Packeis
einen zweiten Ausgang habe. Er wusste, dass dafür nur eine geringe Hoffnung bestand, zumal der Höhlenboden sich jetzt merklich senkte, aber es schien Karla neuen Mut zu geben.
Die Höhle schlängelte sich, schwenkte leicht nach links, dann nach rechts, aber stetig abwärts. Manchmal war die Decke hoch genug, so dass sie aufrecht gehen konnten. Einige Abschnitte waren hingegen nur wenig über einen Meter hoch, und sie mussten diese Strecken kriechend überwinden. Schroeder stellte zu seiner Erleichterung fest, dass es nur einen einzigen Tunnel gab, ohne Abzweigungen, die eine Entscheidung nötig gemacht und die Gefahr gesteigert hätten, sich hoffnungslos zu verirren.
Nachdem sie etwa eine Stunde lang gewandert waren, öffnete der Gang sich zu einem großen Saal. Sie hatten keine Ahnung, wie groß er war, bis sie begannen, ihn zu erkunden.
Während die Lichtstrahlen ihrer Taschenlampen von der Feuchtigkeit reflektiert wurden, die der hohen Decke und den fernen Wänden zu einem matten Glanz verhalf, wurde offensichtlich, dass der Saal mindestens ebenso groß war wie das Foyer eines Grandhotels. Der Boden war beinahe eben. Am anderen Ende, genau gegenüber dem Punkt, an dem sie hereingekommen waren, befand sich die einzige andere Öffnung, die so groß zu sein schien wie ein Garagentor.
Sie wanderten an der Wand des Saales entlang, tranken gelegentlich aus ihren Wasserflaschen und staunten über Form und Ausdehnung der Kaverne. Schroeder betrachtete sie unter dem Aspekt, einen geeigneten Ort für einen Hinterhalt zu finden, und entschied, dass sie mit ihren Winkeln und Nischen ein ideales Schlachtfeld abgeben würde. Karla war unterdessen zur anderen Öffnung weitergegangen, die sie mithilfe ihrer Taschenlampe untersuchte, bevor sie hindurchtrat.
»Onkel Karl«, rief sie wenig später mit lauter Stimme.
Er ging zu der Stelle hinüber, wo sie auf dem Höhlenboden kniete. Genau im Mittelpunkt des Lichtstrahls aus ihrer Taschenlampe befand sich eine braune Pflanzenmasse.
»Was ist das?«, fragte Schroeder.
Sie antwortete nicht sofort. Nach einigen Sekunden sagte sie:
»Es sieht aus wie Elefantendung.«
Schroeder lachte schallend auf. »Meinst du, hier wäre ein Zirkus durchgezogen?«
Sie stand auf und berührte ihren Fund mit einer Schuhspitze.
Ein Geruch von Moschus und Gras stieg von dem Haufen auf.
»Ich glaube, ich muss mich setzen«, sagte sie.
Sie fanden einen Felsvorsprung, der ihnen Platz zum Sitzen bot, und sie erfrischten sich aus ihren Wasserflaschen. Karla erzählte Schroeder von dem Mammutjungen, das nicht weit vom Höhleneingang entfernt gefunden worden war. »Ich habe bis jetzt keine Idee, wie es so gut hatte erhalten bleiben können«, sagte sie. »Niemand hat jemals ein solches Exemplar gefunden.
Es schien erst vor Tagen oder wenigen Wochen gestorben zu sein.«
»Willst du damit andeuten, dass vielleicht Wollhaarmammuts in diesen Höhlen leben?«
»Nein, natürlich nicht«, sagte sie lachend. »Das wäre absolut unmöglich. Vielleicht war das früher mal der Fall, und der Dung ist sehr alt. Ich will dir mal eine Geschichte erzählen. Im Jahr 1918 zog ein russischer Jäger durch die Taiga, den großen sibirischen Wald, als er riesige Spuren im Schnee entdeckte.
Tagelang folgte er den Lebewesen, die sie hinterlassen hatten.
Sie ließen haufenweise Dung und abgebrochene Baumäste zurück. Er berichtete anschließend, zwei riesige Elefanten mit kastanienbraunem Fell und mächtigen Stoßzähnen gesehen zu haben.«
»Eine zweifelhafte Jagdgeschichte ohne irgendeinen überzeugenden Beweis, mit der der Betreffende nur Eindruck schinden wollte?«
»Möglicherweise. Aber die Eskimos und die nordamerikanischen Indianer erinnerten sich ebenfalls an Legenden von riesigen zottigen Lebewesen. 1993 wurden die Skelette von Zwergmammuts auf der Wrangelinsel zwischen Sibirien und Alaska und gar nicht weit von hier gefunden. Das Alter der Knochen wurde auf dreieinhalbtausend bis siebentausend Jahre geschätzt, was bedeutet, dass Mammuts auch noch während des Paläolithikums über die Erde zogen, also zur gleichen Zeit, als der Mensch Stonehenge errichtete und Pyramiden baute.«
Schroeder lachte leise und sagte: »Du würdest am liebsten weiterforschen, nicht wahr?«
»Ich möchte keine so günstige Gelegenheit wie diese ungenutzt verstreichen lassen, indem ich herumsitze und Däumchen drehe. Vielleicht finden wir noch ein gut erhaltenes Exemplar.«
»Ich glaube nicht, dass man die Vorbereitungen
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