P S: Verzeih mir!: Roman (German Edition)
»Der gute alte Seth, wie er leibt und lebt. Ernsthaft, Leonie, ich weiß, wovon ich rede. Versteh mich nicht falsch, ich weiß besser als alle anderen, wie leicht man von ihm fasziniert ist, aber das ist lange her, und ich habe seitdem meine Lektion gelernt. Man kann ihm nicht trauen, so einfach ist das. Doch wie auch immer, ich bin jetzt drüber weg und sehr glücklich.«
»Und was denkt Jon – über Seth, meine ich?«
»Er ist ganz cool, was ihn betrifft, aber ich glaube, wie ich möchte er lieber, dass die Dinge geklärt werden.«
»Das kann ich mir vorstellen. Du wirst also Seth definitiv die Papiere zustellen lassen?«
»Natürlich. Warum auch nicht?«
»Was, wenn er sich wieder weigert, sie zu unterzeichnen?«
»Er hat sich nie geweigert, sie zu unterzeichnen, Leonie, es ist mir nur nie gelungen herauszufinden, wohin ich sie schicken soll.«
»Und du hast dich nie gefragt, warum das so war?«
Alex runzelte die Stirn. »Ich kann dir nicht folgen.«
»Nun, vielleicht hat er dir die ganze Zeit nicht mitgeteilt, wo er war, weil er die Scheidung nicht wollte.« So dachte Leonie jedenfalls darüber, denn auch wenn sie nur wenig über ihre Beziehung erfahren hatte, war für sie klar, dass Alex und Seth immer noch einiges aufzuklären hatten.
»Bist du verrückt? Zu heiraten war das Schlimmste, was ihm je passiert ist, weil es seinen Frauengeschichten ein Ende setzte. Oder es zumindest hätte tun sollen«, fügte Alex sarkastisch hinzu. »Also bitte Schluss mit diesem ganzen sentimentalen Kram, wir haben schon genug damit zu tun. Und apropos«, fügte sie hinzu und sah auf die Uhr, »Helena sollte ihre Schicht bald beginnen, also gehen wir wohl besser.«
»Okay.« Leonie nahm ihre Tasche und beschloss, das Thema Seth nicht weiter zu erwähnen. Alex hatte recht, vielleicht hatte er seinen Zauber auf sie genauso ausgeübt wie Nathans Briefe. O Gott, sie war eine Schande für den weiblichen Teil der Bevölkerung, so willig zu verzeihen und bei beiden Typen den Zweifel walten zu lassen.
Sie und Alex sprangen in den Mustang und fuhren zurück zur Cannery Row. Leonie hatte immer noch gemischte Gefühle, was ein Treffen mit Helena anging, nun, da sie so nahe davorstand. Was, wenn dies wirklich die Frau war, nach der sie suchten? Würde sie dankbar sein, dass sie sie wegen der Briefe informierten, oder würde sie Leonie den Kopf abreißen, weil sie ihre Privatkorrespondenz gelesen hatte? Nein, sie würde sicher verstehen, dass sie das nur getan hatte, weil sie keine andere Wahl hatte, und wenn die ganze Sache darin endete, dass sie wieder mit ihrem Mann vereint war, wäre sie vielleicht sogar dankbar?
Als sie das Fotostudio in der Cannery Row betraten, wurden sie und Alex von einer freundlichen Frau hinter einer Empfangstheke begrüßt.
»Hallo«, sagte Alex selbstbewusst. Sie waren schon übereingekommen, dass sie es wäre, die am meisten reden sollte, da sie daran gewöhnt war, Leute zu befragen, während Leonie wusste, dass es ihr die Sprache verschlagen würde. »Eines, was wir auch in Betracht ziehen sollten, ist die Möglichkeit, dass sie nichts von den Briefen wissen will«, hatte Alex auf dem Weg hierher angemerkt. »Sie hat sie nicht mitgenommen, erinnerst du dich?«
Doch irgendwie sah Leonie das nicht so. Ihre Liebesgeschichte kam als sehr leidenschaftlich und andauernd rüber, und trotz allem, was er auch immer getan haben mochte, konnte sie sich nicht vorstellen, dass irgendeine Frau so einen erstaunlichen Ausbruch von Gefühlen nicht lesen wollte.
Doch das war eben sie.
»Kann ich Ihnen helfen?«, fragte die Frau hinter der Theke.
»Ja, wir hätten gerne gewusst, ob Helena Abbott frei ist«, antwortete Alex. »Ich war gestern schon mal hier, und man sagte mir, dass sie heute hier sein würde.«
»Sicher. Sind Sie wegen Porträts hier? Sie sind ein bisschen früh dran. Sie richtet gerade alles her, aber ich sehe nach, ob …«
»Oh, wir haben keinen Termin. Wir haben nur gehofft, schnell mit ihr über etwas anderes reden zu können.«
Nun, das stimmt in gewisser Weise, dachte Leonie, die wieder mal beeindruckt von Alex’ Einfallsreichtum war.
»Okay, dann schaue ich mal nach, ob sie frei ist.« Die Frau stand auf und ging durch die Tür zur Rechten des Empfangsbereichs, und ungefähr eine Minute später hörten sie Stimmen und die sich nähernden Schritte von zwei Personen.
Alex sah zu Leonie und zwinkerte ihr zu, als wollte sie sagen: Na also. Als die Tür aufging, tauchte die Frau von
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