Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Outlaw - Child, L: Outlaw - Nothing to Lose (12 Reacher)

Outlaw - Child, L: Outlaw - Nothing to Lose (12 Reacher)

Titel: Outlaw - Child, L: Outlaw - Nothing to Lose (12 Reacher) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
Vom Netzwerk:
gewöhnt. Xerophile, die Trockenheit liebende Pflanzen – von der griechischen Vorsilbe xero, trocken. Daher xerokopieren, ohne flüssige Chemikalien kopieren. Zenon von Kition hätte über Xerokopien gestaunt, aber solche Pflanzungen gebilligt. Er hatte sich immer treiben lassen und sein Schicksal ohne Murren akzeptiert. Er hatte lieber in der Sonne sitzend grüne Feigen verspeist, statt Zeit und Energie darauf zu verwenden, der Natur mit Bewässerung ins Handwerk zu pfuschen.
    Reacher überquerte die Start- und Landebahn. Vor der letzten Pflanzeninsel erhob sich die große Scheune. Er hielt direkt auf sie zu. Ihr Segmenttor stand offen, sodass das Gebäude nur drei Außenwände zu haben schien. Etwa fünfzehn Meter breit, sechs hoch, zehn tief. Der Hangar war fast ganz von einem weißen Flugzeug ausgefüllt. Von einer rückwärts eingeparkten Piper Cherokee, die waagrecht auf ihrem Dreibeinfahrwerk stand: still, im Ruhezustand und in der Nachtkälte leicht mit Tau bedeckt. Inzwischen war es kurz vor zweiundzwanzig Uhr. Um diese Zeit hätte sie sonst fast die Hälfte des üblichen Nachtflugs zurückgelegt. Aber heute Nacht stand sie im Hangar. Sie war gar nicht in der Luft gewesen.
    Weshalb nicht?
    Reacher betrat den Hangar und ging an der linken Flügelspitze vorbei. Trat wieder an den Rumpf, fand die Stufe, stieg auf die Tragfläche und spähte durchs Fenster in die Kabine. Er war viel mit Kleinflugzeugen unterwegs gewesen, wenn die Army fand, ein Jeep oder der Zug sei zu langsam. Aber er hatte sie nie sehr gemocht. Sie erschienen ihm klein und trivial und irgendwie unseriös. Wie fliegende Autos. Er hatte sich eingeredet, sie seien besser verarbeitet, aber dafür gab es kaum überzeugende Beweise. Dünnes Alublech, gebogen und genietet, schwache Splinte und Drähte, stotternde Motoren. Thurmans Cherokee sah nicht besser als die meisten aus. Sie war ein schlichter Viersitzer, etwas abgenutzt, stellenweise fleckig. Sie hatte Türen wie aus Pappe, eine geteilte Frontscheibe und weniger komplizierte Instrumente als die meisten modernen Autos. Eines der Seitenfenster wies einen kleinen Sprung auf. Die Sitze sahen durchgesessen aus, und die Sitzgurte waren an den Rändern ausgefranst.
    Auffällig war, dass in der Kabine nichts aus Papier herumlag: kein Schreibbrett, kein Handbuch, keine ICAO -Karten. Und dass die Cherokee nicht viel Fracht transportieren konnte. Dafür gab es nur ein paar Stauräume und die drei freien Sitze. Nachts fliegt niemand zum Vergnügen, hatte Lucy Anderson gesagt. Da gibt’s nichts zu sehen. Folglich transportierte Thurman irgendetwas, schaffte es fort oder brachte es auf seinen Flügen mit. Oder er besuchte einen Freund. Oder eine Geliebte. Vielleicht führte dieser wiedergeborene christliche Amerikaner ein verruchtes Doppelleben.
    Reacher sprang von der Tragfläche und verließ den Hangar. Er schlenderte durch die Nacht und besichtigte die übrigen Nebengebäude. Eines war eine Garage mit drei Toren am Ende einer schnurgeraden Zufahrt, die an einem eine Viertelmeile entfernten schmiedeeisernen Tor in der Mauer begann. Ein weiterer großer Holzschuppen enthielt vermutlich alles, was der Gärtner an Maschinen brauchte. Das Herrenhaus selbst machte einen prachtvollen Eindruck. Es war mit geöltem Holz verkleidet, dessen Farbe zwischen Goldgelb und Walnussbraun changierte. Manche Fenster reichten über zwei Stockwerke. Hinter ihnen schimmerten Wandtäfelungen unter hohen Tonnendecken. Es gab Natursteinakzente, prächtige Orientteppiche, offene Kamine, Klubsessel und Ledersofas. Ein Refugium für einen Gentleman, in dem es immer nach Zigarren riechen würde. Reacher hatte noch den Geschmack der halb gerauchten Zigarette im Mund. Er machte einen Rundgang ums ganze Haus und dachte dabei an Camels, dann an Kamele und Nadelöhre. So gelangte er wieder zu dem Hangar, in dem er sich noch mal das Flugzeug ansah. Dann ging er auf demselben Weg zwischen Pflanzeninseln zur Start- und Landebahn, überquerte sie und erreichte die Mauer. Zehn Sekunden später saß er wieder in dem gestohlenen Pick-up.
    Er wendete, fuhr zum Metallzaun des Werks zurück und folgte ihm entgegen dem Uhrzeigersinn. Die Natursteinmauer war leicht zu ersteigen gewesen, aber der Metallzaun ließ sich unmöglich überwinden. Er bestand aus einer zweieinhalb Meter hohen glatten Wand, die von einer Endlosröhre mit fast zwei Metern Durchmesser gekrönt wurde – als läge eine Klopapierrolle auf einem stehenden dicken Buch. Diese

Weitere Kostenlose Bücher