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P. S. Ich töte dich

Titel: P. S. Ich töte dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fitzek
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er sich, du hast es nicht im Griff. Er fährt vorbei. Sein Mund ist trocken. Nach der Kreuzung dreht er um. Schlägt die Autotür zu, setzt die Sonnenbrille auf und schlendert zu ihr. »Na, mein kleiner Schmetterling.« Sie zickt. Spuckt ihm ins Gesicht. Er spürt die Ader an seinem Hals schlagen. Sieht ihr Gesicht bluten. Hinter dem Steinbruch zerrt er sie vom Rücksitz.
    »Verzeih mir, Oldtimer!« Stille. Kein Laut kam mehr über seine verbrannten Lippen. Zäh klebten die Silben in seinem Gehirn fest. Erinnerungen verschmolzen mit Trugbildern.
    Die Schlampe kniet vor ihm. Welke Titten zwischen gelben Stofffetzen. Schlaffer Arsch. Ihm wird übel. Sein Ständer macht schlapp. »Dein Tuning hat versagt«, sagt er und tritt sie in die Rippen. Sie fällt in den Staub. »Bravo!«, hört er seinen Vater sagen. »Hast ja doch was kapiert.« Rick lacht. Dann kracht die Zimmertür gegen die Wand. Gestank. Der Vater keucht. Die Mutter weint. Die Schlampe weint. Flügel brechen. »Fresse halten«, schreit Rick. Gelbe Kleiderfetzen stürzen über den Rand des Steinbruchs. »Fick dich selber.«
    Hitze. Brand! Er fummelte an seinem Gürtel. Am Hosenknopf. Seine Finger waren butterweich. Er zerrte an den Hosenbeinen, glaubte, Jahrhunderte zu benötigen, bis das Scheißding endlich neben ihm lag. Wie konnte er sich bei der Dreckshitze nur so warm anziehen! Er musste doch die Schlampe knallen. Brauchte Abkühlung. Jetzt!
    Noch im Auto ruft er Jaracz an. Er zittert. Es war passiert. Übergekocht. Kontrollverlust total. Die Karre muss nach Polen. Keine Spuren! »Zwei Tage«, sagt Jaracz. Irgendein Arschloch bricht in die Werkstatt ein und beschädigt die Kiste. Jaracz zahlt dreihundert Mark weniger. »Versager«, brüllt der Vater. »Mörder«, schreit Oldtimer, und aus Ricks Mund rinnt warm das Blut.
    Alpträume!, sagte er sich. Steh auf!
    Rick fühlte sich plötzlich hellwach. Strich über seine verklebten Augen. Keine Tränen. Nur Schweiß! Er war erleichtert. Ein Rick weinte doch nicht! Ein Rick handelte!
    Oldtimer dreht Ricks Turm in der Hand. »Jeder Kampf fordert Opfer«, sagt er. Ich setz dich matt, Bastard!, denkt Rick und antwortet: »Vor der Tour zum See rauf bringst du deinen Wagen noch mal zu mir. Öl. Frostschutz. Winterräder.« »Du die Technik, ich den Proviant«, nickt Oldtimer.
    Er entspannte sich. Wie einfach alles gewesen war! Fast musste er lachen. Aber dazu war er zu müde. Und überall waren diese phantastischen Bilder. Im bunten Licht saß Oldtimer. Er hob und senkte die Flügel, bereit, die Flatter zu machen.
    Oldtimer bringt den Wagen in Ricks Garage. Rick holt Elektrokabel, Sprengstoffzünder, mischt die Chemikalien. Zwei Stunden später holt Oldtimer den Wagen ab. Am nächsten Morgen fährt Rick im eigenen Wagen los. Berge. Die Serpentine. Das Licht blendet. Die Eisfläche glitzert.
Oldtimer parkt schon am Treffpunkt. »Ich helf dir ausladen«, sagt Rick. Beugt sich in Oldtimers Wagen. Ein Handgriff neben die Zündung. Kabel und Anlasser sind verbunden. »Startklar«, grinst er zu Oldtimer und schultert den Rucksack.
    Oldtimer breitete die Flügel aus. Rick sah ihm nach, wie er sich gen Himmel erhob, auf und nieder schwirrte, die gelben Schwingen von einem goldenen Saum umflossen. Immer höher stieg er, jagte auf die Sonne zu, wurde kleiner, winzig, verschmolz mit dem endlosen Licht, bis er in die Glut stieß und als gigantischer Feuerball explodierte.
    ◊
    Simon Wolf erhob sich. Die Mondsichel spiegelte ihren silbernen Hof auf dem schwarzen Eis des Sees. Das Knistern des Feuers war verstummt, nur der Wind flüsterte noch im Schilf, als wolle er ihm zuraunen, dass jetzt alles gut war.
    Er blickte auf den Mörder seiner Frau. Seine Silhouette hob sich kaum vom Weiß des Schnees ab. Auf allen vieren war er durch den Schnee gekrochen, nackt, kraftlos, zuletzt zusammengesackt. Der Gestank von Urin mischte sich mit dem Geruch kalter Asche.
    Kältetod. Wolf kannte den Verlauf. Als Bulle wusste man Dinge, die man nicht freiwillig lernte. Fast jeden Winter waren Fälle von entkleideten Toten auf seinem Tisch gelandet. Vermeintliche Sexualdelikte. In Wirklichkeit Erfrorene. Verwirrte Alte, Obdachlose, Betrunkene – Menschen ohne Zuhause, die alle denselben Sterbeprozess durchlitten hatten: irrsinnige Kälteschmerzen, Herzrasen, Zittern. Kampf und Bewusstseinsverlust. Verschwinden von Qual und Panik. Muskelerschlaffung, oft Hochgefühl und das Vermischen von Wirklichkeit und Halluzination, begleitet von einem

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