaotisches. Ihre Bewegungen waren knapp, rhythmisch und kontrolliert.
    Dabei erklang ein Sprechgesang.
    Anfangs hörte Reacher nur ein primitives gutturales Rufen, das ständig wiederholt wurde. Dann fuhr er sein Fenster zwei Zentimeter herunter und verstand nun die Worte Raus! Raus! Raus! Er betätigte wieder den Schalter, und das Fenster schloss sich.
    Vaughan war blass.
    »Unglaublich«, sagte sie.
    »Ist das in Colorado irgendeine verrückte Tradition?«, fragte Reacher.
    »So was habe ich noch nie erlebt.«
    »Richter Gardner hat also Wort gehalten. Er hat sämtliche Einwohner zu Deputys gemacht.«
    »Diese Leute sehen nicht wie zwangsverpflichtet aus, eher wie echte Gläubige.«
    »Allerdings!«
    »Was machen wir jetzt?«
    Raus! Raus! Raus!
    Reacher betrachtete die Menge einen Augenblick, dann sagte er: »Weiterfahren und zusehen, was passiert.«
    »Ist das Ihr Ernst?«
    »Versuchen Sie’s.«
    Vaughan nahm den Fuß vom Bremspedal, und der Wagen kroch vorwärts.
    Die Menge kroch ihm entgegen – mit kurzen Schritten, in geduckter Haltung, ihre Waffen in Bereitschaft.
    Vierzig Meter vor ihr machte Vaughan erneut halt.
    Raus! Raus! Raus!
    Reacher sagte: »Benutzen Sie Ihre Sirene. Machen Sie ihnen Angst.«
    »Ihnen Angst machen? Vorläufig funktioniert die Sache ziemlich gut andersrum.«
    Bisher waren die Leute seitwärts von einem Fuß auf den anderen getreten. Jetzt bewegten sie sich stattdessen vor und zurück, stießen bei jedem Ausfallschritt mit ihren Waffen zu, zogen sie wieder zurück und stießen erneut zu. Sie trugen Arbeitshemden, verblichene Sommerkleider oder Jeansjacken, aber ihr kollektives Verhalten ließ sie völlig primitiv wirken. Sie sahen aus wie ein unheimlicher bedrohlicher Steinzeitstamm.
    »Sirene«, sagte Reacher.
    Vaughan schaltete sie ein. Aus ihrer erschreckend lauten Sirene drang der neue synthetischen Ton, der von dem gewohnten Hui-hui-hui in ein irres Pock-pock-pock und ein hysterisches digitales Keckern überging.
    Die Sirene hatte keine Wirkung.
    Überhaupt keine.
    Die Menge zuckte nicht zusammen, wich nicht zurück, skandierte weiter.
    Reacher fragte: »Können Sie um sie herumfahren?«
    Vaughan schüttelte den Kopf. »Mit diesem Wagen darf ich nicht mal übers Bankett hinausgeraten. Wir würden stecken bleiben und sie über uns herfallen. Dafür bräuchten wir einen Geländewagen.«
    »Vielleicht können Sie sie täuschen. Zuerst langsam nach links, dann blitzschnell rechts vorbei.«
    »Meinen Sie?«
    »Versuchen Sie’s.«
    Sie nahm wieder den Fuß vom Bremspedal, fuhr langsam vorwärts und lenkte dabei schräg über die Straße nach links. Die Menge vor ihnen spiegelte diese Bewegung wider, langsam und unglaublich fließend. Ein Mob aus zwei- bis dreihundert Leuten, der sich wie eine Quecksilberpfütze bewegte, seine Form wie eine Amöbe veränderte. Wie eine disziplinierte Herde. Vaughan erreichte des linke Bankett. Die Menge war in Bewegung, um ihr den Weg abzuschneiden; trotzdem blieb sie rechts bis ins Buschland hinein mehrere Reihen tief.
    »Nicht zu machen«, erklärte sie. »Es sind noch immer zu viele.«
    Sie kam erneut zum Stehen, diesmal nur drei Meter vor der

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