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Paganinis Fluch - Kepler, L: Paganinis Fluch - Paganinikontraktet

Paganinis Fluch - Kepler, L: Paganinis Fluch - Paganinikontraktet

Titel: Paganinis Fluch - Kepler, L: Paganinis Fluch - Paganinikontraktet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Kepler
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übergibt sich zwischen den Brennnesseln und betet wispernd ein Vaterunser. In der Ferne donnert es. Sie zittert am ganzen Leib, rappelt sich aber trotzdem wieder auf und streicht sich mit dem Ärmel ihres Pullovers Regen aus den Augen. Vorsichtig lehnt sie sich vor und schaut um die Ecke, auf die Wiese hinaus. Ihr Verfolger lässt soeben das Birkenwäldchen hinter sich und bleibt bei der Familie stehen, die unmittelbar darauf in ihre Richtung zeigt. Sie kriecht rückwärts, rutscht den Fels hinunter und läuft am Wasser entlang auf den Sandstrand hinaus. Wo der nasse Sand hochgeschleudert wird, leuchten die Spuren hinter ihr weiß. Sie rennt auf einen sehr langen Pontonsteg und immer weiter hinaus. Plötzlich hört sie die dumpf knatternden Rotorblätter eines Hubschraubers. Penelope läuft weiter auf dem Steg, sieht den uniformierten Verfolger zwischen den Bäumen zum Strand laufen. Aus einem Rettungshubschrauber hat sich ein Mann in oranger Kleidung abgeseilt und landet am äußeren Ende des Stegs, das Wasser um ihn wird zu gewellten Kreisen aufgepeitscht. Penelope rennt auf dem rutschigen Steg zu ihm hin, und er ruft ihr zu, wie sie sich hinstellen soll, koppelt sie an das Rettungsseil und gibt dem Hubschrauberpiloten ein Zeichen. Gemeinsam steigen sie vom Steg auf, fliegen knapp über der Wasseroberfläche, werden dann hoch und zur Seite gehoben. Das Letzte, was Penelope vom Strand sieht, ehe er vom Fichtenwald verdeckt wird, ist ihr Verfolger, der ein Knie auf die Erde gesetzt hat. Vor ihm liegt sein schwarzer Rucksack. Mit routinierten Bewegungen montiert er eine Schusswaffe. Dann sieht sie ihn nicht mehr. Nur dichte grüne Bäume. Die Wasseroberfläche verschwindet unter ihr. Plötzlich hört sie einen kurzen Knall und über ihr ein Knirschen. Es ruckt heftig in dem Stahlseil, und ihr wird flau im Magen. Der Mann hinter ihr ruft dem Hubschrauberpiloten etwas zu. Sie werden in die andere Richtung gerissen, der Hubschrauber trudelt jäh, und Penelopeerkennt, was passiert ist. Der Verfolger hat den Piloten von seiner Position am Ufer aus erschossen. Wie aus einem Reflex heraus löst Penelope die Sicherung der Schnalle an dem Rettungsseil, öffnet das Schloss, lockert die Riemen und fällt. Sie stürzt durch die Luft, während der Hubschrauber an Schub verliert, zur Seite kippt und sich überschlägt. Das Stahlseil mit dem daran hängenden Seenotretter verheddert sich in dem großen Rotor. Es knattert ohrenbetäubend, und dann knallt es kurz hintereinander zwei Mal, als die riesigen Rotorblätter von ihrer Achse gerissen werden. Penelope fällt etwa zwanzig Meter, bis sie aufs Wasser aufschlägt. Sie sinkt tief. Tosend führt ihr Weg in dem kalten Wasser lange abwärts, ehe sich die Bewegung umkehrt.
    Ihre Beine treten, sie kommt hoch, saugt Luft in ihre Lunge und schwimmt fort von der Insel, aufs offene Meer hinaus.

57
    Unwetter
    Joona Linna und Saga Bauer verlassen nach ihrer kurzen Begegnung mit Direktor Pontus Salman die Firma Silencia Defence. Sie haben ihm eine Falle gestellt. Aber Pontus Salman hat sie überrascht, indem er sich augenblicklich selbst identifiziert und die Umstände erläutert hat. Das Foto entstand im Frühjahr 2008 in einem Konzertsaal in Frankfurt. Das Geschäft war weit gediehen, als im Frühjahr 2009 etwas geschah, durch das es doch noch verhindert wurde. Salman schien vorauszusetzen, dass Joona Linna und Saga Bauer wussten, worauf er anspielte.
    Er berichtete, dass es bei dieser einzigen Besprechung mit dem Sudan blieb, da für weitere Verhandlungen kein Spielraum mehr bestand.
    »Begreifst du, wovon Salman gesprochen hat?«, fragt Joona. »Was ist 2009 passiert?«
    Noch ehe sie auf den Nynäsvägen fahren, greift Saga Bauer nach ihrem Handy und ruft Simon Lawrence vom Staatsschutz an.
    »Ich vermute mal, dass du nicht anrufst, um ein Rendezvous zu vereinbaren«, sagt Simon.
    »Als unser Experte für Afrika nördlich der Sahara weißt du wahrscheinlich, was im Frühjahr 2009 im Sudan passiert ist.«
    »Woran denkst du genau?«
    »Schweden kann danach aus irgendeinem Grund keine Waffen mehr in den Sudan exportieren.«
    »Liest du eigentlich keine Zeitung?«
    »Doch«, antwortet sie leise.
    »Im März 2009 hat der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag einen Haftbefehl gegen Umar al-Bashir, den Präsidenten des Sudans, ausgestellt.«
    »Gegen den Präsidenten?«
    »Ja.«
    »Keine Kleinigkeit.«
    »Die Anklage bezog sich auf die direkten Befehle des Präsidenten zu Plünderungen,

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