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Pacific Private - Winslow, D: Pacific Private

Pacific Private - Winslow, D: Pacific Private

Titel: Pacific Private - Winslow, D: Pacific Private Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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er ihn extra jeden Monat aus Japan kommen lässt. »Was führt dich her? Ich freue mich immer, dich zu sehen, aber …«
    Ich war seit Monaten nicht hier, denkt Johnny. Ich hatte »zu viel zu tun«, um auf einen Tee vorbeizuschauen, oder ihn mit seinen Urenkeln zu besuchen. Jetzt komme ich um fünf Uhr morgens mit Nachrichten, die ihm das Herz brechen werden.
    »Großvater …« setzt Johnny an. Dann bleiben ihm die Worte im Hals stecken.
    »Ist jemand gestorben?«, fragt der alte Mann. »Geht es deiner Familie gut?«
    »Denen geht’s gut, Großvater«, sagt Johnny. »Großvater, unten am alten Fluss, wo wir als Kinder immer gespielt haben … Warst du in letzter Zeit mal da unten?«
    Der alte Mann schüttelt den Kopf.
    »Das ist ein weiter Weg da runter«, sagt er. »Altes Schilf. Ich sag den Männern, sie sollen den Müll aufsammeln, den die Leute von der Straße hinwerfen.« Er schüttelt wieder den Kopf. Kaum zu begreifen, wie respektlos manche Menschen sein können. »Warum fragst du?«
    »Ich glaube, die Leute … deine Männer … dein Vorarbeiter treibt da unten was.«
    »Treibt was?«
    Johnny sagt es ihm. Dem alten Mann fällt schwer zu verstehen, was ihm sein Enkel da mitteilt, dann sagt er: »Das ist unmöglich. Menschen tun so etwas nicht.«
    »Ich fürchte doch, Großvater.«
    »Hier?«, fragt der alte Mann. »Auf meinem Land?«
    Johnny nickt. Er sieht zu Boden, ist außerstande, seinem Großvater ins Gesicht zu sehen. Als er wieder aufblickt, laufen dem alten Mann Tränen über das Gesicht.
    Sie strömen in seinen Falten herab wie Rinnsale in schmalen Abwässerkanälen.
    »Bist du gekommen, um dem ein Ende zu machen?«, fragt der alte Mann.
    »Ja, Großvater.«
    »Ich komme mit dir.« Er will aufstehen.
    »Nein, Großvater,« sagt Johnny. »Es ist besser, wenn du hier bleibst.«
    »Das sind meine Felder!«, schreit der alte Mann. »Ich bin dafür verantwortlich!«
    »Das bist du nicht, Großvater«, sagt Johnny und kämpft selbst mit den Tränen. »Du bist nicht verantwortlich und …«
    »Bin ich zu alt?«
    »Das ist meine Aufgabe, Großvater.«
    Der alte Mann ringt um Fassung und sieht Johnny in die Augen: »Erledige deine Aufgabe.«
    Johnny steht auf und verneigt sich.
    Dann verlässt er die Küche und geht auf die Felder hinaus.

134
    Die Luft riecht nach Erdbeeren.
    Der beißende Geruch steigt Boone in die Nase, als er tief einatmet, auf die Bäume zurennt und hofft, nicht gesehen zu werden. Er schafft es bis zur Baumreihe, geht dann westlich auf das Schilf zu. Er kann jetzt im Schutz der Bäume aufrechter laufen, und er schafft es schnell bis zum Rand des Schilfs.
    Das Schilf ist höher gewachsen als er. Es überragt ihn fast schon bedrohlich, die Spitzen schwanken im Wind, als wollten sie ihm zuwinken. Er drängt sich hinein und hat im dichten Gestrüpp schon bald die Orientierung verloren. Aber er hört Stimmen vor sich – Männerstimmen, die Spanisch sprechen.
    Beim letzten Mal, denkt er, wurdest du fast zu Tode geprügelt. Er nimmt die Pistole aus dem Hosenbund und hält sie in der rechten Hand bereit. Mit der linken schiebt er das Schilf beiseite und durchpflügt es, bis er den Fluss erreicht.
    Er springt hinein und watet auf die Höhlen zu.

135
    Sunny kann in dieser Brandung nicht rauspaddeln. Die Wellen brechen auf ganzer Breite. Zwischen den Wellen ist kein Platz, und die Wellen sind zu groß, als dass man drüber hinwegkäme.
    Sie steigt aus dem Wasser und geht zweihundert Meter weiter südlich, zwischen die Breaks, und paddelt auf die Shoulder, dann wieder in nördlicher Richtung ans andere Ende. Sie ist nicht die Einzige, die dieses Manöver versucht –die Jet-Ski-Crews versuchen es auf dieselbe Weise, schwirren herum wie riesige, lärmende Wasserkäfer. Sie paddelt stark, gleichmäßig und fest, ihre breiten Schultern sind hierbei ausnahmsweise ein Vorteil.
    Die Jet-Ski-Crews warten weiter draußen, damit sie genug Platz haben, um in rasend schnellem Tempo Anlauf zu nehmen.
    Hinter ihr baut sich die größte Welle auf, die Sunny jemals gesehen hat, eine weitere folgt direkt im Anschluss. Sie paddelt in die perfekte Position für die nächste Welle. Sie kommt auf Sunny zugerollt, eine blaue Wasserwand, die weißen Schaumkappen knicken um wie Kavalleriestandarten in der steifen Küstenbrise.
    Eine wunderschöne Welle.
    Ihre Welle.
    Sie legt sich auf ihr Board, holt tief Luft und paddelt los.

136
    Die Schande ist unerträglich.
    Der Name der Familie Sakagawa wurde in den Schmutz

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