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Outlaw - Child, L: Outlaw - Nothing to Lose (12 Reacher)

Outlaw - Child, L: Outlaw - Nothing to Lose (12 Reacher)

Titel: Outlaw - Child, L: Outlaw - Nothing to Lose (12 Reacher) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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stand. Er hatte es am ersten Abend, als der Kerl aus der Arbeit gekommen war und sich im Garten hatte übergeben müssen, von hinten gesehen. Ein Weg von fünf Minuten, für den er zehn brauchte, weil er sich lautlos und vorsichtig bewegte. Das Haus war ein weiteres altes Ranchhaus mit in der Mitte leicht durchhängendem Dach. Eine Holzverschalung, die einen Anstrich brauchte, aufgebogene Schindeln aus Dachpappe, vertrocknete Blumenrabatten. Kein richtig angelegter Garten. Nur nackte Erde mit einem Trampelpfad zur Haustür und eine Fahrspur, die zu dem Abstellplatz beim Küchenfenster führte.
    Dort stand der alte Pick-up mit Doppelkabine.
    Die Fahrertür war nicht abgeschlossen. Reacher glitt hinters Steuer. Der Sitz war abgewetzt und durchgesessen. Die Fenster waren schmutzig, und die Polsterung roch nach Schweiß, Fett und Öl. Reacher zog den Schlüsselbund heraus und fand den richtigen Schlüssel. Teilweise mit Kunststoff ummantelt, typische Form. Um ganz sicherzugehen, probierte er ihn aus. Er steckte ihn ins Zündschloss, drehte ihn leicht nach rechts. Kontrollleuchten blinkten auf, und die Lenkradsperre wurde aufgehoben. Er drehte den Zündschlüssel wieder nach links, kletterte über die Sitze und streckte sich im Fußraum vor der Rücksitzbank aus.
    Es dauerte über eine halbe Stunde, bis die Einwohnerschaft registrierte, dass ihre Polizeistation brannte. Inzwischen stand sie in hellen Flammen. Von seinem Versteck im Truck aus sah Reacher Rauch, Funken und ein orangerotes Glühen sowie die ersten zögerlichen Flammen, schon lange bevor jemand reagierte. Aber irgendwann musste jemand an der Stadtgrenze etwas gerochen oder sich aus Langeweile umgedreht und dabei ein Leuchten am Horizont gesehen haben.
    Etwa eine Minute lang herrschten Unsicherheit und verwirrtes Geschrei.
    Dann brach heilloses Durcheinander aus.
    Die Disziplin brach sofort zusammen. Der Ring aus Wachposten kollabierte wie ein undicht gewordener Ballon. Während Reacher weiter still dalag, strömten Leute an ihm vorbei – erst nur wenige und zögerlich, dann viele und schnell. Sie rannten einzeln und in Gruppen, schrien, brüllten, waren fasziniert und unsicher, hatten für nichts anderes Augen als für den hellen Feuerschein vor ihnen. Reacher drehte den Kopf und sah sie aus allen Richtungen kommen. Auf den Querstraßen befanden sich plötzlich Dutzende von Menschen, dann Hunderte. Der Menschenstrom bewegte sich nur in eine Richtung, bis das Labyrinth der Innenstadt ihn verschlang. Reacher setzte sich auf, blickte sich um und beobachtete, wie die Letzten um Hausecken oder zwischen Gebäuden verschwanden.
    Lauter neue Deputys, verunsichert, unerfahren.
    Er lächelte.
    Wie Nachtfalter, die von einer Flamme angelockt werden, dachte er. Buchstäblich .
    Dann kletterte er über die Sitzlehnen nach vorn und drehte den Zündschlüssel ganz nach rechts. Der Motor sprang sofort an. Reacher fuhr ohne Licht langsam davon und schlug eine westsüdwestliche Richtung durch das verlassene Buschland ein. Auf der Straße weit rechts von sich erkannte er Scheinwerfer. Vier Fahrzeuge, die nach Despair rasten. Bestimmt die beiden Tahoes des Sicherheitsdiensts, dazu der Krankenwagen und vielleicht ein Feuerlöschfahrzeug, das er nicht gesehen hatte. Er fuhr langsam weiter, holte im Buschland nach Westen aus, holperte über waschbrettartige Bodenwellen und Felsbrocken. Seine Durchschnittsgeschwindigkeit betrug keine zwanzig Meilen. Das war schneller, als wenn er gerannt wäre, aber trotzdem dauerte es über sieben Minuten, bis er im Dunkel vor sich den weiß leuchtenden Metallzaun des Werks sah.

45
    Reacher machte um das Südende der Recyclinganlage herum einen Bogen und fuhr weiter, bis die Natursteinmauer von Thurmans Villengrundstück vor ihm aufragte. Sie war in der Dunkelheit schwer auszumachen. Aber sie würde leicht zu erklettern sein. Reichlich Griffe und Tritte in den tiefen Spalten zwischen den Steinen. Er fuhr die Mauer entlang und hielt ungefähr dort, wo die als Hangar dienende übergroße Scheune stehen musste. Er stellte den Motor ab, stieg geräuschlos aus und war nicht mal zehn Sekunden später über der Mauer.
    Unmittelbar vor ihm lag die Start- und Landebahn. Ungefähr zwanzig Meter breit und fünfhundert Meter lang, sorgfältig planiert, gut instand gehalten. Auf beiden Seiten der Bahn hatten Landschaftsgärtner kleine Inseln bepflanzt. Alle Pflanzen wiesen lange spitze Blätter auf, die bei Nacht silbern leuchteten. Einheimisch, an die Wüste

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