P S: Verzeih mir!: Roman (German Edition)
Situation nur noch peinlicher machte.
»Es liegt nicht an mir, es ihm zu sagen, aber ich muss zugeben, ich bin ein bisschen verblüfft«, erwiderte sie sanft. »Ich denke, es ist gut, dass du verantwortlich handelst und alles, aber gleichzeitig bist du noch sehr jung, um …« Sie sah sie an. »Ich nehme doch an, dass … du es … tust, da es für dich so wichtig ist, ohne Unterbrechung weiterzumachen?«
Verdammt, das war wirklich ein sehr peinliches Gespräch.
Suzanne mied ihren Blick. »Können wir einfach fahren und sie holen?«, sagte sie, ohne die Frage zu beantworten, und Leonie fand, dass sie ihr keinen Vorwurf machen konnte. Sie war nicht ihre Mutter und hatte kein Recht, sie auszufragen. Aber apropos …
»Weiß deine Mutter davon? Dass du die Pille nimmst, meine ich.«
Suzanne nickte heftig. »Ja, aber sie will auch nicht, dass Dad es erfährt. Er würde ausrasten.«
Leonie konnte nicht verstehen, warum Andrea das billigte, aber schließlich hatte sie ja auch keine Ahnung, wie es war, einen Teenager großzuziehen, oder? »Also gut, wir fahren später hin, um sie zu holen. Aber lass uns erst was zu essen bestellen, okay?«
»Danke, Leonie, ich weiß es echt zu schätzen.« Je weniger streitlustig sich Suzanne aufführte, desto jünger wirkte sie.
Während sie darauf warteten, dass ihr Essen geliefert wurde, saßen sie nebeneinander auf dem Sofa und sahen fern. Leonie versuchte ihr Bestes, damit klarzukommen, was sie gerade gehört hatte. Nun, da sie davon wusste, musste sie Suzanne einfach anders sehen.
O Gott, war sie irgendwie prüde, dass sie so schockiert davon war? Egal, was sie denken mochte, sie würde nicht dafür verantwortlich sein, dass Suzanne ihre Pille nicht nahm und deshalb in noch größere Schwierigkeiten geriet.
Als sie mit dem Essen fertig waren, stiegen sie ins Auto und fuhren los nach Wicklow. Suzanne redete auf der Fahrt nicht allzu viel, und Leonie war es ebenso recht zu schweigen, vertieft in ihre eigenen Gedanken.
Sie hatte das Gefühl, dass Adam davon erfahren sollte, doch gleichzeitig ging es sie eigentlich nichts an, und es war ganz sicher nicht ihre Sache, es ihm zu sagen. Sollte sie vielleicht mit Andrea reden, ihre Sorge äußern? Sie konnte sich deren Reaktion vorstellen, und um fair zu sein, hätte Andrea das Recht, ihr zu sagen, sie solle sich um ihren eigenen Kram kümmern.
Leonie fuhr von der N11 bei der Ausfahrt Ashford ab und Richtung Haus. Als sie vor der Tür vorfuhren, sah sie überrascht, dass ein Auto dort stand. Es war ein alter, klappriger Volkswagen, der offenbar schon bessere Tage gesehen hatte.
»Wem gehört das Auto?«, fragte sie Suzanne.
»Billy«, antwortete diese locker und stieg aus.
Aha, dachte Leonie, also hatte sie recht gehabt und Andrea war mit ihrem Freund weggefahren. Sie zog es eindeutig vor, in ihrem eigenen, edleren Audi zu verreisen und nicht in diesem abgetakelten Ding. Sie war überrascht; Leonie fand es schwer, Adams Ex, die doch angeblich den schöneren Dingen des Lebens zugetan war, mit einem Mann in Verbindung zu bringen, der so ein Auto fuhr. Aber vielleicht benutzte der Typ den Wagen ja nur zum Herumfahren, und sein anderes Auto war tatsächlich, wie es immer auf den lustigen Aufklebern stand, ein Mercedes?
»Willst du mit reinkommen?«, fragte Suzanne da. »Ich brauche nicht lang, aber na ja, da du mich den ganzen Weg hergefahren hast …«
Leonie nickte. »Ich denke, ich könnte mir die Beine vertreten.«
Suzanne benutzte ihren Schlüssel, um die Tür zu öffnen, und als sie hineingingen, wurden sie überrascht von Geräuschen eines Fernsehers irgendwo im Haus.
Beide wechselten Blicke. »Klingt, als ob jemand hier wäre.«
Suzanne zuckte mit den Schultern und ging dem Geräusch nach. »Vielleicht ist Mum früher wieder zurück«, sagte sie und öffnete die Wohnzimmertür.
Leonie folgte ihr mit beachtlichem Widerstreben; das Letzte, was sie wollte, war ein Treffen von Angesicht zu Angesicht mit Andrea. Doch als sie den Raum betrat, stand sie jemand völlig anderem gegenüber.
Auf dem Sofa vor dem Fernseher, in dem Fußball lief, und umgeben von Bierdosen, Pizzaschachteln und den Resten dessen, was er zum Frühstück gegessen hatte, lag ein großer, schlanker und, nach dem, was Leonie von ihm erkennen konnte, attraktiver Mann. Obwohl er ungefähr im gleichen Alter wie Leonie sein mochte, trug er abgetragene, verblichene Jeans, ein abgeschnittenes T-Shirt und hatte eine schmuddelige Langhaarfrisur, die ihn
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