Päpste pupsen nicht (German Edition)
essen reicht nicht«, sagte Papa. »Das merkt ja keiner.«
»Die Hühner schon«, sagte ich.
»Gut, aber man muss noch mehr tun. Ein Zeichen setzen, damit möglichst viele anfangen, drüber nachzudenken, ob Tiere nur geboren werden dürfen, damit sie für uns geschlachtet werden.«
»Papa … Willst du dich vielleicht als Küken verkleiden und Flugblätter verteilen? Tu mir das bitte nicht an.«
»Nein. Aber es gibt andere Wege.« Dann fantasierte Papa von Aktionen, die Aufsehen erregen würden, von Botschaften und einer allgemeinen Erklärung der Tierrechte. Dazu fuchtelte er mit der Gabel über den Nudeln herum, bis er endlich die Wasserflasche umgekippt hatte. So kannte ich Papa gar nicht. Nur das Fuchteln kam mir bekannt vor.
Da klingelte das Telefon. Ich rannte rüber, weil das nur Eloise sein konnte.
War sie aber nicht. Es sei denn, sie hätte sich zwischenzeitlich in einen Mann verwandelt und würde sich aufgeregt mit »Hier Prälat Dienstbier« melden.
»Es ist etwas Furchtbares geschehen.«
13. Kapitel
Ein Löwe beichtet ein Geheimnis
Der arme Prälat Dienstbier war völlig aus dem Häuschen gewesen. Ich hatte nicht alles von dem verstanden, was er durchs Telefon geflüstert hatte. Anscheinend wurde ihm eine Botschaft unter der Tür durchgeschoben. Ein Briefumschlag mit einem Foto seines verschwundenen Poimnographen. Dazu die Warnung, er solle sich nicht in Dinge einmischen, die zu hoch für ihn seien. »Lassen Sie die Finger von den Vögeln. Das ist besser für alle Seiten. Es wird der Zeitpunkt kommen, wo Sie verstehen werden. Und danke für den Apparat.« Ohne Absender natürlich.
Jetzt war es noch früh am Morgen. Die Straßenfeger schabten ihre Reisigbesen über die grauen Steine des Petersplatzes. Denn genau da standen wir. Man hörte nur das Rauschen der beiden Brunnen und die Schreie der Möwen hoch über der Kuppel. »Wir treffen uns Punkt sieben Uhr bei den Löwen im Petersdom«, hatte Dienstbier gesagt. »Ja, bei den Löwen. Es gibt nur zwei. Ihr werdet sie gleich sehen.« Er wollte uns auf keinen Fall bei sich zu Hause treffen. Und weil er ungern den Vatikan verließ und Angst vor Leuten hatte, musste es eben der Petersdom sein. »Um sieben Uhr ist es da noch ganz leer.«
»Tut mir leid, dass ich im Zoo gelacht habe«, entschuldigte sich Eloise. »Es war eigentlich kein Lachen. Mehr so ein Mit-Lachen, aus Peinlichkeit oder so.«
»Schon gut.« Hinter uns krochen ein paar Obdachlose aus den Pappkartons, in denen sie die Nacht verbracht hatten. Am Kiosk wurden gerade die neuesten Schlagzeilen ausgehängt.
»Gott ist ewige Liebe« war die neueste Nachricht des »Vatikanischen Beobachters«.
Ich konnte mir spannendere Nachrichten vorstellen.
»Ha-a-leh-luu-ja …« Aber das waren nicht die Obdachlosen, die da sangen. Vor dem verschlossenen Gitter des Doms stand eine Besuchergruppe und sang ihre Kirchenlieder. Ein nach Rasierwasser riechender Priester sang am lautesten. Hinter ihm stand eine hagere Klosterschwester in Sandalen und mit Rucksack.
»Pssst, Elo. Sag jetzt bitte nichts.«
Dann schlugen die Glocken hoch über uns sieben Mal. Wir drängelten uns an den Halleluja-Boys vorbei und gingen in den Petersdom. Zweifellos eine Kirche. Komplett aus Marmor und mit vielen Engeln. Aber diese Kirche war so gewaltig groß, als hätte sie jemand bis zum Platzen aufgepustet.
»Ich hab’s dir gesagt. Das ist ideal zum Inlineskaten«, flüsterte Eloise. Der Satz hätte ihrem Vater, dem Kommandanten, bestimmt nicht gefallen, aber trotzdem stimmte er. Die Marmorböden waren glatt und bunt, und die Decke darüber war kaum zu sehen, so hoch hing sie über uns und so diesig war das Morgenlicht.
Gleich rechts von uns hielt eine gespenstisch graue Frau einen halb nackten Mann auf ihren Schenkeln. Zum Glück waren beide nur aus Stein. Zwei kleine kompakte Putzmaschinen kreisten über den Marmorboden. Auf ihnen hockten, wie verschlafene Kutscher, zwei Angestellte der Domverwaltung.
»Okay, alles klar. Deswegen hat er uns hierherbestellt«, sagte Eloise, und ihre Stimme hallte von einer Ecke des Doms zur anderen. Es war, als würde Gott persönlich eine Botschaft abgeben.
»Psssst, nicht so laut, du Wahnsinnige«, sagte ich leise und hatte dabei schon das Gefühl, jeder würde mir zuhören. Eloise zeigte auf die Säulen. An jeder einzelnen war ein Vogel aus Marmor angebracht, jeder so groß wie ein Pudel und mit einem Zweig im Schnabel.
»Die perfekte Kirche für Vogelfreunde, oder?«,
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