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Paganinis Fluch - Kepler, L: Paganinis Fluch - Paganinikontraktet

Paganinis Fluch - Kepler, L: Paganinis Fluch - Paganinikontraktet

Titel: Paganinis Fluch - Kepler, L: Paganinis Fluch - Paganinikontraktet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Kepler
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eine bessere Sicht auf die Jacht zu bekommen. Es ist das unglaublichste Seefahrzeug, das er je gesehen hat. Schlank und spitz zulaufend wie eine Flamme, weiß wie Zuckerguss. Das Schiff ist sicher mehr als hundert Meter lang und verfügt zwei Etagen über dem Achterdeck über eine pompöse Kommandobrücke.
    Donnernd sinken sie zu den Kreisen, die den Hubschrauberlandeplatz markieren, auf dem Vordeck hinab. Die Rotorblätter sorgen dafür, dass die Kielwellen des Schiffs ihre Richtung ändern, lassen sie flacher werden und peitschen sie fort.
    Die Landung geschieht fast unmerklich, der Hubschrauber schwebt auf der Stelle, senkt sich langsam und steht schließlich sanft wippend auf der Plattform. Während sich die Rotorblätter immer langsamer drehen, warten sie. Der Pilot bleibt im Cockpit, während der zweite Mann Axel Riessen über die Plattform mit den aufgemalten Kreisen führt. Sie ducken sich im Luftzug, bis sie durch eine Glastür getreten sind. Das Geräusch des Hubschraubers verschwindet fast völlig hinter dem Glas. Der Raum, in dem sie sich befinden, erinnert an ein elegantes Wartezimmer mit Sitzmöbeln, einem Couchtisch und einem dunklen Fernsehapparat. Ein weiß gekleideter Mann heißt sie willkommen, deutet auf die Sitzmöbel und bittet Axel, Platz zu nehmen.
    »Möchten Sie etwas trinken?«, fragt der Weißgekleidete.
    »Ein Wasser, bitte«, antwortet Axel.
    »Mit oder ohne Kohlensäure?«
    Ehe Axel antworten kann, betritt ein weiterer Mann den Raum.
    Er ähnelt dem ersten, der neben dem Hubschrauberpiloten saß. Beide Männer sind groß und breitschultrig, haben seltsam gleichartige und synchronisierte Körper. Der neue Mann hat weißblonde Haare, fast weiße Augenbrauen und eine Nase, die einmal gebrochen gewesen ist. Der erste ist grauhaarig und trägt eine Hornbrille.
    Sie bewegen sich wortlos, effektiv und sparsam, während sie Axel zu den Suiten unter Deck begleiten.
    Die Luxusjacht wirkt seltsam verlassen. Axel sieht flüchtig, dass der Pool leer und scheinbar seit vielen Jahren nicht mehr mit Wasser gefüllt gewesen ist. Auf seinem Boden liegen einige schadhafte Möbelstücke, eine Couch ohne Polster und ausrangierte Bürostühle.
    Axel Riessen fällt auf, dass die hübschen Rattanmöbel auf einer kleinen Empore vernachlässigt worden sind. Das feine Flechtwerk ist gerissen, und überall an den Sesseln und dem Tisch stehen lose Halmenden ab.
    Je weiter er in die Jacht hineingelangt, desto mehr erscheint sie ihm wie eine leere, zerstörte Schale. Axels Schritte hallen auf dem zerkratzten Marmorboden des leeren Korridors wider. Sie treten durch eine Doppeltür, in deren dunkles Holz kunstvoll die Worte »Sala da pranzo« geschnitzt wurden.
    Der Speisesaal ist riesig. Durch die Panoramafenster sieht man nichts als offene See. Eine breite Treppe mit einem roten Teppich führt in die nächste Etage hinauf. An der Decke hängen prachtvolle Kronleuchter. Der Raum ist für große Gesellschaften konzipiert, aber auf dem Esstisch stehen lediglich ein Kopierer, ein Faxgerät, zwei Computer und eine große Zahl von Ordnern.
    Am hinteren Ende des Speisesaals sitzt an einem nicht sonderlich großen Tisch ein kleiner Mann. Er hat grau melierte Haare, und mitten auf seinem Scheitel prangt ein großer kahler Fleck. Axel erkennt in ihm augenblicklich Raphael Guidi. Er trägt eine schlabberige hellblaue Trainingshose und eine dazugehörige Jackemit der Ziffer sieben auf Brust und Rücken. Seine nackten Füße stecken in weißen Turnschuhen.
    »Herzlich willkommen«, sagt der Mann in kantigem Englisch.
    Es klingelt in seiner Tasche, er zieht ein Handy heraus, mustert die Nummer, nimmt das Gespräch nicht an. Unmittelbar darauf wird Guidi erneut angerufen, meldet sich, sagt einige Worte auf Italienisch und sieht anschließend Axel Riessen an. Er macht eine Geste in Richtung der dunklen, wogenden Meeresweiten hinter den Panoramafenstern.
    »Ich bin nicht freiwillig hier«, beginnt Axel.
    »Das bedauere ich, dazu fehlte die Zeit …«
    »Also, was wollen Sie?«
    »Ich möchte Ihre Loyalität gewinnen«, antwortet Raphael Guidi kurz.
    Es wird still, und die beiden Leibwächter lächeln mit gesenktem Blick, werden dann jedoch wieder vollkommen ernst. Raphael Guidi trinkt einen Schluck seines gelben Vitamingetränks und rülpst lautlos.
    »Loyalität ist das Einzige, was zählt«, sagt er leise und sieht Axel in die Augen. »Sie haben vorhin behauptet, ich hätte nichts, was Sie haben wollen, aber …«
    »Das ist

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