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Päpste pupsen nicht (German Edition)

Päpste pupsen nicht (German Edition)

Titel: Päpste pupsen nicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Smoltczyk
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plötzlich auf dem Papststuhl, alle starrten ihn an und wollen seither wissen, wo es langgeht. Dann wurde der neue Papst immer trauriger. Er konnte einfach keinen rechten Spaß an der neuen Arbeit finden. Im Gegenteil. Das ständige Predigen und Weihen ging ihm zunehmend auf die Nerven. Er zweifelte an dem Sinn des Ganzen. Er wollte lieber seine Gleise bauen und die Schaffnermütze tragen statt des schweren golddurchwebten Papstgewands mit der weißen Kappe. Bei seinen Staatsbesuchen besteht er darauf, zuerst die Bahnhöfe zu besuchen. Das hat schon für Erstaunen gesorgt. Nur wenn er den Geruch von Schmieröl in der Nase hat, wirkt er glücklich, doch sonst …«
    Dienstbier seufzte so laut, dass er garantiert die Löwen aufgeweckt hätte, wenn sie nicht aus Stein gewesen wären. »Nur die engsten Mitarbeiter und die höchsten Kardinäle wissen von dem Geheimnis. Ihr könnt euch vorstellen, dass niemand im Vatikan darüber reden darf. Es ist nicht auszudenken, was passieren würde, wenn das Geheimnis herauskommen würde.«
    »Wieso? Er kann doch einfach alles hinschmeißen, oder nicht?«
    »Wenn das so einfach ginge. Nein, ein Papst tritt nicht zurück. Außer, wenn er schwer krank ist, und selbst dann meistens nicht. Ein Papst zweifelt nicht, ein Papst bastelt nicht an Modellwaggons herum, ein Papst …«
    Eloise und ich hätten in diesem Moment den Satz am liebsten mit »… pupst nicht« beendet, aber wir trauten uns nicht.
    »… tut nur seine Pflicht«, fuhr stattdessen Dienstbier fort.
    Ich schaute heimlich auf die Uhr. Wir mussten dringend zum Schulbus. Ich stupste Eloise an, aber die saß ganz aufrecht und starrte durch das Gitter auf den Prälaten dahinter.
    »Jetzt verstehe ich, weshalb Sie sich solche Sorgen machen«, sagte Eloise.
    »Sorgen? Gutes Kind, das ist schon kalte Panik …«
    »Sie haben Angst, dass der Papst sein privates Geheimnis einfach ausplaudert, wenn er zufällig unsere Starenschwärme sieht?«
    Dienstbier hob seine Arme hoch und ließ sie wieder fallen: »So ist es. Es wäre eine Katastrophe. Der ganze Vatikan wäre blamiert, die ganze Kirche, die ganze Christenheit. Und ich, der arme Prälat Dienstbier, ich bin schuld an dem Ganzen.«
    Ich sagte, dass wir jetzt wirklich dringend losmüssten. Schulbusse warten nicht.



14. Kapitel
    Das Leben ist kein Mädchenkrimi. Aber trotzdem taucht jetzt ein Drachen auf
    »Erzähl noch mal, was diese Kühe machen.«
    Es war der Nachmittag danach und wir hatten frei. Eloise und ich lagen auf dem hellen Steinpflaster des Kapitols und schauten in die Pinien über uns. Ringsum rauschte die Stadt, die Motorroller knatterten, neben uns telefonierte jemand, als würde er auf einer Theaterbühne stehen, und es waren nur noch zehn Tage bis zu den Ferien.
    »Kühe fressen Gras, und deswegen müssen sie ein Gas auspupsen, sonst platzen sie. Und weil alle Leute immer Hamburger essen und Steaks, gibt es so viele pupsende Kühe auf der Welt, dass es immer wärmer wird.«
    »Iiihhh, du bist ekelhaft.«
    »Nein, nicht, wie du denkst. Das Pupsgas ist schlecht für die Atmosphäre, so wie Autoabgase. Jedenfalls isst Mama jetzt kein Fleisch mehr und wir müssen mitmachen.«
    Eloise fand es eigentlich auch nicht gut, Tiere zu essen, aber dummerweise war sie genauso verrückt nach Bratwürstchen wie ich. Und was soll man aufs Pausenbrot legen, wenn es keine Mortadella mehr gibt?
    »Ich liebe Fleisch. Tut mir leid, Atmosphäre. Musst du eben schwitzen. Sollen wir die ganzen Kühe etwa umbringen, nur weil sie pupsen?«
    »Macht der Papst ja schließlich auch.«
    Ich drehte mich um und bohrte mit einer Piniennadel in den Muschelrillen im Stein. »Was macht ihr eigentlich in den Ferien?«, fragte ich.
    »Einmal ins Wallis. Immer ins Wallis.«
    »Was ist Wallis?«
    »Wallis ist Wallis. Alles voller Berge und Tanten, die einen am Kinn streicheln und nach Spucke riechen. Smilla?«
    »Ja?«
    »Wir werden später nie Tanten, oder?«
    »Niemals.«
    Dann fingen wir an, Pinienzapfen auf den Kanaldeckel vor uns zu werfen.
    SPQR stand auf dem Deckel. Wie auf allen Kanaldeckeln in Rom. Das war die Abkürzung für »Senatus Populusque Romanus – Der Senat und das Volk von Rom«. SPQR stand auch an vielen Gebäuden und richtige Römer wie Totti, der Fußballer, haben sich die vier Buchstaben sogar auf den Unterarm tätowiert.
    » SPQR «, sagte ich. »Seite Punkt Quadrat Rechteck.«
    »Mann, hör auf mit Mathe. Smillas Papa quatscht Rhabarber«, sagte Eloise. Das war eines

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