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Paganinis Fluch - Kepler, L: Paganinis Fluch - Paganinikontraktet

Paganinis Fluch - Kepler, L: Paganinis Fluch - Paganinikontraktet

Titel: Paganinis Fluch - Kepler, L: Paganinis Fluch - Paganinikontraktet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Kepler
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Erschöpfung. Ihre Finger sind wund und schwach. Sie bleibt stehen und betrachtet ihre Hände im Tageslicht, sieht den Schmutz unter den eingerissenen Fingernägeln, die Finger, grau von Erde und Lehm, bedeckt von geronnenem Blut aus verschiedenen Wunden.
    »Hier hilft uns keiner, wir müssen weiter«, sagt sie. »Wenn wir am Ufer entlanglaufen, dann …«
    Sie verstummt und sieht Björn an, der in seinem blauen Lederjackett zusammengesunken auf der Bettkante sitzt.
    »Schön«, sagt er leise. »Tu das.«
    »Ich lasse dich hier nicht zurück.«
    »Aber ich kann nicht mehr, Penny«, sagt er, ohne sie anzusehen.»Meine Füße, ich werde nicht laufen können, ich kann vielleicht eine halbe Stunde gehen, aber die Wunden bluten immer noch.«
    »Ich helfe dir.«
    »Vielleicht gibt es auf dieser Insel keine anderen Telefone, wir wissen es nicht, wir haben keine Ahnung.«
    »Ich mache nicht mit bei seinem ekelhaften …«
    »Penny, wir … wir müssen mit der Polizei sprechen, wir müssen sein Handy benutzen.«
    Breit grinsend öffnet Ossian Wallenberg die Tür. Er ist mit einem leopardenfellgemusterten Jackett und einem leopardenfellgemusterten Lendenschurz bekleidet. Mit grazilen Bewegungen geleitet er sie zu der riesigen Couch. Die Vorhänge sind zugezogen, und er hat die Möbel an die Wände geschoben, sodass er sich frei im Raum bewegen kann. Ossian tritt in das Licht der beiden Stehlampen, bleibt stehen und dreht sich um.
    »Liebe Freitagsfreunde, wenn man gut unterhalten wird, vergeht die Zeit wie im Flug«, sagt er und zwinkert mit einem Auge. »Wieder einmal ist es Zeit für unser Quiz, und wir begrüßen ganz herzlich die Prominenten des heutigen Abends. Einen verdreckten Kommunisten und seine minderjährige Liebhaberin. Ein wahrhaft ungleiches Paar, wenn Sie mich fragen. Ein hässliches Entlein und ein junger Mann mit einem wohlproportionierten Torso.«
    Ossian Wallenberg lacht und lässt vor der eingebildeten Kamera die Muskeln spielen.
    »Nun kommt schon!«, ruft Ossian und joggt auf der Stelle. »Die Wände hoch! Sind alle zum Abstimmen bereit? Ich präsentiere euch … ›Sag die Wahrheit‹! Ossian Wallenberg fordert heraus – das hässliche Entlein und den schönen Jüngling!«
    Ossian legt eine leere Weinflasche auf den Fußboden und lässt sie kreiseln. Sie dreht sich einige Runden, kommt dann zum Stillstand, und der Flaschenhals zeigt auf Björn.
    »Der Schönling!«, ruft Ossian lächelnd. »Der Schönling darf als Erster ran an die Buletten! Hier kommt die Frage. Sind Sie bereit für die Wahrheit und nichts als die Wahrheit?«
    »Absolut«, seufzt Björn.
    Ein Schweißtropfen fällt von Ossians Nasenspitze, als er den Umschlag öffnet und laut vorliest:
    »An wen denken Sie, wenn Sie mit dem hässlichen Entlein schlafen?«
    »Sehr witzig«, murmelt Penelope.
    »Bekomme ich das Telefon, wenn ich antworte?«, erkundigt sich Björn gefasst.
    Ossian spitzt den Mund wie ein Kind und schüttelt den Kopf.
    »Nein, aber wenn Ihnen das Publikum Ihre Antwort glaubt, bekommen Sie die erste Zahl des PIN s.«
    »Und wenn ich mich für Konsequenz entscheide?«
    »Dann treten Sie gegen mich an, und das Publikum hat die Wahl«, sagt Ossian. »Aber die Zeit vergeht, tick, tack, tick, tack. Fünf, vier, drei, zwei …«
    Penelope betrachtet Björn im hellen Licht der Lampen, sein schmutziges Gesicht, die Bartstoppeln und die strähnigen Haare. Seine Nasenlöcher sind schwarz von getrocknetem Blut und seine Augen müde und rot unterlaufen.
    »Wenn wir Sex haben, denke ich an Penelope«, antwortet Björn leise.
    Ossian buht, verzieht das Gesicht zu einer angeekelten Miene und joggt ins Licht.
    »Die Wahrheit und nichts als die Wahrheit sollte es sein«, schreit er, »aber davon sind wir noch meilenweit entfernt. Kein Mensch im Publikum glaubt, dass Sie an dieses hässliche Entlein denken, wenn Sie mit ihr schlafen. Das macht eins, zwei, drei Minuspunkte für unseren Schönling.«
    Erneut lässt er die Flasche kreiseln, die praktisch sofort stehen bleibt und diesmal auf Penelope zeigt.
    »Oh, oh, oh«, ruft Ossian. »Eine Spezialfrage! Und was heißt das? Richtig! Konsequenz! Hier gibt’s nicht mal eine Pommes mit Majo auf die Hand. Los geht’s, los! Ich öffne die Luke und höre mal, was das Flusspferd flüstert.«
    Ossian nimmt ein kleines Flusspferd aus dunklem, lackiertem Holz vom Tisch, hält es sich ans Ohr, lauscht und nickt.
    »Du meinst die Schabracke?«, fragt er und lauscht erneut. »Ich verstehe, Herr

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