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P S: Verzeih mir!: Roman (German Edition)

P S: Verzeih mir!: Roman (German Edition)

Titel: P S: Verzeih mir!: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Hill
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war so unerwartet und so normal, dabei jedoch so völlig unpassend angesichts der Umstände, dass Alex sich nicht sicher war, ob sie richtig gehört hatte.
    Aber, dachte sie dann mit beträchtlicher Erleichterung, das hieß auch, dass er nicht so verärgert über sie sein konnte. Warum sollte er sonst grinsen? Besonders da er so große Schmerzen hatte? Plötzlich brachen all der Kummer und die Sorge der letzten Tage in einer Kombination aus Erleichterung, Enttäuschung und schlichter Verwirrung aus ihr heraus.
    »Was ist los, Seth?«, schrie Alex und konnte ihre Gefühle nicht mehr beherrschen. »Was zum Teufel sollte das, von der Golden Gate Bridge zu springen? Das ist ein Sturz aus siebzig Metern Höhe!« Als die Schwester das Zimmer verließ, schien sie Alex wegen ihres nicht gerade mitfühlenden Tons einen Seitenblick zuzuwerfen. Nun, im Moment war sie auch alles andere als mitfühlend. Nach allem, was sie in den letzten Tagen durchgemacht hatte, lachte Seth sie nun aus!
    »Ja, ich weiß, wie tief der Sturz ist«, antwortete er und zog eine Grimasse.
    »Was zur Hölle hast du denn dann gemacht? War es eine Art Wette oder …? Mein Gott, Seth, du hast mich zu Tode erschreckt! Deine Familie wird bald hier sein, aber ich wusste eigentlich nicht, was ich ihnen am Telefon sagen sollte. Die ganze Zeit habe ich geglaubt, es war … dass du …«
    Er sah sie an und begriff, woraus sie hinauswollte. »Dass ich versucht habe mich zu verabschieden oder so?«, beendete er ihren Satz, und sein Atem ging schwer. »Komm schon, Alex, ich dachte, du würdest mich besser kennen.«
    »Nun, warum sollte ich etwas anderes denken, wenn die Polizisten mir erzählt haben, dass du gesehen wurdest, wie du von der Brücke sprangst?« Aus irgendeinem Grund liefen Alex nun Tränen die Wangen hinunter – besonders merkwürdig, da sie doch so verdammt wütend war. Aber sie konnte nicht leugnen, dass sie auch unglaublich erleichtert war.
    »Es tut mir leid, ich dachte, du wüsstest es«, keuchte er und zog eine Grimasse, und trotz seines prahlerischen Verhaltens war nicht abzustreiten, dass er beträchtliche Schmerzen hatte. »Ich habe es den Bullen gesagt, als ich aufgewacht bin.«
    »Ihnen was gesagt?«
    »Da war dieses Kind …« Wieder musste er Luft holen und leckte sich die Lippen. »He, könntest du mir vielleicht … etwas Wasser bringen?«
    »Klar.« Alex füllte ein Glas vom Nachttisch und hielt es ihm vorsichtig an die Lippen. Ihre Gefühle legten sich ein wenig. Es ging ihm wirklich schlecht, und nun, da sie wusste, dass ihre schlimmsten Befürchtungen hinsichtlich seines Motivs unbegründet waren, fragte sie sich, wie schwer seine Verletzungen tatsächlich waren. Innere Verletzungen und Brüche, hatten die Ärzte gesagt. Was bedeutete das? Ohne dass es ihr bewusst war, griff sie nach unten und nahm seine dick eingebundene Hand.
    Seth strahlte. »Aber Liebes … ich wusste nicht, dass du … dass es dir wichtig ist«, neckte er sie, und Alex ließ die Hand sofort los. »He, ich mach nur Witze!«, fügte er hinzu und zuckte leicht zusammen. »Ich bin froh, dass du hier bist, Alex. Eine Zeitlang habe ich geglaubt, ich … sei wirklich ein Todeskandidat.«
    Ich auch, sagte sie bei sich. »Jetzt erzähl, was passiert ist – und fang von vorne an.«
    Unter schmerzhaften Anfällen und Zuckungen berichtete Seth, dass er am Freitagnachmittag über die Golden Gate Bridge gejoggt war, als er eine Gruppe Teenager am Südturm bemerkte. »Sie hatten Bier getrunken und … machten sich einen Spaß mit dem kleineren Typen, forderten ihn heraus, hinaus zur … Kante zu klettern«, erzählte er ihr, und seine Hand zitterte unbeherrscht, als er versuchte das Wasserglas zu halten. Alex nahm es ihm schnell weg und hob es ihm an die Lippen, und es brach ihr das Herz, ihn so hilflos zu sehen. Nach einer Pause fuhr Seth fort: »Der arme Kerl sah ganz erschrocken aus, und die anderen … sahen einfach zu und lachten so …« Er verzog das Gesicht und hielt mitten im Satz inne.
    »He, mach langsamer«, mahnte ihn Alex und wischte ihm die feuchte Stirn ab.
    »Ich glaube, ich habe gedacht, sie … würden ihn schikanieren. Ich ging hinüber und hab versucht es zu stoppen, hab ihnen gesagt, ich würde die Sicherheitsleute rufen, wenn sie nicht aufhörten.«
    »Es waren keine Sicherheitsleute in der Nähe?«
    »Soweit ich sehen konnte, nein. Glaub mir, wenn doch, hätte ich nicht … wäre ich jetzt nicht in dieser Lage.«
    Alex nickte.

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