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P. S. Ich töte dich

Titel: P. S. Ich töte dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fitzek
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paradoxen Hitzeempfinden, bei dem sich die Sterbenden mit einem letzten Rest Kraft auszogen. Kälteidiotie nannte die Fachwelt das.
    Rick war jetzt bewusstlos. Hatte Vorhofflimmern, versteifte Muskeln und glitt hinüber in die letzte Phase zwischen Leben und Exitus: Vita reducta. Scheintod.
    Wolf streckte sich und hielt das Gesicht in den Himmel. Die Luft legte sich wie Eis auf seine Wangen.
    Zeit zu gehen.
    Er packte die Thermoskanne in den Rucksack und stapfte durch die Dunkelheit zum Parkplatz. Endlich war er frei. Konnte ins Leben zurückkehren. Er hatte sein Versprechen gehalten. Für Gerechtigkeit gesorgt. Karin gesühnt. »Zur Feier des Tages lasse ich dich heute gewinnen«, sagte er und warf das Gepäck in den Wagen. »Gleich bin ich bei dir, mein Engel!«
    Lächelnd drehte er den Zündschlüssel um.

Späte Abrechnung
    Michael Connelly

    D as Three Kings, ein Leihhaus am Hollywood Boulevard, war im Laufe zweier Jahre dreimal von einem Einbrecher heimgesucht worden. Die Vorgehensweise war in allen Fällen ähnlich, und so vermutete das Los Angeles Police Department, dass es sich jeweils um denselben Täter gehandelt hatte. Dieser war mit äußerster Vorsicht zu Werke gegangen und hatte darauf geachtet, keine Fingerabdrücke oder andere Hinweise auf seine Identität zu hinterlassen. Weder kam es zu einer Festnahme, noch konnte das Diebesgut sichergestellt werden. Nikolai Servan, den russischen Einwanderer, dem das Geschäft gehörte, brachte das Rechtssystem seiner neuen Heimat ins Grübeln.
    Am 24. Dezember diesen Jahres schloss Servan die Hintertür seines Leihhauses auf, trat ein und stellte fest, dass sein Geschäft ein viertes Mal heimgesucht worden war. Außerdem bemerkte er, dass der Einbrecher noch im Laden war. Diese zufällige Entdeckung führte schließlich dazu, dass sich Detective Harry Bosch und sein Partner Jerry Edgar im Three-Kings-Pfandleihgeschäft einfanden.
    Kurz nach zehn Uhr trafen sie in einer schnittigen Limousine ein, die Bosch aus dem Car Pool der Hollywood Division ausgeliehen hatte. Sie wussten, dass ein Kollege vom Einbruchsdezernat namens Eugene Braxton zusammen mit Nikolai Servan auf sie wartete. Und die Leiche natürlich.
    »Schau dir das an, Harry. Sieht wirklich wie ein Weihnachtsgeschenk aus«, meinte Edgar, als Bosch den Motor abstellte. »Wir brauchen es nur noch auszupacken.«
    Edgar hatte recht. Die Wände des kleinen, einstöckigen Pfandleihhauses leuchteten rot, und das gelbe Flatterband, mit dem die Streifenbeamten die Vorderseite des Geschäfts abgesperrt hatten, sah aus wie Geschenkband. Bosch machte sich nicht die Mühe, die Beobachtung seines Partners zu kommentieren. Er stieg aus und schloss die Fahrertür.
    Einen Augenblick lang blieb er auf dem Bürgersteig stehen und betrachtete das Pfandleihgeschäft. Es lag zwischen einem Sexshop und einem Geschäft, in dem Privatleute ein Postfach mieten konnten. Ein stählernes Sicherheitsgitter war hochgeschoben worden, vermutlich von Servan selbst, nachdem er am Morgen die Polizei alarmiert hatte. Bosch schaute zum Ladenschild über dem Schaufenster, das drei im Dreieck angeordnete Kugeln zeigte, das internationale Symbol der Pfandleiher, ergänzt durch Königskronen, die auf den Bällen thronten.
    »Schick«, sagte Edgar, der ebenfalls das Schild betrachtete.
    »Außerordentlich«, erwiderte Bosch. »Bringen wir es hinter uns.«
    »Mach dir meinetwegen keine Sorgen, Har. Ich werde die Dinge nicht unnötig hinauszögern. Es ist Heiligabend. Ich will diese Sache rasch erledigen und dann ausnahmsweise einmal früh Feierabend machen.«
    Bosch trat ein und begab sich durch den vorderen Teil des Geschäfts an Fahrrädern, Golfschlägern, Antiquitäten und Musikinstrumenten vorbei zum Ladentresen, an dem Braxton und Servan warteten.
    Braxton, der bei den letzten drei Einbrüchen in das Three Kings ermittelt hatte, war als Erster eingetroffen, weil Servan dessen Visitenkarte neben sein Telefon geklebt hatte. Als der Besitzer des Geschäfts morgens zur Arbeit gekommen war und den toten Einbrecher hinter der Schmuckvitrine gefunden hatte, hatte er nicht etwa die Notrufnummer gewählt, sondern Braxton verständigt.
    »Fröhliche Weihnachten, Brax«, sagte Bosch. »Was haben wir hier?«
    »Jauchzet und frohlocket, Harry«, erwiderte Braxton. »Ein Einbrecher weniger auf der Welt. Schon allein das beschert mir ein frohes Fest.«
    Bosch nickte und sah Servan an, der auf einem Barhocker auf der anderen Seite des Tresens saß. Er war

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