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P. S. Ich töte dich

Titel: P. S. Ich töte dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fitzek
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erschüttert wurde, die sie stärker frösteln ließ als der Novemberschnee:
    Weihnachtsmann auf offener
    Straße entführt.

2
    Tonys Studienzeit lag zwar schon lange zurück, aber seinen Forscherdrang hatte er bis heute nicht verloren. Seine Ermittlungen gingen jedoch in eine andere Richtung als die von Carol und ihrem Team, denn er war überzeugt, dass der Schlüssel zur Aufklärung der Morde in den Verbindungslinien läge. Eine gründliche polizeiliche Ermittlung würde zwar viele Tatsachen ans Licht bringen, aber es blieb immer etwas zurück, das in irgendwelchen schwarzen Löchern verschwand. Die Leute waren abergläubisch, wenn es um das Ausplaudern von Geheimnissen ging. Sogar diejenigen, die ihre Informationen bereitwillig weitergaben, hielten stets etwas zurück. Teilweise, weil sie nicht anders konnten, aber auch, weil sie das vermeintliche Gefühl der Stärke auskosten wollten. Tony war ein Mann von außergewöhnlichem Einfühlungsvermögen; das war sein wertvollstes Instrument, aber zugleich seine größte Schwäche. Außerdem besaß er ein unglaubliches Talent, Leute zu überzeugen, dass sie nicht mehr ruhig schlafen könnten, ehe sie ihm nicht alle ihre Informationen weitergegeben hätten.
    Und deshalb richtete er seine ganze Aufmerksamkeit darauf, die wunden Punkte im Leben von Tina Chapman und Jonathan Meadows zu finden. Als Erstes fiel ihm auf, dass Tina Chapman gerade mal vier Jahre an der Schule war. In seiner Welt warf die Geschichte einen langen Schatten, und die Wurzeln eines Verbrechens führten häufig weit in die Vergangenheit zurück. Tony fragte sich, was Tina Chapman gemacht hatte, bevor sie nach Leeds kam, um Französisch zu unterrichten.
    Er wusste, dass er seine Neugier durch einen Anruf bei Carol womöglich schnell stillen konnte, aber er hatte ihre spöttischen Bemerkungen über das Internet noch nicht vergessen; so entschloss er sich, es zunächst ohne ihre Hilfe zu versuchen. Die Google-Recherche nach Tina Chapman brachte lediglich einen Eintrag bei Facebook, in dem Tina als »jedermanns Lieblingssprachlehrerin« beschrieben wurde, außerdem die Besprechung einer Oberstufen-Aufführung von »Der eingebildete Kranke«, bei der sie Regie geführt hatte, und jede Menge neuer Beiträge über den Mord. Einer von ihnen enthielt einen interessanten Hinweis. Tinas Sohn hieß nicht Ben Chapman, sondern Ben Wallace. »Sehr schön«, sagte Tony laut. Wenn Wallace der Nachname von Bens Vater war, bestand zumindest eine kleine Chance, dass ihn auch seine Mutter eine Zeitlang angenommen hatte.
    Er gab »Tina Wallace« in die Suchmaschine ein, worauf mehrere Akademiker und ein Immobilienmakler aus Wyoming ausgespuckt wurden. Danach versuchte er noch »Martina Chapman«, »Christina Chapman«, »Martina Wallace« und schließlich »Christina Wallace«. Er starrte auf den Bildschirm und konnte nicht glauben, was er da sah. Es gab keinen Zweifel. Wenn es jemals ein Motiv für Mord gegeben hat, dann dieses.
     
    Detective Inspector Mike Cassidy kannte Carol Jordan nur vom Hörensagen. Dass sich ihr Team um die wichtigsten Fälle kümmerte, wurde von den übrigen Kollegen in Bradfield gleichzeitig mit Neid und mit Bewunderung gesehen, je nachdem, ob sie sich Hoffnungen machten, selbst einmal dazuzugehören, oder ob sie wussten, dass sie dafür niemals gut genug sein würden. Cassidy gehörte keinem der beiden Lager an. Mit 42 Jahren war ihm klar, dass er zu alt war, um neben der Topermittlerin des Polizeichefs noch eine Nische zu finden. Trotzdem missgönnte er ihr nicht den Erfolg wie so viele andere. Cassidy verbarg nicht seine Überraschung, als Carol mit selbstbewusster Miene in sein Arbeitszimmer stürmte. Er stand auf und kam hinter seinem Schreibtisch hervor, um nicht in eine nachteilige Position zu geraten. » DCI Jordan«, begrüßte er sie mit einem förmlichen Nicken. Er wartete, dass sie aus der Reserve kam.
    Carol nickte ebenfalls. » DI Cassidy. Wie ich höre, kümmern Sie sich um die Entführung in der Market Street?«
    Cassidys Lippen verzogen sich zu einem spöttischen Lächeln. »Der Fall des gestohlenen Weihnachtsmannes? Nennt man ihn nicht so in der Kantine?«
    »Es ist mir egal, wie man den Fall in der Kantine nennt. Ich jedenfalls finde es nicht komisch, wenn ein Mann am helllichten Tag mitten in Bradfield gekidnappt wird.«
    Cassidy trug den Verweis mit Fassung. »Ich sehe das genauso wie Sie, Ma’am. Für Tommy Garrity oder seine Familie ist es bestimmt kein Spaß. Und

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