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Paganinis Fluch - Kepler, L: Paganinis Fluch - Paganinikontraktet

Paganinis Fluch - Kepler, L: Paganinis Fluch - Paganinikontraktet

Titel: Paganinis Fluch - Kepler, L: Paganinis Fluch - Paganinikontraktet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Kepler
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Blick auf das Foto von Beverly.
    Raphael Guidi tunkt Pommes frites in einen Klecks Ketchup auf dem Rand seines Tellers.
    Plötzlich sieht Axel einen jungen Mann im Türrahmen stehen und zu ihnen herüberblicken. Er wirkt müde und ängstlich, hält ein Handy in der Hand.
    »Peter«, ruft Guidi. »Komm her!«
    »Ich will nicht«, sagt der junge Mann mit schwacher Stimme.
    »Das war keine Frage«, erwidert Raphael Guidi gereizt.
    Der Junge kommt zu ihnen und begrüßt Axel Riessen schüchtern.
    »Das ist mein Sohn«, erläutert Guidi, als handelte es sich um eine ganz normale Einladung zum Abendessen.
    »Hallo«, sagt Axel freundlich.
    Der Mann, der im Hubschrauber neben dem Piloten saß, steht an der Bar und wirft einem fröhlichen zotteligen Hund Erdnüsse zu. Seine grauen Haare glänzen metallisch, und seine Brille schimmert weiß.
    »Nüsse sind nicht gut für ihn«, sagt Peter.
    »Nach dem Essen könntest du eigentlich deine Geige holen, was meinst du?«, fragt Guidi mit plötzlicher Mattigkeit in der Stimme. »Unser Gast interessiert sich für Musik.«
    Peter nickt, er ist blass und verschwitzt, die Ringe unter seinen Augen sind fast violett.
    Axel versucht zu lächeln.
    »Was haben Sie für eine Geige?«
    Peter zuckt mit den Schultern.
    »Sie ist viel zu gut für mich, es ist eine Amati. Meine Mutter war Musikerin, es ist ihre Amati.«
    »Eine Amati?«
    »Welche Geigen sind eigentlich besser?«, fragt Raphael Guidi. »Amati oder Stradivari?«
    »Das kommt ganz darauf an, wer sie spielt«, antwortet Axel.
    »Sie kommen aus Schweden«, sagt Guidi. »In Schweden gibt es vier Stradivari, aber keine, auf der Paganini gespielt hat … und ich bilde mir ein …«
    »Das ist sicher richtig«, erwidert Axel.
    »Ich sammele Streichinstrumente, die sich noch daran erinnern, wie … Nein«, unterbricht Guidi sich. »Ich will es anders formulieren … Wenn diese Instrumente richtig behandelt werden, kann man die Sehnsucht einer verlorenen Seele hören.«
    »Mag sein«, sagt Axel.
    »Ich bin stets sehr darauf bedacht, an diese Sehnsucht zu erinnern, wenn der Zeitpunkt gekommen ist, den Vertrag zu schließen«, fährt Guidi fort und lächelt freudlos. »Ich versammele die Beteiligten, wir hören Musik, diesen einzigartigen, traurigen Klang, und dann schreiben wir einen Vertrag in der Luft, mit unseren Wünschen und Albträumen als Einsatz … das ist ein Paganini-Vertrag.«
    »Ich verstehe.«
    »Tun Sie das?«, fragt Raphael Guidi. »Von diesem Vertrag kann man niemals zurücktreten, nicht einmal durch den eigenen Tod. Wer versucht, die Abmachungen zu brechen, oder sich das Leben nimmt, weiß, dass sein schlimmster Albtraum in Erfüllung gehen wird.«
    »Und was soll ich Ihrer Meinung nach darauf erwidern?«, fragt Axel.
    »Ich sage nur … Es ist kein Vertrag, den man bricht, und ich … wie soll ich mich ausdrücken?«, fragt Guidi sich zögernd. »Ich sehe nicht, welche Vorteile es für mich und meine Geschäfte haben sollte, wenn Sie mich fälschlicherweise für einen netten Menschen halten würden.«
    Raphael Guidi geht zur Wand, an der ein großer Fernsehapparat hängt. Er zieht eine glänzende Scheibe aus der Hosentasche und legt sie in einen DVD -Player. Peter setzt sich auf den Rand einer Couch. Der Junge sieht die Männer im Raum scheu an. Er ist blond, sieht seinem Vater überhaupt nicht ähnlich. Sein Körper ist nicht breit und untersetzt, eher feingliedrig, und sein Gesicht ist sensibel.
    Das Bild ist körnig und voller Streifen. Axel empfindet greifbare, rein körperliche Angst, als er drei Personen aus der Tür einer Backsteinvilla treten sieht. Zwei Personen erkennt er sofort: Kriminalkommissar Joona Linna und Saga Bauer. Die dritte ist eine junge Frau mit lateinamerikanischen Gesichtszügen.
    Axel Riessen schaut auf den Bildschirm und sieht Joona Linna ein Handy aus der Tasche ziehen und telefonieren. Es scheint sich niemand zu melden. Mit verschlossenen Mienen steigen die drei in einen Wagen und fahren davon.
    Die Kamera bewegt sich wackelnd zu der Tür, sie wird geöffnet, das Licht verschwindet in der plötzlichen Dunkelheit und wird im nächsten Moment automatisch reguliert. In dem Flur stehen zwei große Koffer. Die Kamera bewegt sich in die Küche, schwenkt dann nach links, eine Treppe hinab und durch einen gekachelten Gang bis in einen großen Raum mit einem Schwimmbecken. Eine Frau in einem Badeanzug sitzt in einem Liegestuhl, und eine zweite Frau mit kurzen Haaren telefoniert stehend.
    Die Kamera

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