Paarungszeit: Roman (German Edition)
weder im bayrischen Wortschatz noch im bayerischen kollektiven Unbewussten vor. Die Biermenge steht in direktem Verhältnis zu der Anzahl der öffentlichen Toiletten und der mannigfaltigen Wortschöpfungen für das Entleeren der Blase nach dem Genuss von viel Flüssigkeit, übrigens ebenso facettenreich wie die Bezeichnungen der Inuit für Schnee. (für Germanisten: vgl. die Whorf-Hypothese, für alle anderen: vgl. bieseln, Biesgurke, brunzen, seichen und alle anderen Ableitungen)
Hallodri: Mannsbild, das nicht unbedingt monogam veranlagt ist (muss kein Moslem sein) und gut mit Frauen kann. Wird oft mit bewunderndem Unterton gebraucht: Mei, der Tschäms Bond, so a Hallodri! Es existiert trotz aller Bemühungen um Gleichberechtigung immer noch keine weibliche Form. Ein Missstand, den Therese Engler und ihre politische Beraterin Christiane Breitner nach der Wahl dringend beheben sollten!
Harrgottmarrgott: zählt zu den sakralen Flüchen, auf die man in Bayern viel Sorgfalt verwendet. Da Gott und das Sakrament und die Heilige Jungfrau eigentlich nicht fluchend angerufen werden sollten, werden die Begriffe geschickt sprachspielerisch getarnt, wie Sacklzement für Sakrament oder Harrgottmarrgott für den Herrn, in der Hoffnung, dass der Allmächtige es ned spitzkriagt. Allerdings ist hier auch eine vielleicht unbeabsichtigte globale sächsisch-bayrische Verbindung festzustellen, nämlich zwischen dem Herrgott der Katholiken und der weniger katholischen Frau des Ex-DDR-Häuptlings Honecker, Margot. Was noch nicht einmal Judda aufgefallen ist.
Hosd mi: energisches Nachfragen, das aber auch – im Gegensatz zu gä oder ha?! – eine gewisse Besorgnis ausdrückt und den innigen Wunsch, verstanden zu werden. Hast du mich? Der Bayer ist hier ganz bei dem Angesprochenen, vertraut sich ihm gleichsam mit seinem gesamten Sein an. Es ist klar, dass es diese Form des Nachfragens nicht in der Sie-Anrede geben kann, der Bayer ist hier ganz per Du und begibt sich auch in Gefahr, in der Seele des Angesprochenen perdu (frz. verloren) zu gehen. Eine äußerst fragile Kommunikationssituation also, der in aller Zartheit begegnet werden sollte.
Hundling: ein ganz gerissener Hund wie Quirin (zumindest in den Augen seiner wohlwollenden Tante, die seine Computerkenntnisse für grandios hält)
in da: kein Inder, sondern in der: In da Therese ihra Pension. Solche Wortschöpfungen mit zusätzlichem Possessivpronomen kennen wir auch in Hessen. Ein Beispiel für die männliche Form, entnommen einer Unterhaltung an einer hessischen Trinkhalle (im Volksmund Wasserhäuschen genannt):
Kunde 1: Ich sach dir, Herbert, die Atombomb fällt.
Kunde 2: Aber net über dem Ernst seim Wasserhäusche!
Je ne comprends pas (frz.): Ich verstehe nicht.
Je sais (frz.): Ich weiß.
Je t’aime (frz.): Ich liebe dich. Alles zusammen passiert Lucien in Bayern.
Jesses: weiterer sakraler Ausruf, Vorläufer des amerikanischen Jesus (Dschieses!). Meint vermutlich eher nicht den erwachsenen Jesus, sondern das Jesuskind, wie man an den folgenden Steigerungsformen erkennen kann.
Jessesmaria: Steigerung von Jesses, der angesichts des Ungeheuerlichen seine Mutter zur Hilfe ruft
Jessesmariaundjosef: Steigerung von Jessesmaria, die wiederum ihren Gatten herbeiruft, beim Anblick von wahrhaft Welterschütterndem, wie z.B. in Thereses Fall einer Kerze in Phallusform
Haute Cuisine (frz.): hohe Küche, die Crème de la Crème französischer Kochkunst, dem Rest der Welt selbstverständlich überlegen
Haute Couture (frz.): hohe Kunst des Nähens/Schneiderns, die Crème de la Crème französischer Mode, dem Rest der Welt selbstverständlich überlegen
hot: hat. Der globalisierte Bayer unterscheidet durchaus zwischen dem englischen hot für heiß (bay. hoaß ) und dem gebeugten bayerischen Hilfsverb haben. Wenn allerdings das französische haute dazukommt, sind Therese und Franzi, sowieso schon mindestens doppelbelastet, leicht überfordert, und so kommt es zur hot cuisine und zur hot kotür.
Hoibe: Halbe. Ein halbes Bier (siehe Helles)
inara: kein einsamer See in Finnland, sondern bayr. für in einer
koa: keine
kloans: kleines (existiert nicht in der Form: ein kleines Bier)
Kniebiesler: einer, der sein eigenes Knie anpinkelt, vermutlich durch die Hose und vermutlich nach Biergenuss. Von Fredl durchaus in despektierlicher Absicht gebraucht. In Unkenntnis der Sachlage, dass Matt nur Rotwein trinkt und immer weiß, ja, geradezu spürt, wo die nächste
Weitere Kostenlose Bücher