Paganinis Fluch - Kepler, L: Paganinis Fluch - Paganinikontraktet
Beschlusses garantieren zu können.
Axel trifft eine Entscheidung und fühlt sich augenblicklich besser.
In den kommenden Tagen wird er seine gesamte Zeit diesem Vorgang widmen und daraufhin die Ausfuhrerlaubnis unterzeichnen.
Er wird es tun, das weiß er, aber nicht jetzt. Es ist ihm egal, ob sie wütend reagieren. Es ist seine Entscheidung, er ist der Generaldirektor der Waffenkontrollbehörde.
Er greift nach dem Stift und zeichnet in die Zeile, die auf seinen Namenszug wartet, ein fröhliches Strichmännchen, von dessen Mund eine Sprechblase ausgeht.
Axel kehrt mit ernster Miene in den Flur zurück, überreicht dem Boten die Mappe, geht anschließend die Treppe hinauf und in den Salon. Er fragt sich, ob Beverly tatsächlich oben ist oder ob sie sich nicht getraut hat, ihm zu sagen, dass sie sich aus dem Haus geschlichen hat.
Was ist, wenn sie sich hinausschleicht und ein weiteres Mal verschwindet?
Axel nimmt die Fernbedienung von einem Sideboard und legt einen Sampler mit David Bowies frühesten Songs ein.
Die Anlage ähnelt einem schwach leuchtenden Goldbarren. Sie funktioniert kabellos, und die Boxen sind in die Wände eingelassen und nicht zu sehen.
Er tritt zu einem Vitrinenschrank, öffnet die bucklige Glastür und betrachtet die glänzenden Flaschen.
Er zögert kurz, ehe er die nummerierte Whiskyflasche mit einem Hazelburn von der Springbank Distillery herausnimmt. Die Brennerei befindet sich in der Region Campbeltown in Schottland. Axel hat sie besichtigt und erinnert sich an den über hundert Jahre alten Maischebottich, der heute noch benutzt wird. Er war abgenutzt, leuchtend rot lackiert und hatte nicht einmal einen Deckel.
Axel Riessen zieht den Korken heraus und atmet den Whiskyduft ein: tief erdig und so dunkel wie ein Gewitterhimmel. Er drückt den Korken wieder hinein, stellt die Flasche sachte ins Regal zurück und stellt fest, dass die Anlage einen Song von der Platte »Hunky Dory« ausgewählt hat.
»But her friend is nowhere to be seen. Now she walks through her sunken dream, to the seat with the clearest view, and she’s hooked to the silver screen«, singt David Bowie.
Die Tür zur Wohnung seines Bruders wird zugeschlagen. Axel blickt durch die riesigen Fensterfronten in den üppig wachsenden Garten hinaus. Er fragt sich, ob Robert bei ihm vorbeischauen wird, und im selben Moment klopft es an die Tür.
»Komm rein«, ruft er seinem Bruder zu.
Robert öffnet die Tür und betritt mit einem verlegenen Gesichtsausdruck den Salon.
»Mir ist schon klar, dass du diesen Mist hörst, um mich zu ärgern, aber …«
Axel lächelt und singt mit.
»Take a look at the Lawman, beating up the wrong guy. Oh man! Wonder if he’ll ever know: he’s in the best selling show …«
Sein Bruder deutet ein paar Tanzschritte an, geht dann zu dem offenen Vitrinenschrank und wirft einen Blick auf die Flaschen.
»Bitte sehr«, sagt Axel trocken.
»Magst du dir mal meine Strosser ansehen – darf ich kurz ausmachen?«
Axel zuckt mit den Schultern, Robert drückt auf Pause, und die Musik wird leiser und verstummt sanft.
»Hast du sie schon fertig?«
»Ich bin die ganze Nacht auf gewesen«, antwortet Robert. Er lächelt breit. »Heute Morgen habe ich die Saiten aufgezogen.«
Daraufhin schweigen beide. Vor langer Zeit war ihre Mutter sicher gewesen, dass Axel ein berühmter Geiger werden würde. Alice Riessen war selbst Berufsmusikerin gewesen, hatte zehn Jahre lang die zweite Geige in der Hofkapelle der Stockholmer Oper gespielt. Und sie hatte ihren erstgeborenen Sohn ganz offen bevorzugt.
Dann brach alles zusammen. Axel studierte an der Musikhochschule, und es gelang ihm, beim Johan-Fredrick-Berwald-Wettbewerb für junge Solisten, der als das Nadelöhr zur Weltelite betrachtet wird, zusammen mit drei anderen jungen Musikern das Finale zu erreichen.
Nach dem Wettbewerb gab Axel die Musik auf und besuchte die Militärakademie in Karlsborg. Sein jüngerer Bruder Robert durfte den Platz des Musikers in der Familie übernehmen. Wie die meisten, die an der Königlichen Musikhochschule studieren, wurde auch Robert kein Stargeiger. Er spielt in einem Kammerorchester, hat sich aber vor allem zu einem renommierten Geigenbauer entwickelt, bei dem Bestellungen aus aller Welt eingehen.
»Zeig mir die Geige«, sagt Axel.
Robert nickt und holt das Instrument, eine schlanke Violine, feurig rot lackiert und mit einer Resonanzdecke aus getigertem Ahornholz.
Er stellt sich vor seinen Bruder und spielt einen
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