Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Outlaw - Child, L: Outlaw - Nothing to Lose (12 Reacher)

Outlaw - Child, L: Outlaw - Nothing to Lose (12 Reacher)

Titel: Outlaw - Child, L: Outlaw - Nothing to Lose (12 Reacher) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
Vom Netzwerk:
einer dunklen, stillen Küche. Abgetretenes Linoleum, Essensgerüche, schemenhaft erkennbare Ober- und Unterschränke. Ein Ausguss mit einem Wasserhahn, aus dem alle zehn Sekunden ein großer Tropfen quoll, der in dem Edelstahlbecken zerplatzte. Reacher stellte sich vor, wie der perfekte Tropfen kronenförmig zerplatzte und dabei winzige Tröpfchen nach allen Richtungen schleuderte.
    Er ging durch die Küche in die Diele hinaus. Roch rechts im Wohnzimmer schmutzigen Teppichboden und abgenutzte Möbel. Durch die Diele gelangte er zur Haustür mit dem eingesetzten hohen schmalen Milchglasfenster. Er drückte die Klinke herab und hob sie zugleich an. Zog die Haustür lautlos auf.
    Dahinter befand sich eine Fliegengittertür.
    Er bewegte sich nicht. Es gab keine Möglichkeit, eine Fliegengittertür lautlos zu öffnen. Garantiert keine. Ein leichter Rahmen, enge Plastikangeln, dazu eine primitive Rückholfeder. Alles zusammen würde eine Symphonie aus lauten Knarr- und Quietschgeräuschen erzeugen. Die Tür war in der Mitte durch eine Querstrebe verstärkt. Die Öffnungen darüber und darunter waren ungefähr neunzig mal neunzig Zentimeter groß und mit einem Nylongitter bespannt, das seinen Dienst schon seit Jahren tat. Es war voller Staub und toter Insekten.
    Reacher zog eines der erbeuteten Klappmesser aus der Tasche, wandte sich der Diele zu, um das Geräusch zu dämpfen, und ließ die Klinge aufschnappen. Dann schnitt er das untere Nylongitter von einer Ecke zur anderen x-förmig auf. Drückte die Klinge in den Griff zurück, steckte das Messer wieder ein und setzte sich auf den Fußboden. Rutschte zur Tür und mit den Füßen voraus durch das X. Mit dem Kopf voraus wäre natürlicher gewesen. Der Wunsch, sich sogleich umsehen zu können, war fast überwältigend. Aber falls ihn draußen ein Axtstiel oder eine Kugel erwartete, sollten lieber seine Beine als sein Kopf getroffen werden. Viel lieber.
    Draußen gab es nichts. Keine Kugel, keinen Axtstiel. Er zog die Beine an, verdrehte den Körper, zwängte die Schultern durch die Öffnung und war mit einer einzigen Bewegung auf den Beinen. Er stand auf einem betonierten Treppenabsatz. Eine schlichte Betonplatte, eineinviertel mal eineinviertel Meter, rissig, an einer Ecke wegen eines schlechten Fundaments leicht abgesackt. Vor ihm lagen ein kurzer Weg durch den Vorgarten und eine dunkle Straße. Auf der anderen Straßenseite weitere Häuser, aber keine Wachposten mehr. Die standen alle hinter ihm, jetzt durch eine halbe Hausbreite von ihm getrennt. Und sie schauten alle in die falsche Richtung.

44
    Reacher machte sich auf den Weg nach Norden, um direkt ins Stadtzentrum zu gelangen. Er schlängelte sich zwischen Häusern durch und mied die Straßen, wo es ging. Unterwegs sah er keine Fußgänger, nur einmal in der übernächsten Straße ein Auto. Eine alte Limousine, die mit Fernlicht fuhr. Vielleicht ein Mann, der als Abschnittsleiter auf Inspektionstour war. Reacher blieb eine Weile hinter einem Holzzaun in Deckung. Dann überquerte er ein unbebautes Grundstück und erreichte den ersten innerstädtischen Straßenblock mit Klinkergebäuden.
    Dort blieb er an eine Mauer gelehnt stehen, um sich sein weiteres Vorgehen zu überlegen. Den Stadtplan von Despair hatte er ziemlich genau im Kopf. Er beschloss, die Straße zu meiden, in der das Restaurant lag. Es hatte bestimmt noch geöffnet. Kurz vor einundzwanzig Uhr wäre für Essensgäste vielleicht schon spät gewesen, aber weil heute Nacht ganz Despair auf den Beinen war, würde es vermutlich offen bleiben und die Truppe mit Erfrischungen versorgen.
    Er blieb weiter im Schatten, folgte einer schmalen Querstraße, bog dann ab und kam an die Ladenkirche. Sie war leer. Vielleicht war Thurman zuvor hier gewesen und hatte um Erfolg gebetet. In diesem Fall erwartete ihn eine betrübliche Enttäuschung. Reacher bewegte sich lautlos weiter, bog nochmals ab und hielt auf die Polizeistation zu. Alle Straßen waren menschenleer. Die gesamte aktive Einwohnerschaft hielt sich draußen am Stadtrand auf und starrte ins Dunkel, ohne zu ahnen, was hinter ihrem Rücken passierte.
    In der Straße mit der Polizeistation brannte eine einzige Lampe, die schwaches gelbliches Licht verbreitete. Die Polizeistation selbst war dunkel, die äußere Tür abgesperrt. Altes Holz, darin ein unfachmännisch eingebautes Zylinderschloss mit fünf Zuhaltungen. Reacher zog die Schlüssel heraus, die er dem Deputy in der Bar abgenommen hatte. Er begutachtete

Weitere Kostenlose Bücher