Packeis
Ms. Janos eine Lösung gefunden hat, mit der wir alle leben können.«
»Sie können sich gleichzeitig revanchieren«, sagte Karla, »indem Sie mir bei
meinem
Projekt behilflich sind.«
»Ich muss mich entschuldigen«, meinte Dr. Sato. »Wir waren so sehr mit unseren eigenen Angelegenheiten beschäftigt, dass wir die grundlegendsten Gebote der Höflichkeit vernachlässigt haben. Was genau hoffen Sie hier zu finden?«
»Die Antwort auf das Rätsel des Mammuts.«
»Sie meinen das Aussterben während des Pleistozäns?«, fragte Maria.
Karla nickte. »Stellen Sie sich diese Insel vor zwanzigtausend Jahren vor. Das Land draußen vor unserem Zelt war grün und strotzte von Vegetation. Die Erde erbebte unter dem Donner der Füße von riesigen Herden der Art
Mammuthus
. Diese Tiere waren bis zu fünf Metern hoch, womit sie die größten aller Elefanten waren. Bereits vor drei Millionen Jahren streiften ihre umfangreichen Herden durch die Alte Welt. Sie lebten in Nordamerika von North Carolina bis Alaska, in den meisten Teilen Russlands und Europas und sogar in Britannien und in Irland. Aber um achttausend vor Christus waren sie nahezu ausgestorben. Die Herden der Mammuts verschwanden zusammen mit Hunderten anderer Arten, und zurück blieben ihre tiefgefrorenen Knochen, um Wissenschaftler wie uns in Verwirrung zu stürzen.«
»Das Aussterben ist eins der größten Rätsel der Welt«, sagte Maria. »Mammuts, Mastodonten, Säbelzahntiger – sie alle verschwanden vor zehn- bis zwölftausend Jahren vom Antlitz der Erde und fast zweihundert andere Säugetierarten mit ihnen.
Millionen von Tieren starben auf der ganzen Welt. Was hoffen Sie ausgerechnet hier zu finden?«
»Ich bin mir nicht sicher«, erwiderte Karla. »Wie Sie wissen, gibt es drei Hypothesen über die Ursache des Aussterbens. Die erste besagt, dass die Clovis-Menschen durch extensive Jagd für das Aussterben verantwortlich waren.«
»Das wesentliche Manko dieser Hypothese ist, dass damit das Aussterben in der restlichen Welt nicht erklärt wird«, sagte Arbatov.
»Es gibt außerdem keinerlei fossile Beweise, die diese Hypothese stützen, daher wenden wir uns der zweiten Hypothese zu, dass nämlich ein tödliches Virus die Säugetierpopulationen der Welt heimgesucht hat.«
»Halten Sie die Virus-Hypothese für die plausibelste?«, fragte Dr. Sato.
»Ja und nein. Ich komme darauf zurück, nachdem wir uns die dritte Hypothese, einen drastischen Klimawechsel, angesehen haben. Gegen Ende der Periode veränderte das Wetter sich schlagartig. Aber in dieser Hypothese klafft ein großes Loch.
Auf mehreren Inseln überlebten die Tiere. Wäre jedoch ein Klimawechsel die Ursache für das massenhafte Aussterben gewesen, hätten auch sie sterben müssen.«
»Wenn extensive Jagd oder ein Virus oder ein Klimawechsel nicht die Ursache waren, was war es dann?«, fragte Sergei.
»Im Grunde haben wir es mit zwei Denkmodellen zu tun. Da wäre zuerst einmal der Katastrophismus, der besagt, dass ein einzelnes Ereignis oder eine Kette von Ereignissen das Aussterben ausgelöst hat. Und dann ist da noch der Uniformismus, laut dem das Aussterben sich über einen längeren Zeitraum hingezogen hat und auf verschiedene Ursachen zurückzuführen ist.«
»Zu welchem Lager gehören Sie – zu den Katastrophisten oder den Uniformisten?«, wollte Arbatov wissen.
»Zu keinem. Keine Hypothese für sich wird allen Fakten gerecht. Ich denke, dass alles bisher Genannte daran beteiligt war, nämlich dass das Aussterben durch eine Katastrophe oder eine ganze Folge von Katastrophen in Gang gesetzt wurde.
Tsunamis. Vulkanausbrüche, wodurch tödliche Wolken und Gase erzeugt wurden, die für eine grundlegende Veränderung der Vegetation sorgten.«
»Diese Hypothese hat allerdings auch ein großes Loch«, stellte Arbatov fest. »Alle Indizien weisen darauf hin, dass das Aussterben sich über Hunderte oder gar Tausende von Jahren erstreckte.«
»Das wäre kein Problem. Meine Hypothese berücksichtigt die Entdeckung von zahlreichen Mammuts, die man in Massengräbern gefunden hat, und sie erklärt gleichzeitig, weshalb einige Exemplare noch lange Zeit überlebt haben. Es gibt Beweise dafür, dass viele Tiere gewaltsam getötet wurden.
Aber wir wissen auch, dass einige Mammutarten noch existierten, als die Ägypter ihre Pyramiden bauten. Die Katastrophe hat die Mammutherden derart geschwächt, dass sie durch Krankheiten und durch Jäger endgültig ausgelöscht werden konnten. Das Aussterben
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