Pain - Bitter sollst du buessen
Eleanor und berührte ihn am Ellbogen. »Wir müssen behutsam vorgehen. Dieser Kerl macht einen ziemlich durchgeknallten Eindruck – ein Typ direkt aus einem Horrorfilm. Ich musste sofort an ›Scream‹ denken. Das ist kein Spaß!«
»Das habe ich auch nie behauptet.« George hob eine Hand. »Ich halte die Sache ebenfalls für gefährlich. Für sehr gefährlich.«
Eleanors Gesicht sprach Bände: Sie glaubte George kein Wort. Mit zusammengepressten Lippen wandte sie sich Sam zu. »Also, wie war das mit der Polizei? Du hast sie doch angerufen, oder? Was haben die Beamten gesagt?«
»Dass sie überlastet sind, dass ich aufs Revier kommen und meine Aussage zu Protokoll geben muss, dass sie dann morgen jemanden zu mir nach Hause schicken …«
»Morgen?« Eleanor war sichtlich empört.
»Es gibt da ein Problem wegen der Zuständigkeitsfrage. Ich wohne in Cambrai und habe dort den Drohbrief und den Anruf erhalten, aber ich habe außerdem auch Anrufe hier bekommen, im Stadtbereich von New Orleans.«
»Es ist ja wohl vollkommen gleichgültig, welche Abteilung sich darum kümmert. Aber sorge bitte dafür, dass sich überhaupt jemand darum kümmert! Heiliger Strohsack. Morgen! Toll. Einfach … toll!« Eleanor zwang sich zur Ruhe und ließ ihren Blick von einem zum anderen wandern. »In der Zwischenzeit werden wir eben alle ganz besonders vorsichtig sein, habt ihr verstanden?«
»Wir sind ja nicht taub«, parierte Melanie und verkniff sich mit Mühe ein Grinsen.
»Werd gefälligst nicht frech, Mädchen! Ich verlange, dass du alle Anrufe, die hier eingehen, registrierst. Achte darauf, dass der Computer die Nummern speichert. Dafür ist Caller- ID doch schließlich gedacht, oder?«
»Ja, Mom«, antwortete Melanie spöttisch. »Doch eins kann ich direkt sagen: Bisher wurde die Nummer des Anrufers nicht übermittelt. Ich kann mir kaum vorstellen, dass das bei den nächsten Anrufen anders sein wird.«
»Genau das ist das Problem«, schnappte Eleanor. »Man bringt mir hier keinen Respekt entgegen.«
Melba betätigte die Wartetaste. »Der Direktor der Anzeigenabteilung ist in der Leitung, für dich.« Sie sah Eleanor an. »Ein Mr. Seely hat außerdem angerufen, du sollst zurückrufen.« Sie reichte George einen pinkfarbenen Zettel. »Ich hätte gern eine Voice-Mail an dich weitergeleitet, wenn wir so etwas hätten. Aber da es das hier nicht gibt …« George zog eine dunkle Augenbraue hoch, und Melba drehte sich auf ihrem Stuhl um. »Und das ist für dich.« Sie drückte Samantha ein paar Zettel in die Hand. »Dein Dad hat wieder angerufen.«
»Wir verpassen einander ständig«, erklärte Samantha, während sie nach einem Blick auf die Zettel feststellte, dass der zweite Anrufer David gewesen war. Also glaubte er nicht, dass endgültig Schluss war. David erinnerte sie an einen Terrier, der einen Knochen zwischen den Zähnen hat; er würde ihn um nichts in der Welt hergeben. Und in Davids Fall war Sam das Objekt der Begierde. Es hätte ihr schmeicheln können, aber das tat es nicht.
Die spontane Konferenz löste sich auf, und als Sam die Aorta entlangging, wurde sie von Melanie eingeholt.
»Was war denn in Houston?«, fragte sie im Flüsterton.
»Das war eine schlimme Sache. Ist eine lange Geschichte.« Sam wollte nicht darüber reden, wollte nicht daran denken, was aus dem verängstigten Mädchen geworden war, das mit der Bitte um Rat in ihrer Sendung angerufen hatte. Herrgott, die Stimme der Kleinen suchte sie noch immer nachts in ihren Träumen heim. Düstere Erinnerungen schossen ihr nun durch den Kopf, aber sie wollte sie nicht zulassen. Konnte den Schmerz, das Schuldgefühl nach wie vor nicht ertragen. »Ich erzähl dir später davon«, wich sie aus, obwohl sie das keineswegs beabsichtigte.
»Ich nehme dich beim Wort.«
»Okay«, sagte Sam und hoffte, dass Melanie die Sache wieder vergessen würde.
Sie setzte sich an ihren Computer und rief ihre E-Mails ab. Sie überflog die Texte, bis sie auf eine Nachricht von Leanne Jaquillard stieß, die Sam daran erinnerte, dass sie am Nachmittag des folgenden Tages ein Gruppentreffen im Boucher Center hatten. Das Center war ein Irrenhaus, seit es sich auf die Benefizveranstaltung vorbereitete. Sam tippte rasch eine Antwort und versprach zu kommen.
Einmal pro Woche arbeitete sie ehrenamtlich im Center, doch wegen der Mexikoreise hatte sie die halbwüchsigen Mädchen, die sie therapierte, seit fast einem Monat nicht mehr gesehen. Die Gruppe war eine interessante
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