Packeis
Sato jetzt den Faden auf. »Studenten der Kinki Universität und Veterinärmediziner von der Kagoshima Uni, wo Dr. Ito tätig ist, suchen seit 1997 in Sibirien nach DNS-Proben.
Schätzungsweise zehn Millionen Mammuts ruhen im sibirischen Permafrost, daher kamen wir hierher, in der Hoffnung zu finden, was wir suchen.«
»Und wie soll dieses Klonen durchgeführt werden?«, fragte Karla.
»Es ist außerordentlich kompliziert. Jeder Schritt muss perfekt funktionieren«, sagte Dr. Ito, der veterinärmedizinische Experte.
»Wir würden einen kompletten DNS-Strang aus dem weichen Gewebe extrahieren, einem weiblichen Elefanten eine Eizelle entnehmen, die wir dann bestrahlen, um deren DNS zu zerstören. Diese würden wir durch Mammut-DNS ersetzen und die Eizelle dem Elefanten wieder einpflanzen. Die normale Tragzeit eines Elefanten beträgt zweiundzwanzig Monate, aber wir haben keine Ahnung, wie lange sie bei dieser Kreatur dauert. Ebenso wenig wissen wir, wie wir das hybride Junge versorgen müssten.«
»Jedes dieser Hindernisse ist für sich alleine schon fast unüberwindlich«, stellte Karla fest.
»Das Schwierigste war, genügend weiches Gewebe zu finden«, sagte Maria.
»Bis jetzt«, sagte Karla.
»Am idealsten wäre es gewesen, wenn wir ein trächtiges Mammut gefunden hätten«, fuhr Maria fort, »aber dies hier dürfte ausreichen.«
»Ich bin ein wenig verwirrt«, bekannte Karla. »Es scheint, als befände sich im Körper des Jungtieres im Schuppen ein Übermaß an klonfähigem Material.«
Die Art und Weise, wie die vier Wissenschaftler einander anschauten, hatte beinahe etwas Spaßiges an sich.
Dr. Sato ergriff das Wort. »Es gibt gewisse juristische Differenzen. Es ist, als stritten sich zwei Elternteile um das Sorgerecht für ein Kind.«
»Sie brauchen keinen vollständigen Körper. Eine DNS-Probe wäre ausreichend.«
»Das ist richtig«, sagte Sato. »Aber Sie wissen doch, wie heftig gelegentlich in der wissenschaftlichen Welt gestritten wird. Wer immer den Fund nach Hause bringt, deren oder dessen Karriere macht einen großen Sprung, und finanziell geht es der oder dem Betreffenden auch erheblich besser.«
»Wer hat das Baby gefunden?«
Arbatov zuckte die Achseln. »Sato und Ito, aber wir beanspruchen das Baby für uns, weil wir geholfen haben, es in die Hütte zu bringen, und weil es sich auf russischem Boden befindet.«
»Wurde für einen solchen Fall nicht irgendeine Vereinbarung getroffen?«
»Das schon, aber niemand hatte erwartet, dass wir ein derart perfekt erhaltenes Exemplar finden würden«, sagte Maria.
»Wir alle sind doch vernünftige Menschen«, meinte Arbatov.
»Maria hat dafür gesorgt, dass wir unser männliches Naturell einigermaßen im Zaum hielten. Wir hatten einige hitzige Diskussionen und haben uns ausführlich darüber unterhalten, ob wir Ihnen überhaupt von unserem Fund erzählen sollen. Wir beschlossen, dass es unklug wäre, unseren Fund vor Ihnen zu verheimlichen, und dass es ganz einfach wissenschaftlich unaufrichtig wäre. Wir wissen jedoch noch immer nicht, was wir tun sollen.«
»Sie haben Recht. Sie haben
wirklich
ein Problem«, stellte Karla fest.
Vier Köpfe nickten zustimmend.
»Aber das Problem ist nicht unlösbar«, fügte sie hinzu, und die Köpfe hielten mitten in der Bewegung inne.
»Bitte verlangen Sie nicht von uns, salomonisch zu entscheiden und das Baby in der Mitte zu teilen«, sagte Arbatov.
»Ganz und gar nicht. Die Antwort liegt doch auf der Hand.
Gehen Sie los und suchen Sie ein anderes Exemplar. Es ist möglich, dass in derselben Gegend noch weitere Mammuts darauf warten, gefunden zu werden. Ich helfe Ihnen. Ich habe die Topographie von Ivory Island bis ins Pleistozän, als es in den Steppen noch von Tieren wimmelte, ausgiebig untersucht.
Ich glaube, ich kann Ihnen die Regionen mit der größten Konzentration und den entsprechenden Umweltbedingungen zeigen, was Ihre Chance auf eine erfolgreiche Suche erheblich steigern dürfte.«
Dr. Sato meldete sich zu Wort. »In unserem Land halten wir mehr von Konsens als von Konfrontation. Ich schlage vor, dass wir nach einem zweiten Exemplar Ausschau halten. Wenn wir keins gefunden haben, ehe das Schiff zurückkehrt, werden wir unsere jeweiligen Sponsoren über die Situation ins Bild setzen und es ihnen überlassen, die Angelegenheit vor Gericht auszufechten.«
Diplomatisch wie sie war, wandte Maria sich an ihren Mann.
»Sergei? Als Leiter des Projekts, was hältst du davon?«
»Ich finde, dass
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