P S: Verzeih mir!: Roman (German Edition)
zu planen«, fügte sie aufgeregt hinzu.
»Wirklich? Wohin wollt ihr denn?« Leonie war überrascht, das zu hören. Grace hasste im Allgemeinen Reisen, und die Zwillinge, die drei Jahre alt waren und nur Flausen im Kopf hatten, wären auf jedem Flug nicht zu bändigen.
»Ray hat von Tunesien gesprochen. Offenbar wird es dort nicht zu heiß um Ostern herum sein, aber es wird wärmer sein als Zypern, woran wir zuerst gedacht haben. Jetzt frag mich nicht mehr, denn er soll alles arrangieren, und um ehrlich zu sein, bin ich mir nicht mal sicher, ob es eine der griechischen Inseln ist oder …«
»Es ist Afrika«, erklärte Leonie ihr lächelnd. »Tunesien liegt in Afrika.« Angesichts der Geographiekenntnisse ihrer Freundin war es wahrscheinlich gut, dass Grace nicht viel reiste.
»Tatsächlich? Das habe ich nicht gewusst«, sagte sie und klang besorgt. »Wird es denn ein langer Flug sein? Allmächtiger Gott, ich weiß nicht, warum ich Ray diese Dinge organisieren lasse; er hat im Reisebüro einfach nach Wintersonne gefragt, und das haben wir dann bekommen. Er hatte bestimmt auch keine Ahnung. Wie ich ihn kenne, meint er sicher, es liegt in Spanien.«
Leonie lächelte und versuchte sich das Gespräch im Reisebüro vorzustellen.
»O Rosie, wirst du wohl mal aufhören!«, stöhnte Grace.
»Bist du sicher, dass du noch reden willst?«, fragte sie.
»Ach, achte nicht auf sie, sie spinnen nur rum, weil ich mich nicht mit ihnen beschäftige. Gott allein weiß, wie sie in einem Flugzeug sind! Aber wenn ich jetzt daran denke, wärst du doch genau die Richtige, die ich fragen kann, wohin wir wirklich reisen sollen. Warst du schon mal dort, in Tunesien, meine ich?«
Leonies Herz setzte einen Schlag aus. »Ja«, flüsterte sie. »Ist schon eine Weile her, nicht lange nachdem die Zwillinge geboren waren.«
»Wirklich? Ich kann mich gar nicht erinnern, aber das ist ja auch keine Überraschung – mein Hirn war damals aus Mus. Afrika, ja? Wie ist es denn da so? Wird es uns passen, weil ich wirklich nicht weiß, ob … Oh!«, rief sie aus und brach mitten im Satz ab, und da wusste Leonie, dass es endlich bei ihr Klick gemacht hatte. »Nach den Zwillingen? Natürlich! Es war doch nicht dort …«
»Doch«, beendete Leonie den Satz und versuchte gelassen zu klingen. »Dort haben Adam und ich uns kennengelernt.«
»O Lee, es tut mir leid, das habe ich völlig vergessen, und ich wollte das alles nicht wieder aufs Tapet bringen …«
»Hallo, du musst dich nicht entschuldigen. Ich kann ja nicht so tun, als ob es ihn nie gegeben hätte, oder?«
»Aber tust du das in gewisser Weise nicht gerade?«, wollte ihre Freundin wissen, und Leonie war wieder mal verblüfft darüber, wie Grace es trotz ihrer Zerfahrenheit immer schaffte, genau ins Herz der Dinge zu treffen.
»Nein«, antwortete sie fest. »Das tue ich nicht. Im Augenblick versuche ich lediglich das Schlechte hinter mir zu lassen.«
»Oh, das glaube ich jetzt nicht …«, stöhnte Grace erneut, und Leonie fragte sich, was die Kinder nun wieder angestellt hatten. »Rocky! Was um alles in der Welt geht bloß in deinem Kopf vor?«, fragte sie mit offensichtlicher Verzweiflung.
»Grace, ehrlich, du machst besser Schluss. Es klingt, als ob du dort wirklich alle Hände voll zu tun hättest.«
»Ich denke, das tue ich wohl besser, bevor sie noch das Haus um uns herum abbrennen«, seufzte ihre Freundin. »Typisch, das einzige Mal, wo ich mich ein bisschen wie eine Erwachsene unterhalten kann. Nun ja, egal, Glückwunsch zum neuen Job, und ich rufe dich bald wieder an, ja?«
»Genau«, antwortete Leonie. »Grüß die Kinder von mir.«
Nachdem sie sich verabschiedet hatte, legte sie auf und ging hinüber zum großen Fenster, in Gedanken immer noch ganz bei dem Gespräch über Graces Urlaubspläne.
Vor drei Jahren
Der Flug in Dublin hatte ein paar Stunden Verspätung gehabt, so dass Leonie, als sie endlich am Flughafen von Tunis landete, erschöpft und gereizt war. Die frühe Abendhitze und die stickigen Ankunftshallen halfen nicht dabei, ihre Laune zu heben, und als sie am Band auf ihr Gepäck wartete, war sie geneigt, dem zuzustimmen, was Grace gesagt hatte, bevor sie abgereist war.
»Ich weiß nicht, was du davon hast, wenn du so ins Ausland abhaust«, schimpfte ihre Freundin, als Leonie ihr mitteilte, dass sie für eine Woche in den Urlaub fliege. »Es wird doch alleine kaum Spaß machen. Vielleicht wenn du mir etwas früher Bescheid gesagt hättest, hätte ich mit
Weitere Kostenlose Bücher