P S: Verzeih mir!: Roman (German Edition)
Hintern machte. Sie nahm an, dass sie das von ihrem Dad geerbt hatte, der Zeitungsjournalist gewesen war zu einer Zeit, als Geschichten, echte Geschichten noch zählten.
»Wir sind jetzt fertig«, sagte Cyndi in einem Ton, der eher eine Feststellung beinhaltete als eine Frage.
»Sicher«, erwiderte Alex locker. »Soll ich dich zurück zum Sender mitnehmen? Dave und ich fahren jetzt in die Richtung.« Als Nächstes ging es direkt in den Schneideraum, um die Geschichte für einen Platz in den Abendnachrichten fertigzubekommen, und Sylvester würde bis dahin zweifellos vor alle Werbepausen einen Fünf-Sekunden-Anreißer wollen.
»Eigentlich muss ich woanders sein«, antwortete Cyndi, und es klang, als ob sie zu einem Treffen mit dem Präsidenten müsste.
»Okay, dann ruf ich dich an, wenn wir dich morgen zum Filmen brauchen. Ich glaube aber, ein Voiceover sollte reichen.« Morgen stünde ein Interview mit einem neunundsechzigjährigen Typen an, der der älteste Cable-Car-Fahrer der Stadt war und in Kürze in Rente gehen würde. Da der Mann (anders als die meisten Zuschauer) sich als ein lebhafter und unterhaltsamer Interviewpartner erwiesen hatte mit vielen Anekdoten aus seinen Jahren im Job, würden sie Cyndis hübsches Gesicht nicht brauchen, um das Interesse des Zuschauers zu fesseln oder Zeit auf dem Bildschirm zu füllen.
»Auch egal.« Cyndi war bereits anderswo, und Alex nahm sich vor, Sylvester zu fragen, warum er ihr ständig diese kostbaren Prinzessinnen aufs Auge drückte. Sie wusste, er würde damit kontern, dass er darauf beharrte, sie solle doch selbst vor die Kamera treten, doch sie hatte kein Interesse daran. Mit ihren großen braunen Augen, hohen Wangenknochen und einem Aussehen, das die Leute oft als »exotisch« bezeichneten (was vor allem auf ihr mediterranes Erbe zurückzuführen war), nahm sie an, dass sie für die Rolle wahrscheinlich wie geschaffen war, doch sie hatte sich schon immer hinter der Kamera wohler gefühlt als davor. Und, überlegte sie, während sie mit einer Strähne ihrer langen dunklen Haare spielte, es hieße, dass sie zehn Pfund abnehmen und eine Tonne Make-up jeden Tag tragen müsste, was einfach nicht in Frage kam.
Alex war kurz vor der Mittagszeit zurück an ihrem Schreibtisch im Büro von SFTV. Sie sah ihre Nachrichten durch und entdeckte, dass mitten in dem beruflichen Kram eine steckte, sie solle ihren Anwalt anrufen. Alex’ Herz schlug automatisch schneller.
Es konnte doch nicht sein, oder?
Sie wischte sich die Hände, die plötzlich ganz klamm geworden waren, an ihren Jeans ab, bevor sie den Hörer abnahm, um zurückzurufen.
»Doug, hier ist Alex«, sagte sie und versuchte gleichmäßig zu klingen. »Sie haben angerufen?«
»Leider keine guten Nachrichten«, antwortete Doug ohne große Vorrede. »Dieselbe alte Geschichte.«
»Was?« Alex war sich nicht ganz sicher, wie sie sich fühlen sollte. Sie hatte erwartet, dass sie diesmal andere Nachrichten hören würde. »Sie haben ihn nicht geschnappt?«
»Nun, was unseren Typen angeht, so hatten Sie recht; er war mal da, aber ist es nicht mehr.«
Sie wusste ehrlich nicht, ob sie Erleichterung oder Enttäuschung empfinden sollte. Ihr war natürlich klar, was sie fühlen sollte, doch wenn es darum ging, befand sie sich nie auf sicherem Boden.
»Was machen wir denn nun?«, fragte sie Doug. »Ich meine, es muss doch erledigt werden.«
»Ich kann kurzfristig nicht viel für Sie tun, wenn wir diesen Typen nicht festnageln können, Alex.« Der Anwalt war vorsichtig. »Hören Sie, fragen Sie doch noch etwas rum und schauen Sie, was Sie herausfinden können, oder vielleicht denken Sie darüber nach, einen Profi auf den Fall anzusetzen. Sonst werden wir uns eine Alternative überlegen müssen, aber dafür ist es wahrscheinlich im Moment noch zu früh.«
»Zu früh … aber es ist über ein Jahr her!«, rief sie aus, auch wenn es in Wahrheit länger her war, seit alles wirklich begonnen hatte.
»Ja, aber in den Augen des Gesetzes …«, begann Doug mit seinem üblichen Mantra.
»Ich weiß, ich weiß«, sagte Alex erschöpft. »Ich versuche es ja weiter, schaue, ob ich etwas Neues herausfinde. Es tut mir alles so leid; ich war mir diesmal so sicher.«
»Tun Sie das. Und versuchen Sie sich keine Sorgen zu machen, wir werden den Kerl schließlich festnageln können. Das tun wir immer.«
»Das hoffe ich, Doug.« Sie bemühte sich, so zu klingen, als ob sie es so gemeint hätte, auch wenn sie sich in Wahrheit nicht so
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