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Pain - Bitter sollst du buessen

Pain - Bitter sollst du buessen

Titel: Pain - Bitter sollst du buessen Kostenlos Bücher Online Lesen
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Mülleimer für die Müllabfuhr am nächsten Tag an den Straßenrand zu transportieren.
    »Was für einen neuen Nachbarn?«, gab Sam zurück.
    »Ein Mann, etwa fünfunddreißig, vierzig Jahre alt, würde ich sagen. Er ist in das alte Haus der Swansons eingezogen, ungefähr eine Viertelmeile von Ihnen entfernt.« Edie Killingsworth deutete mit einer behandschuhten Hand auf eine Stelle weiter unten an der von Eichen gesäumten Straße. »Wie ich hörte, hat er das Haus für sechs Monate gemietet.«
    »Und Sie haben ihn schon kennen gelernt?«
    »O ja, und er ist eine Wucht, wenn Sie verstehen, was ich meine.« Über der Nickelbrille, an der eine Kette befestigt war, fuhren die grauen Augenbrauen in die Höhe.
    Die Sonne brannte heiß. Es war grell. Edie Killingsworths selbsttönende Brillengläser waren beinahe schwarz. Hannibal gab das Buddeln auf, trottete heran und warf sich ihr zu Füßen, wo er hechelnd, mit lang heraushängender Zunge liegen blieb.
    »Eine Wucht? Inwiefern?«, hakte Sam nach. Sie wischte sich die Hände an der Jeans ab und ahnte bereits, was jetzt kommen würde. Seit Sam vor drei Monaten in dieses Haus eingezogen war, betrachtete Edie Killingsworth es als ihre persönliche Aufgabe, Sam mit einem passenden Heiratskandidaten zusammenzubringen.
    »Ich würde sagen, er ist eine Mischung aus Harrison Ford, Tom Cruise und Clark Gable.«
    »Und Hollywood hat ihn noch nicht entdeckt?«, versetzte Sam mit einem Lächeln. Charon huschte unter die dichte Hecke, die ihr Grundstück zu beiden Seiten abschloss.
    »Oh, er ist kein Schauspieler«, erklärte Edie schnell. »Er ist Schriftsteller und rein zufällig wahnsinnig attraktiv. Und dieser Ost-Texas-Akzent, du liebe Zeit!« Sie fächelte sich so übertrieben Luft zu, als würde der bloße Gedanke an dieses Bild von einem Mann sie innerlich dahinschmelzen lassen.
    »Wenn Sie meinen.«
    »Ich kann doch wohl beurteilen, ob ein Mann gut aussieht oder nicht. Und ich wette Dollars gegen Donuts, dass der neue Mieter außerdem noch Geld hat. Milo Swanson ist ein Geizkragen, der würde nicht an jeden x-Beliebigen vermieten.« Sie nickte eifrig, und die Krempe ihres Schlapphuts wippte und warf Schatten über ihr Gesicht. Sie beugte sich hinab und packte die Handgriffe ihrer Schubkarre. »Wie auch immer, der Mann ist letzte Woche eingezogen. Vielleicht möchten Sie ihn ja mal besuchen und ihn in der Nachbarschaft willkommen heißen.«
    »Vielleicht könnte ich zu dem Anlass einen Wackelpudding kochen«, schlug Sam vor.
    Die ältere Frau lachte leise und wehrte Sams Spott mit noch immer behandschuhter Hand ab. »Eine Flasche Wein wäre angebrachter.« Sie zog ein kariertes Taschentuch aus einer ausgefransten Overalltasche. »Unten bei Zehlers gibt es einen wunderbaren Pinot Noir – vom Weinbaugebiet Molalla. Ich garantiere Ihnen, der käme bedeutend besser an als Wackelpudding, ganz gleich, welcher Geschmacksrichtung.«
    »Ich werd’s mir merken«, gelobte Sam, während der Hund an ihren Schuhen schnüffelte.
    »Das hoffe ich.« Edie wischte sich den Schweiß von der Stirn, umfasste erneut die Handgriffe der Schubkarre und schob sie hinüber zur Rückseite ihres Grundstücks. Hannibal trottete mit geringeltem Schwanz hinter ihr her.
    Sam lächelte. Edie Killingsworth war die Einzige, die sie unmittelbar nach ihrem Einzug willkommen geheißen hatte. Die ältere Dame hatte in einem abgenutzten Picknickkorb eine Kasserolle voller Obstsalat mitgebracht und, ja, eine Flasche Pinot Noir, und sie hatte Sam versichert, sie könne sie jederzeit besuchen.
    Jetzt blickte Sam die Straße hinunter zu dem alten Anwesen der Swansons, einem merkwürdigen Landhaus, das dringend einer Renovierung bedurfte. Ein zerbeulter Volvo-Kombi parkte auf der Zufahrt, und flach getretene Pappkisten lagen neben der Mülltonne am Straßenrand. Neugierig, mit schmerzendem Knöchel, ging Sam an den Nachbarhäusern vorbei, die allesamt im Schatten von immergrünen Eichen und Büschen lagen. Als sie dem Swanson-Anwesen nahe genug gekommen war, schaute sie an dem weitläufigen Landhaus vorbei zum Anleger hinüber, und dort schaukelte ein Segelboot auf dem Wasser, eine große Schaluppe mit eingeholten Segeln. Einen Augenblick lang war sie sicher, es handle sich um das Boot, das sie ein paar Nächte zuvor auf dem See erkannt zu haben glaubte – jenes Boot, an dessen Bug ein Mann im Gewittersturm gestanden hatte.
    Aber es war eine dunkle Nacht, ihre Nerven waren zum Zerreißen gespannt gewesen. In dieser

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