Paganinis Fluch - Kepler, L: Paganinis Fluch - Paganinikontraktet
sauer?«
»Erzähl mir, wo du bist«, fleht er.
»Du machst vielleicht ein Theater«, sagt sie und lacht. »Ich bin doch hier, in meiner Wohnung. Ist daran etwas auszusetzen?«
»Ich habe mir nur Sorgen gemacht.«
»Stell dich nicht so an, ich will mir bloß die Sendung über Kronprinzessin Victoria ansehen.«
Sie drückt das Gespräch weg, aber er sorgt sich angesichts ihres vagen Tonfalls weiter.
Er betrachtet das Handy und überlegt, ob er sie noch einmal anrufen soll. Plötzlich klingelt das Telefon in seiner Hand, und er zuckt zusammen und meldet sich:
»Riessen.«
»Hallo, hier spricht Jörgen Grünlicht.«
»Hallo«, antwortet Axel.
»Wie war die Beiratssitzung?«
»Ich fand sie konstruktiv«, antwortet Axel.
»Ich hoffe, Kenia stand ganz oben auf der Tagesordnung.«
»Und die Endabnehmerbescheinigung aus den Niederlanden«, erwidert Axel. »Es gab viel zu besprechen, und ich warte mit einerStellungnahme, bis ich mich in die Materie eingearbeitet habe und …«
»Aber was ist denn nun mit Kenia?«, unterbricht Grünlicht ihn. »Haben Sie die Ausfuhrgenehmigung noch nicht unterschrieben? Pontus Salman drängt, er will wissen, warum zum Teufel Sie diesen ganzen Mist so in die Länge ziehen. Es ist ein verdammt großes Geschäft, das sich bereits verzögert hat. Die Kontrollbehörde hat dem Unternehmen doch so positive Signale gegeben, dass die ganze Produktion längst angelaufen ist. Die Herstellung ist abgeschlossen, die Ware ist von Trollhättan aus unterwegs zum Hafen von Göteborg, morgen trifft das Containerschiff aus Panama ein, im Lauf des Tages wird seine Fracht gelöscht, und am nächsten Tag könnte die Munition geladen werden.«
»Herr Grünlicht, das ist mir alles bewusst, ich habe mir die Akten angesehen und sicher … es steht außer Frage, dass ich unterschreiben werde, aber ich bin gerade erst im Amt und finde es wichtig, gründlich vorzugehen.«
»Aber ich habe das Geschäft persönlich geprüft«, erwidert Jörgen Grünlicht barsch. »Und ich habe keinerlei Ungereimtheiten feststellen können.«
»Nein, aber …«
»Wo sind Sie jetzt?«
»Ich bin zu Hause«, sagt Axel.
»Ich lasse Ihnen die Unterlagen mit einem Boten bringen«, sagt Jörgen Grünlicht. »Der Bote kann warten, während Sie unterschreiben, dann verlieren wir nicht noch mehr Zeit.«
»Nein, ich sehe mir die Papiere morgen an.«
Zwanzig Minuten später geht Axel in den Flur, um Jörgen Grünlichts Boten zu empfangen. Die Hartnäckigkeit ärgert ihn, aber er sieht keinen Grund, das Geschäft zu verzögern.
53
Die Unterschrift
Axel öffnet die Tür und begrüßt den Fahrradkurier. Die dröhnende Musik von der Abschlussfeier in der Hochschule für Architektur weht zusammen mit lauer Abendluft herein.
Er nimmt die Mappe an, und der Gedanke, den Vertrag vor den Augen eines Fahrradkuriers zu unterschreiben, macht ihn aus irgendeinem Grund verlegen, als wäre er ein Mann, der zu allem Möglichen bereit ist, wenn man ihn nur ein bisschen unter Druck setzt.
»Warten Sie bitte kurz«, sagt Axel und lässt den Boten im Flur stehen.
Er geht links den Flur hinunter, an der unteren Bibliothek vorbei und in die Küche. Er passiert die glänzenden Arbeitsflächen aus dunklem Stein, die schwarz glänzenden Schränke und geht zu dem großen Standkühlschrank mit Eisbereiter. Er holt eine kleine Flasche Mineralwasser heraus und leert sie, löst seine Krawatte, setzt sich anschließend an die hohe Theke und öffnet die Mappe.
Die Akten sind säuberlich sortiert, alles scheint in Ordnung zu sein, alle Anlagen sind enthalten, das Gutachten des Exportkontrollrats, die Klassifizierung, der vorläufige Bescheid, die Kopien für den Auswärtigen Ausschuss und die Angebotsankündigung.
Er studiert die Dokumente, in denen es um die Ausfuhrgenehmigung geht, die Entscheidung über den Export, blättert weiter zu der Zeile, in die er als Generaldirektor der Waffenkontrollbehörde seinen Namen setzen soll.
Ein kalter Schauer durchläuft seinen Körper.
Es ist ein großes Geschäft, das für die Handelsbilanz des Landes von Bedeutung ist, eine Routineangelegenheit, die durch Carl Palmcronas Selbstmord verzögert wurde. Ihm ist bewusst, wie schwierig Pontus Salmans Situation ist, möglicherweise verliert sein Unternehmen den Auftrag, falls sich die Angelegenheit noch weiter in die Länge ziehen sollte.
Gleichzeitig merkt er, wie sehr es ihn stresst, einen Export von Munition nach Kenia zu genehmigen, ohne die Richtigkeit seines
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