P S: Verzeih mir!: Roman (German Edition)
vorstellen, wie er wie verrückt unter der Zuschauertribüne herumrannte, während er darauf wartete, dass die Show begann.
»Er hatte mir erzählt, dass er an diesem Abend teilnahm, aber ich stellte mir vor, dass er nur auf seinem Pferd bei der Parade mitwirken würde. Ich meine, ich hatte ja keine Ahnung …«
Das Rodeo begann offiziell damit, dass alle die Nationalhymne mitsangen, und während die Menge noch auf der Tribüne stand, darunter Alex und Seth’ Mutter Sally, tauchte Seth plötzlich mitten im Ring auf.
»Du hättest ihn sehen sollen, Leonie«, sagte sie lachend und schüttelte den Kopf. »Du findest ihn heute gutaussehend – nun, in diesen Cowboystiefeln, Jeans und mit diesem Hut …« Bei der Erinnerung daran lächelte sie wieder. »Er nahm das Mikro und plauderte ein wenig mit dem Ansager, einem Typen, den er gut kannte – Seth kannte alle gut. Egal, wie ich schon sagte, da stand er mitten in einem staubigen Rodeo-Ring, das Mikro in der Hand, als er sich auf ein Knie niederließ und …« Sie schüttelte den Kopf, und es tat ihr nun fast leid, mit der Geschichte angefangen zu haben. »Und er drehte sich zu mir auf der Tribüne um und bat mich vor dem halben Staat Texas um meine Hand.«
»O wow«, machte Leonie.
»Ich weiß.« Und auch wenn sie ihre Zweifel gehabt hatte, vor allem, was die Kürze ihrer Beziehung anging, wie hätte sie nein sagen können? Außerdem hatte die Menge den Blick auf sie gerichtet und wartete auf eine Antwort. Alex war völlig von den Socken von der Größe des Ganzen und gefangen in der Aufregung. So etwas passierte doch nur im Film, oder? »Dann, als das Gejohle und Gepfeife sich gelegt und ich ihm meine Antwort gegeben hatte, die natürlich ja lautete, rate mal, was er als Nächstes tat.«
»Kam angerannt und hat dich in die Arme geschlossen?«, riet Leonie verträumt.
»Genau das hatte auch ich erwartet, doch stattdessen hat er gegrinst, geblinzelt und vor einem Hintergrund von donnerndem Applaus gesagt: ›Wünsch mir Glück, Liebling.‹ Und damit verschwand er wieder in Richtung Pferdeboxen. Ich war so verblüfft von allem, was geschehen war, dass ich keine Ahnung hatte, was los war. Dann, zwei Minuten später, ertönte laute Countrymusik, und mein zukünftiger Ehemann«, fuhr Alex fort und schüttelte immer noch verblüfft den Kopf, »erschien wieder im Ring – wie eine Flickenpuppe auf dem Rücken eines buckelnden Bullen!«
»Du machst Witze!« Leonie hatte die Augen weit aufgerissen.
»Nein. Er bittet mich um meine Hand und geht dann los, um sich fast umbringen zu lassen. Das ist der Typ, mit dem wir es hier zu tun haben«, schloss sie. »Ich hätte es wissen sollen, dass es nie und nimmer dauern würde.«
Sie heirateten kurz darauf. Es war eine verrückte, spontane Zeit, und Alex ließ sich auch gerne mitreißen. Leider war das, was sie am meisten an Seth anzog – seine wilde Energie und seine grenzenlose Leidenschaft –, auch das, was am Ende die Totenglocke für ihre Beziehung einläutete. Er sehnte sich nach Neuem und nach Aufregung, und der Ring an seinem Finger setzte dem schnell ein Ende. Sie hatten noch nicht mal ihren ersten Hochzeitstag gefeiert, als Alex ihn außerhalb der Stadt mit einem blonden Dummchen erwischte, während er ihr erzählt hatte, er verbringe die Nacht mit einer Crew bei einem Tauchgang.
Sie und Jen waren in ein beliebtes Lokal in North Beach gegangen, um etwas zu trinken, als sie auf Alex’ frischgebackenen Ehemann trafen, wie er dieses blonde Püppchen auf eine Art umschlang, die alles andere als unschuldig war. Seth’ Gesicht war immer noch in deren Nacken vergraben, als Alex zu ihm trat und ihn fragte, was für eine Art von »Nachttauchgang« er eigentlich gemeint habe.
»Nein!«, keuchte Leonie überwältigt.
»Aber da kannst du wetten, dass ich das gesagt habe!«
Trotz Seth’ Beteuerungen, dass nichts passiert sei, dass er nur »rumgemacht habe und blöd gewesen sei«, war es mehr als genug für Alex, und einige Wochen nachdem sie ihn rausgeworfen hatte, wandte sie sich an einen Anwalt wegen der Scheidung.
Vielleicht liebte er sie ja, doch ein Typ wie Seth, einer, der so einen zweifellos sexuellen Magnetismus besaß und von Natur aus unglaublich aufs Flirten aus war, konnte sich niemals auf nur eine Frau beschränken. Sie mochte dumm genug gewesen sein, ihn zu heiraten, aber sie war nicht so dumm, dass ihr das nicht klar war, und sie wusste auch, dass sie nicht mal in Erwägung ziehen konnte, ihn zu
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