P S: Verzeih mir!: Roman (German Edition)
mich angeht«, antwortete Alex und zuckte mit den Schultern. »Ja, wir sind verheiratet, aber nur auf dem Papier, und natürlich weiß Jon es. Ich habe Seth nicht mehr gesehen, seit er vor ungefähr einem Jahr abgehauen ist.«
»Oh.« Das klang nicht mehr ganz so dramatisch in Leonies Ohren. »Ihr seid also getrennt«, stellte sie fest und klang leicht enttäuscht.
»Tja, wenn es nach mir ginge, wären wir inzwischen geschieden, aber weil Seth sich geweigert hat, mir mitzuteilen, wo er war, konnte ich ihm nie die Papiere zustellen lassen.«
Und dabei hatte sie es versucht. Am Anfang, als sie erkannt hatte, dass er fort war, hatte Alex überall nach Seth gesucht, nach einer Adresse, einer Arbeitsstelle, sogar nach einem Strand – irgendeinem Ort, an dem man ihm die verdammten Scheidungspapiere zustellen konnte. Doch bis heute war ihr abgängiger Ehemann so schlüpfrig gewesen wie die Aale, neben denen er regelmäßig bei seinen Tauchtouren im Meer schwamm.
»Jetzt verstehe ich, warum du so wütend warst, als du vorhin auf ihn trafst«, meinte Leonie. »Aber was ist passiert? Ist er verschwunden, nachdem ihr euch getrennt habt, oder …«
»Leonie, du hast ihn gesehen. Dieses raubtierhafte Lächeln und den hündischen Gesichtsausdruck? Ganz zu schweigen, dass er vorher mit dir ganz schön geflirtet hat. Musst du mich wirklich fragen, was passiert ist?«
Leonie blickte unbehaglich drein. »Stimmt. Dann war er also nicht gerade der treue Typ.«
Alex schnaubte. »Das kann man wohl sagen! Schon mal vom verflixten siebten Jahr gehört? Nun, bei Seth dauerte es nur sieben Monate.«
»O Gott, Alex, es tut mir ja so leid, dass ich es angesprochen habe. Ich habe kein Recht zu fragen, und es geht mich nichts an …«
»Hallo, das ist kein Problem, ich bin schon lange drüber weg«, versicherte sie ihr. »Ich glaube, ich wusste ganz tief in mir von Anfang an, dass er nicht der Typ ist, den man heiraten sollte. Aber ich war verknallt und sehr dumm, und ich habe es riskiert.«
Ganz zu schweigen davon, dass Seth sie völlig aus den Schuhen gehauen hatte. Es war in jeder Hinsicht eine stürmische Romanze gewesen.
Sie hatten sich in jenem neuen Club am Marina District in San Francisco kennengelernt, und die Funken waren geflogen. Alex bestellte Drinks an der Bar, als er auf sie traf, und während sie sich sofort von seinem markanten guten Aussehen und seinem Südstaatencharme angezogen fühlte – das wäre jede Frau, die ein Herz hatte, gewesen –, war es doch offensichtlich, dass er ein Spieler war. Aber Alex genoss die Herausforderung, sein Interesse weiter zu fesseln, und das schaffte sie auch für den größten Teil des nächsten Jahres. Der Sex war so explosiv wie ihre niemals endenden Streitereien, doch Seths grenzenlose Energie und Lust am Leben ähnelten nichts, was sie bisher erlebt hatte.
»Er wurde in Nordtexas geboren und ist dort aufgewachsen. Viel weiter kann man eigentlich nicht vom Meer sein, und dann endet er als Tauchlehrer – was ihn annähernd beschreibt, wie ich denke«, sagte sie zu Leonie und betonte damit Seths widersprüchliches Wesen. »Nach ein paar Monaten fuhr er mit mir in seine Heimat, damit ich seine Familie kennenlerne. Ich habe nicht viel darüber nachgedacht; er hatte mich verrückt gemacht mit seinem Gerede über seine Pferde und wie sehr er sie vermisse und so weiter. Seine Leute sind Viehzüchter und die nettesten Menschen, die du dir vorstellen kannst«, erzählte sie mit einem wehmütigen Lächeln und dachte an seine Mutter mit ihren sanften südlichen Angewohnheiten und an seinen Dad, eine grauere und noch markantere Version seines Sohnes, der mit diesem jedoch das teuflische Blitzen in den Augen gemeinsam hatte. »Am selben Wochenende fuhren wir ein paar Meilen von Dallas weg zu einem örtlichen Rodeo. Ich weiß nicht, ob du jemals bei so was warst, wahrscheinlich nicht, aber so was bekommst du nirgends sonst in Amerika. Vielleicht ist es ja nur eine texanische Sache, aber da ist dieser tolle Gemeinschaftsgeist, verstehst du?« Alex erinnerte sich weiter, sie konnte einfach nicht anders.
Es war ein toller Abend gewesen. Seth hatte ihr einen Cowboyhut gekauft, so dass sie gut zu den Einheimischen passte, die alle in voller Rodeokluft einherstolzierten. Alle – Jung und Alt – trugen Cowboystiefel unter Jeans oder Röcken, und sogar die Kinder sahen wie Minicowboys aus in ihren kleinen karierten Hemden und Hüten. Alex konnte sich Seth leicht in diesem Alter
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