P S: Verzeih mir!: Roman (German Edition)
nicht glauben, dass er fast gestorben ist, weil er versucht hat, einem blöden Kind zu helfen«, fuhr sie fort, immer noch geschockt nicht nur von Seth’ Taten, sondern vielleicht auch, wie Leonie folgerte, von dem Gedanken, ihn zu verlieren. Trotz der unermüdlichen Beteuerungen des Gegenteils argwöhnte Leonie, dass Alex immer noch Gefühle für Seth hatte. Ihre Reaktion auf seinen Unfall und ihre darauffolgende Wache an seinem Bett hatten das bewiesen. Okay, er mochte sich in der Vergangenheit schlecht benommen haben, aber jeder Narr konnte doch sehen, dass er immer noch über beide Ohren in seine Frau verliebt war. Wer wusste, was die Zukunft für die beiden bereithielt?
Sie hatte vorgehabt, ihn im Krankenhaus zu besuchen, doch Alex berichtete, dass Besuche im Augenblick streng auf die Familie beschränkt waren. »Was mich und seine Eltern bedeutet, denke ich.«
»Hm, was für ein Glück, dass sie noch verheiratet sind«, bemerkte Marcy ironisch, als Leonie ihr das erzählte.
Sie lächelte. »Ich habe genau das Gleiche gedacht. Aber ich würde das Alex gegenüber nicht erwähnen, wenn ich du wäre.«
Für ihren Teil war sie froh, dass sie Alex ins Vertrauen gezogen und ihr von den Umständen ihrer und Adams Trennung und ihren Gründen, Irland zu verlassen, erzählt hatte.
»So langsam begreife ich, warum du so besessen von diesen Briefen bist«, sagte Alex scharfsinnig, als Leonie mit ihrer traurigen Geschichte fertig war. »Und warum du dich so sehr mit Nathans Flehen um Vergebung identifiziert hast. Aber verbessere mich, wenn ich mich irre, in dieser Situation glaube ich nicht, dass Adam allein dir diese nicht gewähren kann«, fuhr sie fort und gab damit genau das wieder, was Grace schon gesagt hatte. »Zuerst musst du dir selbst verzeihen können.«
»Wie denn? Ich habe Adams Leben zerstört, indem ich die Wahrheit über Suzanne aufgedeckt habe«, widersprach Leonie. »Er hat dieses Mädchen von ganzem Herzen geliebt. Soweit es ihn anging, war sie seine Tochter, und er hatte nie einen Grund, daran zu zweifeln.«
»Ja, aber du warst nicht diejenige, die ihn hinters Licht geführt hat, oder?«
Das mochte zwar stimmen, aber am Ende wusste Leonie, dass ihre Einmischung die Wahrheit hervorgebracht hatte, und auch wenn sie bezweifelte, dass Adam (und noch weniger sie selbst) das jemals verzeihen könnte, so hoffte sie doch, dass er es eines Tages zumindest würde verstehen können.
Wenn Nathans Briefe sie eines gelehrt hatten, dann, dass dies genauso, wenn nicht sogar noch wichtiger war.
Obwohl sie San Francisco und ihr neues Leben hier liebte, konnte sie der Tatsache nicht ausweichen, dass sie Adam noch hundertmal mehr liebte und ihn furchtbar vermisste. So oft wollte sie schon den Hörer in die Hand nehmen und ihm noch einmal sagen, wie leid es ihr tat, doch sie brachte einfach nicht den Mut dafür auf.
»Nun, ich finde, du solltest in den sauren Apfel beißen und mit ihm reden«, riet Alex, als Leonie versuchte ihr dies zu erklären. »Es stimmt, er war damals sauer, aber was war danach, als sich alles wieder beruhigt hat?«
»Es hat keinen Sinn«, wiederholte Leonie. »Wie könnte er mich je wieder achten oder mir vertrauen nach dem, was ich getan habe? Ich habe ihm im Grunde die Tochter genommen, da gibt es nichts dran zu deuteln.«
»Aber sollte nicht er das beurteilen? Aus dem, was du mir erzählt hast, klingt er wie ein ziemlich anständiger Kerl. Und ich bin sicher, wenn ihr beide noch einmal über alles redet …«
»Es ist jetzt nicht mehr wichtig«, meinte Leonie, die dachte, dass Alex genauso wie Grace klang.
Doch sie hatten nicht Adams Gesichtsausdruck an jenem Tag gesehen.
Es waren nun zwei Wochen seit Seth’ Unfall, und Alex war sich ihrer Gefühle immer noch nicht sicher. Sie glaubte nicht, dass sie jemals so große Angst gehabt hatte wie in dem Moment, als der Polizist vor ihrer Tür stand und sie instinktiv gewusst hatte, dass es um Seth ging.
Natürlich glaubte sie, dass sie nie mehr jemandem begegnen würde, der so frustrierend und schlichtweg nervend war, aber in diesem Bruchteil einer Sekunde bekam sie eine Ahnung davon, wie es sich anfühlen würde, wenn sie ihn für immer verlöre. Und Alex fürchtete sich davor, wie sich das angefühlt hatte, und davor, was sie empfand, als sie jeden Tag ins Krankenhaus fuhr und ihn im Bett liegen sah, verletzt und immer noch voller Angst vor dem, was kommen würde.
Zufrieden, dass er das Schlimmste überstanden hatte, waren seine
Weitere Kostenlose Bücher