Paganinis Fluch - Kepler, L: Paganinis Fluch - Paganinikontraktet
Vielleicht ist die Aufnahme nur eine Warnung. Sind Penelope und Björn womöglich wichtiger als das Foto?«
»Wir wissen rein gar nichts.«
»Doch, das tun wir«, widerspricht Joona. »Unser Problem ist, dass es uns nicht gelingen will, die Teile, die wir gefunden haben, zusammenzusetzen. Wir können weiterhin nur vermuten, wie der Auftrag des Profis lautet, aber es sieht ganz so aus, als hätte er nach diesem Foto gesucht, um es zu zerstören, und dass er Viola Fernandez in dem Glauben ermordet hat, sie wäre Penelope Fernandez.«
»Penelope könnte die Fotografin gewesen sein«, meint Saga. »Wahrscheinlich ist es so, aber es reicht dem Killer nicht, sie nur zu töten.«
»Richtig, das ist genau der Punkt, über den ich ständig nachdenken muss. Wir wissen nicht, was wichtiger ist … Ist das Bild eine Verbindung zum Fotografen, der als die eigentliche Bedrohung wahrgenommen wird? Oder ist der Fotograf eine Verbindung zu der Aufnahme, die als die wahre Bedrohung gesehen wird?«
»Das erste Ziel des Killers war Björns Wohnung.«
Daraufhin sitzen sie eine halbe Stunde schweigend nebeneinander und haben fast das Landeskriminalamt auf Kungsholmen erreicht, als Joona noch einmal einen Blick auf das Bild wirft. Die vier Personen in der Loge, das Essen, die vier Musiker auf der Bühne hinter ihnen, die Instrumente, der schwere Vorhang, die Champagnerflasche, die hohen Gläser.
»Ich schaue mir das Foto an«, sagt Joona »und ich sehe vier Gesichter … und ich denke, dass einer der Menschen in dieser Loge für den Mord an Viola Fernandez verantwortlich ist.«
»Ja«, meint Saga. »Palmcrona ist tot, sodass wir ihn eigentlich ausschließen können. Bleiben also nur noch drei … und zwei von ihnen werden wir nicht vernehmen können, weil sie weit außerhalb unserer Reichweite sind.«
»Wir müssen mit Pontus Salman sprechen«, sagt Joona.
»Sollen wir ihn zu einer Vernehmung vorladen?«
48
Die Brautkrone
Es erweist sich als schwierig, bei Silencia Defence AB jemanden an den Apparat zu bekommen. Alle verfügbaren Telefonnummern erweisen sich als verschiedene Eingänge zum immer gleichen Labyrinth aus Informationen vom Band. Am Ende findet Saga trotzdem einen Durchschlupf, indem sie die Ziffer Neun plus Stern wählt, um persönlichen Kontakt mit dem Vertriebschef des Unternehmens aufzunehmen. Sie wird mit seiner Sekretärin verbunden, ignoriert deren Fragen und bringt ihr Anliegen vor. Die Sekretärin verstummt zunächst und erklärt dann, Saga müsse sich verwählt haben, außerdem sei im Haus niemand mehr zu erreichen.
»Ich muss Sie bitten, es morgen zwischen neun und elf noch einmal zu versuchen und …«
»Bereiten Sie Pontus Salman einfach darauf vor, dass er heute um vierzehn Uhr Besuch vom Staatsschutz bekommt«, unterbricht Saga sie mit erhobener Stimme.
»Tut mir leid«, sagt die Sekretärin einen Moment später. »Er ist den ganzen Tag in Besprechungen.«
»Nicht um zwei«, widerspricht Saga ihr sanft.
»Doch, hier steht, dass er …
»Denn da wird er mit mir sprechen«, unterbricht sie die Sekretärin.
»Ich werde Ihr Anliegen weiterleiten.«
»Vielen Dank«, beendet Saga das Gespräch und begegnet über den Tisch hinweg Joonas Blick.
»Um zwei?«, fragt er.
»Ja.«
»Tommy Kofoed will sich das Foto ansehen«, sagt Joona. »Wir treffen uns nach dem Mittagessen in seinem Büro, bevor wir fahren.«
Während Joona mit Disa zu Mittag isst, zerstören die Kriminaltechniker der Landeskriminalpolizei das Foto.
Das Gesicht von einer der vier Personen in der Loge wird bis zur Unkenntlichkeit verwischt.
*
Disa lächelt still, als sie den Behälter aus dem Reiskocher nimmt. Sie reicht ihn Joona und beobachtet ihn anschließend dabei, als er seine Hände befeuchtet, um zu testen, ob der Reis so weit abgekühlt ist, dass er anfangen kann, kleine Kissen daraus zu formen.
»Wusstest du, dass Södermalm einen eigenen Kalvarienberg hatte?«, fragt sie.
»Einen Kalvarienberg? Ist das nicht ein …«
»Ein Golgataberg«, ergänzt Disa nickend, öffnet Joonas Küchenschrank, sucht zwei Gläser heraus und schenkt in das eine Wein und in das andere Wasser ein.
Disas Gesicht wirkt entspannt. Die Sommersprossen sind dunkler geworden, ihre zerzausten Haare hat sie im Nacken zu einem losen Zopf gesammelt. Joona wäscht sich die Hände und holt ein neues Küchenhandtuch heraus. Disa stellt sich vor ihn und legt die Arme um seinen Hals. Joona erwidert ihre Umarmung. Er legt sein Gesicht an ihren Kopf, atmet
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