Paganinis Fluch - Kepler, L: Paganinis Fluch - Paganinikontraktet
wahr.«
»Aber ich glaube, dass ich Ihnen ein gutes Angebot machen kann«, fährt Guidi fort und verzieht das Gesicht zu einer freudlosen Grimasse, die an ein Lächeln erinnern soll. »Ich weiß, wenn ich Ihre Loyalität gewinnen will, muss ich Ihnen etwas anbieten, was Sie wirklich haben wollen, vielleicht muss es sogar das sein, was Sie sich am meisten wünschen.«
Axel schüttelt den Kopf.
»Ich weiß ja selber kaum, was ich mir am meisten wünsche.«
»Ich denke schon, dass Sie das wissen«, erwidert Raphael Guidi. »Sie wünschen sich, wieder schlafen, ganze Nächte durchschlafen zu können, ohne …«
»Woher wissen Sie …?«
Er verstummt abrupt, und Guidi wirft ihm einen kühlen, ungeduldigen Blick zu.
»Dann wissen Sie mit Sicherheit auch, dass ich nichts unversucht gelassen habe«, sagt Axel ruhig.
Der Waffenhändler macht eine nonchalante Geste.
»Sie bekommen eine neue Leber.«
»Ich stehe bereits auf der Warteliste für eine neue Leber«, erklärt Axel mit einem unfreiwilligen Lächeln. »Wenn sich der Transplantationsrat getroffen hat, rufe ich jedes Mal an, aber mein Leberschaden ist selbst verschuldet und mein Gewebetyp so ungewöhnlich, dass es praktisch keine Spender gibt …«
»Ich habe eine Leber für Sie, Axel Riessen«, behauptet Guidi.
Es wird still, und Axel spürt, dass seine Wangen rot anlaufen, seine Ohren zu glühen beginnen.
»Und was verlangen Sie dafür als Gegenleistung von mir?«, fragt Axel und schluckt schwer. »Sie wollen, dass ich die Ausfuhrgenehmigung für Kenia unterzeichne.«
»Ja, ich möchte, dass wir einen Paganini-Vertrag schließen«, erwidert Raphael Guidi.
»Was ist …«
»Nichts überstürzen, Sie müssen sich das gut überlegen, es ist eine wichtige Entscheidung, Sie müssen sich die detaillierten Informationen zum Organspender anschauen und so weiter.«
Blitzschnell schießen die Gedanken durch Axel Riessens Kopf. Er denkt, dass er die Ausfuhrgenehmigung unterschreiben kann und sobald er die neue Leber bekommen hat, wird er gegen Raphael Guidi aussagen. Man wird ihn beschützen, das weiß er, vielleicht wird er eine neue Identität annehmen müssen, aber er wird wieder schlafen können.
»Wollen wir nicht essen? Ich habe Hunger, Sie auch?«, fragt Guidi.
»Vielleicht …«
»Aber bevor wir essen, möchte ich, dass Sie Ihre Sekretärin bei der Kontrollbehörde anrufen und ihr Bescheid geben, dass Sie hier sind.«
100
Pontus Salman
Saga hält ihr Handy ans Ohr und bleibt im Flur neben einem großen Plastikbehälter für Altpapier stehen. Geistesabwesend betrachtet sie die blattähnlichen Reste eines Schmetterlings, die auf dem Fußboden liegen und im Windzug der Belüftung zittern.
»Habt ihr in Stockholm eigentlich nichts anderes zu tun?«, fragt sie ein Mann mit einem starken gotländischen Akzent, als sie mit der Polizei von Södertälje verbunden wird.
»Es geht um Pontus Salman«, sagt sie.
»Mag sein, aber der ist schon weg«, erklärt der Polizist zufrieden.
»Was zum Teufel soll das heißen?«, fragt sie.
»Also, ich habe mit Gunilla Sommer gesprochen, der Psychologin, die mit ihm in die psychologische Notaufnahme gefahren ist.«
»Und?«
»Sie hatte nicht den Eindruck, dass er seine Selbstmorddrohung ernst meinte, also hat sie ihn gehen lassen, Therapieplätze sind ja nicht gerade gratis und …«
»Geben Sie eine Fahndung nach ihm heraus«, fällt Saga dem Mann ins Wort.
»Und weshalb? Wegen eines halbherzigen Selbstmordversuchs?«
»Finden Sie ihn einfach«, erwidert Saga und beendet das Gespräch.
Sie ist auf dem Weg zum Aufzug, als Göran Stone sich ihr mit ausgebreiteten Armen in den Weg stellt.
»Du willst Pontus Salman vernehmen, stimmt’s?«, fragt er sie neckisch.
»Ja«, antwortet sie kurz und will weitergehen, aber er lässt sie nicht durch.
»Du brauchst nur mit dem Hintern zu wackeln«, sagt er, »und vielleicht ein bisschen deine Locken zu schütteln, und schon wirst du befördert oder …«
»Geh mir aus dem Weg«, sagt Saga wütend, rote Punkte flammen auf ihrer Stirn auf.
»Okay, ich bitte vielmals um Entschuldigung dafür, dass ich dir helfen wollte«, sagt Göran Stone beleidigt. »Aber wir haben gerade vier Streifenwagen zu Salmans Haus auf Lidingö geschickt, weil …«
»Was ist passiert?«, fragt Saga schnell.
»Die Nachbarn haben die Polizei gerufen«, antwortet er lächelnd. »Anscheinend haben sie ein bisschen Pengpeng und Schreie gehört.«
Saga stößt ihn zur Seite und läuft los.
»V
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