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Overkill - Bale, T: Overkill - Terror's Reach

Overkill - Bale, T: Overkill - Terror's Reach

Titel: Overkill - Bale, T: Overkill - Terror's Reach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Bale
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der seinen Kummer die meiste Zeit mit großer Würde ertrug. Das Schicksal, das über ihn hereingebrochen war, hatte er nicht verdient.
    Aber wer hat das schon verdient?, dachte Angela.
    Sie lehnte das Fahrrad an den Zaun und warf einen Blick über die Schulter, um sich zu vergewissern, dass Brel ihr in den Garten gefolgt war. Bevor sie ins Haus ging, sah sie noch einmal nach ihrem Knie. Die Schürfwunde war bereits schön trocken, aber das Auswaschen mit Hamamelis konnte noch warten. Erst einmal brauchte sie eine Tasse Tee und eine Verschnaufpause.
    Sie holte ein paar Mal tief Luft, um sich zu sammeln. Dann rieb sie sich mit den Händen übers Gesicht, nahm ihren Hut ab und versuchte ihre Frisur wenigstens halbwegs zurechtzurücken. Albern eigentlich — sie hätte als Clown geschminkt und mit einer knallorangefarbenen Perücke auf dem Kopf ins Zimmer marschieren können, und Donald hätte den Unterschied kaum bemerkt.
    Sie öffnete die Hintertür und ging hinein, und als sie über die Schwelle trat, wurde sie von der altbekannten Niedergeschlagenheit erfasst.
    Angela hatte einmal einen eindrucksvollen, wunderschönen Film gesehen, der den Titel Haus aus Sand und Nebel trug, und er hatte sie dazu inspiriert, ihr Haus auf ähnliche Weise zu taufen. Seit zwei Jahren war es das Haus aus Trauer und Wut , und auch wenn sie es nie über sich gebracht hätte, es zu verlassen, wusste sie doch, dass sie hier nie wieder wirklich glücklich sein könnte.
    Donald saß in ein Kochbuch vertieft an dem zerkratzten Fichtenholztisch in ihrer großen, altmodischen Küche. Er schien die Hitze gar nicht zu spüren, denn er trug seine geliebten Gartenklamotten: eine alte braune Cordhose und ein fadenscheiniges kariertes Hemd. Erst als der Hund auf ihn zutapste und sich hechelnd zu seinen Füßen fallen ließ, nahm er ihre Anwesenheit überhaupt zur Kenntnis.
    »Na, war‘s schön?«

    »Fantastisch«, log sie. »Aber es ist eine Bullenhitze da draußen. Der arme Brel hat sich schwer abgeplagt.«
    Donald beugte sich vor und streichelte den Kopf des Labradors. »Du fährst viel zu schnell, das ist das Problem. Du bist hier schließlich nicht bei der Tour de France.«
    »Es hält mich fit. Ich wünschte, du würdest auch mehr Sport treiben.«
    »Sinnlos«, erwiderte er und befeuchtete seinen Finger, um die Seite umzublättern. »Hast du jemanden getroffen? «
    »Eigentlich nicht. Bloß diesen Typen, der für die Nasenkos arbeitet. Joe.«
    Angela sah, wie ihr Mann zusammenzuckte. Sein ganzer Körper verkrampfte sich, und er vergrub die Nase noch tiefer in seinem Buch. Sie schnappte sich den Wasserkocher und kippte das abgestandene Wasser ins Spülbecken.
    »Das ist nun mal sein Name , Donald. Er heißt Joe. Dafür kann ich nichts, und ich kann es auch nicht einfach ignorieren.«
    »Doch, das kannst du.«
    »Ach, Donald.« Ihre Verärgerung verpuffte in einem Seufzer, übertönt vom Rauschen des Wassers, mit dem sie den Kocher auffüllte. Hier saß ein Mann, der seinen Kummer definitiv nicht mit Würde ertrug.
    So oft schon hatte sie beschlossen, ihn zur Rede zu stellen und zu versuchen, diesem Unsinn ein Ende zu bereiten. Aber immer wieder schob sie es auf. Heute war ihre Rechtfertigung dafür ein kleines bisschen überzeugender als sonst. Nach ihrem Unfall fühlte sie sich erschöpft und mitgenommen. Die Sache hatte sie sehr viel mehr erschüttert, als sie Joe gegenüber einzugestehen gewagt hatte.
    Denn die Wahrheit war, dass der Motorradfahrer sie lange
vorher gesehen hatte, und doch hatte er keine Anstalten gemacht, ihr auszuweichen.
    Im Gegenteil – er hatte direkt auf sie zugehalten.
    Das Erste, was Liam auffiel, war, dass das Tor offen stand. Eine Sekunde später entdeckte er ein Auto in der Auffahrt. Es musste gekommen sein, nachdem Gough die Insel verlassen hatte.
    Er ließ den Transporter an der Einfahrt vorbeirollen und hielt neben der Grundstücksmauer an. Der Blick auf das benachbarte Anwesen war teilweise durch einige alte Obstbäume verstellt, und auf der anderen Straßenseite gab es gar keine Häuser. Wenigstens konnten sie sich hier unbeobachtet fühlen.
    Er drehte den Zündschlüssel um und überlegte, was zu tun war. Aber gleich darauf wurde er durch ein Klopfen an der Trennwand gestört. Eine gedämpfte Stimme rief seinen Namen.
    »Ja, schon gut.« Liam stieg aus und wischte sich mit den Händen übers Gesicht. Er vergewisserte sich, dass die Straße leer war, und öffnete dann die Hecktüren. Der Schwall heißer,

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