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P. S. Ich töte dich

Titel: P. S. Ich töte dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fitzek
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sich ihre Wege jemals gekreuzt hätten. Sie lebten 30 Meilen voneinander entfernt. Carols Team hatte schnell herausgefunden, dass Tina Chapman mit ihrem Wagen niemals die Werkstatt aufgesucht hatte, in der Jonathan Meadows arbeitete. Meadows wiederum hatte niemals eine der Schulen besucht, in denen Tina Chapman Lehrerin war. Sie besaßen auch keinerlei gemeinsame Interessen. Jeder andere an Tonys Stelle hätte wahrscheinlich längst aufgegeben, eine Verbindung zwischen den beiden Morden zu suchen. Auch Carol war mittlerweile skeptisch: Sie glaubte ebenso wenig wie ihr Kollege in Leeds daran, dass die Fälle zusammenhängen könnten. Tonys Instinkt sagte etwas anderes.
    Beim Lesen machte er sich Notizen.
Wasser, Feuer, vier Elemente?
Das wäre eine Möglichkeit, doch das brachte ihn nicht weiter. Wenn sich der Killer für seine Morde Methoden ausgesucht hatte, die Feuer, Wasser, Erde und Luft widerspiegeln sollten, was könnte das bedeuten? Und warum hatte er sie gerade bei diesen beiden Opfern angewendet? Tina Chapman war Lehrerin für Französisch. Was hatte das mit Wasser zu tun? Und welcher Bezug bestand zwischen einem Automechaniker und Feuer? Nein, solange er keine überzeugenderen Argumente finden konnte, führte die Vier-Elemente-Hypothese nicht weiter.
    Er las noch einmal die Akten und breitete die Blätter auf dem Wohnzimmerboden aus, um alle Informationen gleichzeitig im Blick zu haben. Und dieses Mal zog etwas viel Interessanteres seine Aufmerksamkeit auf sich.
     
    Carol starrte auf die zwei Blätter und fragte sich, was es da zu sehen gab. »Worauf soll ich achten?«
    »Die Daten«, antwortete Tony. »31. Oktober, 15. November.«
    Langsam dämmerte es. »Halloween, Bonfire-Night.«
    »Genau.« Wie immer, wenn er einer neuen Idee hinterherjagte, lief Tony im Zimmer umher, blieb ab und zu am Esstisch stehen und kritzelte irgendwelche merkwürdigen Notizen aufs Papier. »Was ist das Besondere an diesen beiden Tagen, Carol?«
    »Die Leute feiern auf besondere Art. Es ist Tradition.«
    Tony grinste und schwang seine Arme in die Luft. »Tradition. Genau das ist es. Du hast den Nagel auf den Kopf getroffen, Carol. Es sind traditionelle britische Feiertage.«
    »Halloween stammt aber aus Amerika«, hielt ihm Carol entgegen. »Süßes oder Saures, das ist nicht britisch.«
    »Aber ursprünglich war es das. Es leitet sich vom keltischen Samhain-Fest ab, dem Fest des Winteranfangs. ›Trick or treat‹ ist eine Variante der schottischen Tradition, sich zu verkleiden. Glaub mir, Carol, es wurde erst zu einem amerikanischen Fest, nachdem es die Iren mit über den Atlantik genommen hatten, aber seine Wurzeln lagen hier bei uns.«
    Carol stöhnte. »Manchmal glaube ich, das Internet ist ein schlimmer Fluch.«
    »Nicht für Leute mit einem wachen Geist. Wir haben also zwei traditionelle britische Feste. Ich frage mich, ob darin die Wurzel allen Übels liegt. Tina starb wie eine Hexe auf dem Tauchstuhl, Jonathan wie ein Opfertier auf dem Scheiterhaufen. Die Art und Weise, wie sie ermordet wurden, passt zum jeweiligen Datum.« Er drehte sich auf den Fersen herum und ging zu Carol zurück.
    »Deshalb frage ich mich, ob unser Killer jemand ist, der einen Hass auf Großbritannien und unsere Traditionen hegt. Jemand, der sich von diesem Land beleidigt fühlt? Oder jemand, der unter rassistischer Verfolgung zu leiden hat? Immerhin sind die Opfer Weiße, Carol. Und der Killer hat das Diwali-Fest nicht weiter beachtet. Okay, das Eid al-Fitr, das Fest des Fastenbrechens, steht noch aus, aber ich wette, dass er an diesem Tag kein Opfer sucht. Carol, ich glaube, ich bin auf einer heißen Spur.«
    Carol zog die Stirn in Falten. »Offen gesagt, diese Theorie klingt noch viel verrückter als all deine bisherigen. Selbst wenn du recht hättest, erklärt das noch nicht, warum er gerade diese beiden Personen ausgewählt hat.«
    Tony blieb stehen und starrte auf seine Notizen. »Ich weiß es nicht, noch nicht.« Sein Blick suchte den ihren. »Aber etwas ist ganz sicher.«
    Er konnte die Angst in ihren Augen sehen. »Was?«
    »Wenn wir den Killer nicht bald finden, wird das nächste Opfer ein toter Weihnachtsmann sein, der in einen Kamin gesteckt wurde.«
    Später sollte sie sich an Tonys Worte erinnern. Sie klangen in ihrem Kopf nach, als sie es am wenigsten erwartete. Carol saß gerade in der Kantine, ihre Aufmerksamkeit halb auf die Lasagne vor sich und halb auf den Bildschirm an der Wand gerichtet, als sie von einer Nachricht

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