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Pain - Bitter sollst du buessen

Pain - Bitter sollst du buessen

Titel: Pain - Bitter sollst du buessen Kostenlos Bücher Online Lesen
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Der Täter hatte sich die Zeit genommen, sie in Positur zu bringen.
    Bentz’ Eingeweide zogen sich erneut zusammen. »Wann ist der Tod eingetreten?«
    »Wir können vorerst nur raten. Irgendwann nach Mitternacht, so, wie sie aussieht. Der Leichenbeschauer wird uns Näheres sagen können.«
    »Name?«
    »Rosa Gilette, laut Mitbewohnerin und Hausmeister.«
    »Ein Bett und zwei Frauen?«
    »Das Zimmer benutzen sie nur, wenn Freier kommen. Es gibt noch eine Dritte im Bunde, eine Frau namens – Sie werden’s nicht glauben – Cindy Sweet, auch bekannt als Sweet Sin. Sie haben wir noch nicht ausfindig machen können. Die drei arbeiten unabhängig, ohne Zuhälter.«
    »Sieh mal.« Montoya deutete auf einen kleinen Tisch. Unter die Nachttischlampe war ein Hundertdollarschein geschoben worden. Merkwürdig, dachte Bentz. Die Mitbewohnerin hätte normalerweise das Geld bestimmt an sich genommen. Oder der Täter hätte es wieder eingesteckt … Dann entdeckte er noch etwas anderes. Ihm stockte der Atem. Jemand hatte mit einem Filzstift Benjamin Franklins Augen geschwärzt. Das sah er nicht zum ersten Mal.
    »Kommt dir das bekannt vor?«, fragte Montoya mit dunkel glimmenden Augen.
    Der Kleine hatte tatsächlich Spaß an diesem Detektivspiel. »Ja.« Bentz nickte. Es hatte kürzlich einen Mord gegeben, der diesem stark ähnelte. Das Opfer, eine Prostituierte, war mit einer merkwürdigen Schlinge erdrosselt worden – einer Schlinge, die sich mit dem gleichen Muster wie bei dieser Frau ins Fleisch gebohrt hatte. »Die Nutte in der Nähe vom Französischen Viertel … vor ein paar Wochen. Cherise Soundso.«
    »Cherie Bellechamps.«
    Bentz nickte abermals. Ein eigenartiger Fall. Tagsüber Kellnerin und liebevolle Mutter, nachts Nutte, eine Frau, die in einem Sorgerechtsprozess steckte, den ihr Exmann schließlich dank ihres Nichterscheinens vor Gericht gewonnen hatte. »Scheiße«, brummte Bentz. Er hatte genug gesehen. »Achte drauf, dass nichts verändert wird, bevor die Spurensicherung kommt. So, dann reden wir mal mit der Mitbewohnerin.«
    Als sie über den Flur gingen, polterten der Leichenbeschauer und das Spurensicherungsteam die Treppe herauf. Während sie den Tatort aufsuchten, stellte sich Bentz der zerbrechlich und verstört wirkenden Frau vor, die zögerlich angab, Denise LeBlanc zu heißen, und – nachdem Bentz ihr versichert hatte, dass die Polizei ihr nichts am Zeug flicken wolle – bekannte, dass sie von einer Nummer im Gartenbezirk zurück in die Wohnung gekommen sei und Rosa tot auf dem Bett vorgefunden habe. Sie hatte geschrien, und der Hausmeister, Marvin Cooper, ein kräftiger Schwarzer mit wenigen verbliebenen Zähnen und kahl geschorenem Kopf, hatte die Sache in die Hand genommen, die Tür zugesperrt und die Polizei gerufen. Während Marvin, der allein lebte, am Schrank lehnte, die mächtigen Arme über einem schwarzen T-Shirt verschränkt, rauchte Denise Kette und trank tassenweise mit billigem Whiskey versetzten Kaffee.
    »Ich weiß, es muss schrecklich für Sie sein«, sagte Bentz, als sich Denise eine Zigarette anzündete, obwohl die vorige noch im überquellenden Aschenbecher brannte.
    »Es ist gruselig. Einfach grauenhaft, verdammte Scheiße!« Denises Hände zitterten, die Augen waren weit aufgerissen.
    »Ist Ihnen aufgefallen, ob etwas fehlt?«
    »Woher zum Teufel soll ich das wissen? Ich kam rein und … und hab gesehen … Scheiße!« Sie verbarg das Gesicht in den Händen und wimmerte. »Rosa war ein nettes Mädchen … Sie träumte davon, aus dem Geschäft auszusteigen … O Gott …«
    Bentz ließ ihr Zeit, dann fragte er: »Ist hier etwas verändert worden?«
    »Sie haben doch wohl die Leiche gesehen! Der Kerl, der das getan hat, ist geistesgestört!« Sie schluchzte, und Bentz vermochte kaum etwas aus ihr herauszukitzeln.
    »Ich will doch nur herausfinden, wer ihr das angetan hat. Und Sie werden uns helfen müssen.«
    »Sie ist halb wahnsinnig vor Angst«, knurrte Marvin. Er setzte sich neben Denise auf das Sofa, und sie kuschelte sich an seine muskulöse Schulter. »Als Denise anfing zu schreien, bin ich rübergerannt und hab den versauten Hunderter gesehen. Mann, wer das getan hat, ist nicht ganz dicht, sag ich Ihnen.«
    »Ist Ihnen sonst noch was aufgefallen?«, fragte Bentz. »An der Leiche vielleicht?«
    »Scheiße, ja.« Er sog die Lippen ein und tätschelte geistesabwesend Denises Rücken. »Ich hab gesehen, was der Irre mit ihr angestellt hat, wie er sie breitbeinig da hingelegt hat

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