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Päpste pupsen nicht (German Edition)

Päpste pupsen nicht (German Edition)

Titel: Päpste pupsen nicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Smoltczyk
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es gibt Menschen, die tags leben, und andere, die lieber nachts leben. Zu denen gehören wir. Wir gehen lieber nachts durch die Stadt.«
    »Damit euch keiner sieht?«
    »Das auch. Aber nachts ist die Stadt aufregender. Ist dir das noch nie aufgefallen? Alles ist unordentlicher und das gefällt uns. Nachts gehört die Stadt den Tieren, den wilden Katzen und den Hundebanden, den Ratten und den Mäusen und all den entflohenen Haustieren.«
    Die Brüder kannten diese Tiere alle, so wie sie jeden Fleck kannten, wo sich nachts ein paar Zutaten für ihre Suppe organisieren ließ. Giovanni erzählte von einer griechischen Landschildkröte, die seit Jahren in einem Schrottauto am Verano-Friedhof wohnte, von einem entflogenen Papageienpaar, dessen Kinder jetzt schon in den Pinien vom Borghese-Park brüteten.
    »Nachts ist Rom ein besseres Rom. Finden wir jedenfalls. Nachts muss sich keiner an die Regeln halten, weil sowieso keiner da ist. Außerdem sieht man nichts im Zwielicht. Du weißt nie, was ein Schatten ist und was nicht. Es ist so wie …«
    Giovanni überlegte, kratzte sich den Bart und schaute dann ratlos zu seinem Bruder hinüber. Der fing ebenso an, sich den Bart zu kratzen, und sagte auch nur: »Das ist so wie …«
    »Wie ganz allein in der Schule eingesperrt zu sein an einem Sonntag?«, fragte ich.
    »Ganz genauso ist es. Man kann machen, was man will. Du bist irgendwie freier. Im Dunkeln ist jeder, wer er wirklich ist, und muss sich nicht verstellen. Und weißt du was?«
    »Was?«
    »Das mit den Vogelwolken ist genauso, haben wir uns überlegt. Jemand sieht diese tollen Vogelschwärme und denkt nicht mehr daran, was er jetzt eigentlich machen soll, nur weil alle das von ihm erwarten. Das ist ihm komplett egal und er ist nur noch so, wie er ist.«
    Giovanni sah mich wieder an mit diesem Ist-das-nicht-ein-großer-Knochen?-Hundeblick. Das war wirklich eine ziemlich einleuchtende Geschichte, die sich die Fratellis da auf ihren Streifzügen zusammengereimt hatten.
    »Ihr meint also, die Leute brauchen nur die komischen Figuren der Vogelschwärme anzuschauen und sind so hin und weg davon, dass sie alles andere vergessen?«
    »Kann doch sein. Was würdest du denn machen, wenn die Ameisen auf eurem Balkon plötzlich damit anfangen, ihre Straßen in Schreibschrift zu laufen und dir ihre Liebe zu erklären?«
    Ich musste an Micki denken, aber das ging schnell wieder weg. »Du würdest erst mal ziemlich aus dem Konzept kommen, oder? Tja, das muss dem Ministerpräsidenten so ähnlich gegangen sein, und dem Papst auch.«
    Das musste ich gleich Eloise durchtelefonieren. Aber erst mal war noch etwas anderes zu erledigen. Ich zog den kleinen Holzkasten aus meiner Hose hervor. Dann erzählte ich ihnen, wo ich das Kästchen gefunden hatte und dass Benito es im Museum versteckt haben musste.
    Die Brüder sahen sich erstaunt an. Dann kramten sie aus ihrem Beutel eine Tüte Pommes frites hervor. »Moment, das war’s nicht«, sagte Giovanni, grabbelte etwas unruhig weiter und stellte dann mit zufriedenem Gesichtsausdruck einen kleinen braunen Kasten auf den Tisch. Es war der gleiche wie meiner.
    »Hier. Den haben wir heute Nacht beim Elefanten gefunden.«
    »Im Zoo?«
    »Nein. Beim Elefanten vom Minerva-Platz. Kennst du den nicht?«
    Doch, den kannte ich. Papa hatte mich gefühlte dreiundfünfzig Mal dorthin geführt. Das war ein weißer Elefant mit einem runzligen Po, der lustigerweise einen Obelisken auf dem Rücken balancierte. Natürlich aus Stein. Und natürlich auch von diesem Bernini gemacht.
    »Der Kasten war hinter dem Rüssel versteckt. Wir hatten gehofft, dass Pralinen drin sind, aber er summte ein bisschen, da wussten wir …«
    »Da wussten wir, das sind keine Pralinen«, ergänzte sein Bruder.
    Die beiden Kästchen waren zugeschraubt, sogar mit Spezialschrauben, für die man einen Spezialschraubenzieher braucht.
    »Wir haben ja schon vieles gefunden, aber so etwas noch nie. Es ist kein Handy und kein Radio und …«
    »… keine Pralinenkiste«, tönte es aus dem Bart des Bruders.
    »Genau. Am besten, du bringst sie zu dem verrückten Erfinderpriester, von dem du erzählt hast. Vielleicht hat der sie ja selbst gebaut.«
    Beim Abendbrot erzählte Mama von dem Buch, das sie gerade las, und dass es ein Verbrechen wäre, Tiere zu essen. »Ich kaufe jedenfalls kein totes Tier mehr«, erklärte sie kauend und versprach mit hochgehaltener Gabel, dass dies jetzt ihr letztes Hühnchenrisotto gewesen ist.
    »Aber anders

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