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Pacific Private - Winslow, D: Pacific Private

Pacific Private - Winslow, D: Pacific Private

Titel: Pacific Private - Winslow, D: Pacific Private Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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»Wie heißt du?«
    »Marco.«
    »Wir wollen uns ein bisschen unterhalten, Marco«, sagt Harrington. Er führt ihn den Gang entlang zu den Schlafzimmern. »Du musst nicht mitkommen, Johnny.«
    »Doch, ich bin dabei«, sagt Johnny.
    Er folgt Harrington den Gang hinunter in eines der Schlafzimmer und schließt die Tür hinter sich. Harrington stößt Marco gegen die Wand und fängt ihn auf, dann rammt er ihm sein Knie in die Weichteile. Er hebt Marcos Kopf und sagt: »Ich hab keinen Bock auf Spielchen, Schwanzlutscher. Du wirst mir jetzt sagen, wo die Kinder sind, oder du ziehst plötzlich eine Waffe und ich verspritze dein Hirn über der gesamten Wand. Aber erst mit dem zweiten Schuss. Der erste landet in deinem Bauch. ¿Comprende, amigo? «
    »Ich spreche Englisch«, sagt Marco.
    »Dann leg los«, sagt Harrington. Er zieht seine Pistole und rammt sie Marco in den Bauch.
    »Sie sind eben erst weg«, sagt Marco.
    »Wohin weg?«
    »Zu den Feldern.«
    » Welche Felder?«
    »Die Erdbeerfelder.«
    Johnny läuft es kalt über den Rücken. » Was? Was hast du gesagt?«
    »Die Erdbeerfelder«, sagt Marco. »Die Erdbeerfelder vom alten Sakagawa.«
    Johnny wird schwindlig, als würde sich der Raum drehen. Scham rauscht durch seine Blutbahn. Er taumelt zur Tür und zerrt sie auf. Er stolpert den Gang entlang, durchs Wohnzimmer und zur Haustür hinaus. Er lehnt sich an den Wagen und beugt sich vor, um zu Atem zu kommen.

130
    Die ersten zarten Sonnenstrahlen treffen auf Pacific Beach, wärmen – wenn auch nur psychologisch – die Gruppe von Fotografen, Journalisten, Vertretern von Surferfirmen und Hardcore-Surfern, die an diesem kalten Morgen zitternd am Pacific Beach Point stehen und auf Licht warten.
    Der Felsvorsprung, auf dem sie stehen, ist bereits in die Geschichte eingegangen. Seit George Freeth sind Surfer hier Wellen geritten, nur das Ufer hat sich verändert. In den dreißiger Jahren befand sich hier noch ein japanisches Erdbeerfeld, auf dem Baker und Paskowitz und einige andere Legenden aus San Diego eine Hütte bauten. Sie stellten ihre Boards unter und akzeptierten stolz den Namen, den die Farmer ihnen gaben – The Vandals .
    Im Norden donnern die Wellen gegen das Riff. Sunny steht am Rand der Menge, das Board neben sich wie den Schild eines Kreuzritters, und sie beobachtet die undeutlichen grauen Formen, die das Sonnenlicht in klar definierte Wellen verwandelt.
    Große Wellen.
    Die größten, die sie je gesehen hat.
    Monsterwellen.
    Donnerbrecher.
    Träume.
    Sie sieht sich um. Die Hälfte der weltweit besten Wellenreiter sind hier, die meisten davon Profis mit fetten Sponsorenverträgen und zwei Dutzend Titelabbildungen auf dem Konto. Was noch schlimmer ist, die meisten haben Jet-Ski dabei. Jet-Ski und trainierte Partner, die sie auf die Wellen ziehen. Sunny hat keine Kohle dafür. Sie ist eine der wenigen Surfer hier, die reinpaddeln werden.
    Und die einzige Frau.
    »Danke, Guanyin«, sagt sie sanft. Sie wird nicht jammern wegen dem, was ihr fehlt; sie wird dankbar sein für das, was sie einzigartig macht.
    Die einzige Frau und dann auch noch eine, die paddelt.
    Sie nimmt ihr Board und geht zum Wasser.

131
    Dave ist schon draußen.
    Er sitzt hinter einem Break auf einem Jet-Ski, bereit, wenn nötig Leute aus dem Wasser zu fischen. Darin besteht sein Opfer, seine Buße – dass er die großen Wellen nicht selbst reitet. Er hat nicht geschlafen, er ist erschöpft, aber irgendwie hatte er das Gefühl, hier sein zu müssen, nur eben nicht, um zu surfen.
    Es war ihm falsch vorgekommen, rauszupaddeln, einen Mordsspaß zu haben und sich gleichzeitig fragen zu müssen, was aus seinem Leben geworden war. Er kann das Bild der zusammengekauerten Mädchen unter Deck nicht abschütteln – wer sie waren, wohin sie gebracht wurden, ob Johnny sie abfangen konnte.
    Und dann der ganze Rest. Johnny wird einige Fragen an ihn haben, und die Antworten werden ihrer beider Leben, so wie sie es gekannt haben, vollkommen umkrempeln.
    Was vielleicht gar keine so schlechte Sache ist, denkt Dave, während er seine Ausrüstung checkt, die Maske, den Schnorchel, die Flossen – Dinge, die er vielleicht brauchen wird, wenn er vom Jet-Ski runter und in die Suppe abtauchen muss.
    Vielleicht ist es bitter nötig, dass dieses Leben aus dem Gleis gerät.
    Eine Veränderung.
    Selbst wenn Johnny diese Fragen nicht stellt, dann wird Boone es tun.
    Aber wo zum Teufel steckt Boone? Er sollte hier sein, bei mir, Tide und Sunny, wenigstens für Sunny,

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