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P. S. Ich töte dich

Titel: P. S. Ich töte dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fitzek
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um die fünfzig und hatte leicht gelichtetes Haar. Sein muskulöser Körper wurde langsam etwas schwabbelig. Tätowierungen waren keine zu sehen.
    »Das ist Nikolai Servan«, sagte Braxton. »Er ist der Inhaber dieses Geschäfts.«
    Bosch streckte seine Hand über den Tresen. Der Russe erhob sich von seinem Hocker und ergriff die Hand mit festem Druck.
    »Mr. Servan. Ich bin Detective Bosch, das hier ist Detective Edgar.«
    »Nick. Bitte nennen Sie mich Nick.«
    Er hatte einen ausgeprägten Akzent, und Bosch schätzte, dass er erst seit wenigen Jahren im Land lebte. Edgar langte über die Theke und schüttelte Servan ebenfalls die Hand.
    Bosch ging um Braxton herum und trat in den engen Bereich hinter der gläsernen Schmucktheke, wo die Leiche lag. Es handelte sich um einen Weißen, der mit Ausnahme der rechten Hand, an der er im Unterschied zur linken keinen Handschuh trug, von Kopf bis Fuß in Schwarz gekleidet war. Bosch kauerte sich wie ein Baseball-Catcher neben den Leichnam und betrachtete ihn eingehend, ohne etwas zu berühren. Eine gestrickte Skimütze mit Löchern für Augen und Mund war über das Gesicht gezogen. Bosch sah, dass die Augen offen standen. Die Lippen waren zurückgezogen, obwohl der Tote die Zähne zusammengebissen hatte. Ohne aufzuschauen sagte Bosch:
    »Wann können wir mit dem Gerichtsmediziner und der Spurensicherung rechnen?«
    »Sie sind unterwegs«, sagte Braxton, »mehr weiß ich nicht. Allerdings ist heute nicht viel Verkehr.«
    Das Team des Gerichtsmediziners und die Leute von der Spurensicherung kamen aus der Innenstadt. Bosch und Edgar hatten von ihrem Revier nur acht Blocks zurücklegen müssen.
    »Kennst du den Typen, Brax?«
    »Ich sehe nicht genug von ihm, um mir sicher sein zu können.«
    Bosch sagte nichts. Er wartete. Er wusste, dass sich Braxton bestimmt einen raschen Blick unter die Skimaske gestattet hatte, obwohl das gegen die Regeln verstieß, wie man sich an einem Tatort zu verhalten hatte.
    »Er sieht so aus wie ein Bursche, den ich vor fünf Jahren habe hochgehen lassen. Er hieß Monty Kelman«, meinte Braxton.
    Bosch nickte.
    »Vermutlich hier in der Gegend tätig?«
    »Meistens. Ich habe mir sagen lassen, dass er auch auswärtige Aufträge ausgeführt hat. Er gehörte zu einer Truppe, die für Leo Freeling gearbeitet hat. Sie waren im Valley aktiv. Leo ist allerdings vor ein paar Jahren ums Leben gekommen. Seither hat Monty seine Dinger allein inszeniert.«
    »Und auch allein ausgeführt?«
    »Kommt drauf an.«
    Bosch zog ein Paar Latexhandschuhe aus der Tasche, blies sie wie Ballons auf, damit sie besser passten, und streifte sie über. Er kniete sich hin und versuchte dann, die Leiche etwas herumzudrehen, um nach Verletzungen und dem fehlenden Handschuh zu suchen. Er sah nichts, wollte den Leichnam aber auch nicht ganz aus seiner Lage bringen, bevor die Fotos gemacht waren und der Gerichtsmediziner mit seinem Team den Tatort in Augenschein genommen hatte.
    »Und wie ist unser Freund gestorben?«
    Das war eine rhetorische Frage, aber er sah Servan dabei an. Der Leihhausbesitzer wirkte entsprechend überrascht, fast als fühle er sich beschuldigt. Servan breitete die Hände aus und schüttelte den Kopf.
    »Ich weiß nichts«, sagte er. »Ich komme in Laden, schließe auf, er da, tot.«
    Bosch nickte und betrachtete den Thekenbereich. Ihm fiel auf, dass Edgar nicht mehr da war. Er sah Braxton an.
    »Brax, könntest du bitte Mr. Servan zu einem Streifenwagen begleiten, damit wir hier arbeiten können.«
    Während Braxton Servan nach draußen brachte, kehrte Bosch zu der Leiche zurück und fuhr mit seiner Untersuchung fort. Er hob die nackte Hand hoch, betrachtete sie und versuchte, die Frage zu klären, warum sie nicht in einem Handschuh steckte. Da fiel ihm am Daumen eine Verfärbung auf. Eine bräunlich gelbe Linie. Eine entsprechende Linie fand sich auch am Zeigefinger. Mit beiden Händen drückte er Daumen und Zeigefinger gegeneinander, bis beide Linien übereinanderlagen. Es hatte den Anschein, als hätte die Hand – die rechte – einen Stift oder einen anderen dünnen Gegenstand gehalten, der die Abdrücke hinterlassen hatte.
    Vorsichtig legte Bosch die Hand wieder auf den Boden und nahm die Füße der Leiche in Augenschein. Er zog den rechten Schuh herunter, einen schwarzen Lederturnschuh mit einer schwarzen Gummisohle. Dann zog er dem Toten die schwarze Socke aus. Auf dem Fußballen fand sich eine runde Verfärbung, in der Mitte braun und nach außen hin

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