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Pain - Bitter sollst du buessen

Pain - Bitter sollst du buessen

Titel: Pain - Bitter sollst du buessen Kostenlos Bücher Online Lesen
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durchgedreht, Frau Doktor. Und zwar gehörig!
    »Wenn Sie meinen.«
    »Es ist mir ja bisher auch gelungen.« Sie hatte bereits ihre Handtasche geöffnet und entnahm ihr den Autoschlüssel – den Ersatzschlüssel, den sie sich nach ihrem Mexikourlaub hatte anfertigen lassen. »Hören Sie, ich weiß Ihre Fürsorglichkeit zu schätzen, wirklich. Das ist … sehr nett, aber ich bin schon ein großes Mädchen. Erwachsen.«
    »Ist das die höfliche Art, mir begreiflich zu machen, dass ich abhauen soll?«
    »Nein!«, sagte sie hastig. »Das heißt … Ich will nur nicht, dass Sie sich irgendwie verpflichtet fühlen oder denken, Sie müssten sich um mich kümmern, weil ich eine von diesen erbärmlichen, schwachen Porzellanpüppchen bin.«
    Er zog einen Mundwinkel hoch. »Glauben Sie mir, das denke ich am allerwenigsten von Ihnen.«
    »Gut. Nur, damit wir uns richtig verstehen.«
    »Das tun wir doch.« Er trat näher heran, und sie nahm den Duft seines Aftershaves wahr, sah, wie sich seine Augen in der Finsternis der Nacht verdunkelt hatten, bemerkte, dass sein Blick auf ihre Lippen geheftet war. O Gott, wollte er sie etwa küssen? Allein der Gedanke daran ließ ihre Haut prickeln und ihren Puls rasen, und als er sich ihr zuneigte, war sie auf alles gefasst und spürte dann nur, wie seine Lippen keusch ihre Wange streiften. »Gib auf dich Acht«, sagte er und trat zurück.
    Sie schloss eilig die Wagentür auf und öffnete sie. Ihr Herz hämmerte. Im Geiste malte sie sich lebhaft innigere Küsse aus, die Berührung ihrer Körper, Haut an nackter Haut. Sie wollte sich gerade hinters Steuer setzen, da bemerkte sie das Stück Papier … einen Umschlag auf dem Fahrersitz. »Was zum Teufel …« Sie hob den Umschlag auf, sah, dass ihr Name draufgekritzelt war, und entnahm ihm ohne nachzudenken eine Karte. »O nein«, flüsterte sie, als sie die Worte las.
    Der Aufdruck Herzlichen Glückwunsch zum fünfundzwanzigsten Geburtstag war rot eingerahmt und in der Mitte durchstoßen.
    Sam ließ die Karte fallen, als hätte sie sich daran die Finger verbrannt. Sie spürte, wie alles Blut aus ihrem Gesicht wich.
    »Was ist los?« Ty bückte sich und hob das gefaltete Stück Papier auf. »Was ist das?« Er klappte die Karte auf und las das einzelne, in roten Blockbuchstaben geschriebene Wort: MÖRDERIN . »Wie konnte das ins Auto gelangen?«
    »Ich … ich weiß nicht.« Sam schloss sekundenlang die Augen. Dachte an das Grauen, das sie in Houston erlebt hatte. Ihr Kopf dröhnte, sie musste sich gegen den hinteren Kotflügel lehnen.
    »Alles in Ordnung?« Ty legte den Arm um ihre Schultern. »Das hier hat mit der Frau zu tun, die behauptete, Annie zu sein. Sie hat irgendwas davon gesagt, dass am Donnerstag ihr Geburtstag wäre.«
    »Ja. Annie Seger.« Wer würde so etwas tun? Und warum? Es lag neun Jahre zurück. Neun Jahre! Sie fröstelte innerlich. »Ich begreife das nicht. Wieso versucht jemand, mich zu terrorisieren?«
    »Und wie ist der Umschlag in dein Auto gekommen? Es war doch abgeschlossen, oder?« Er duzte sie erneut.
    »Ja.« Sie nickte.
    Er überprüfte Fenster und Türen und deutete auf ein paar Kratzer im Lack. »War das vorher schon da?«
    »Nein.«
    »Sieht aus, als hätte jemand das Schloss aufgebrochen. Hat irgendwer einen Zweitschlüssel?«
    »Mein Zweitschlüssel liegt auf dem Grund des Pazifiks«, antwortete sie und schüttelte den Kopf. »Ich habe meinen gesamten Schlüsselbund verloren, als ich in Mexiko war.«
    »Also hast du nur diesen einen Schlüssel.«
    »Nein, diesen Schlüssel habe ich mir nach meiner Rückkehr anfertigen lassen. Ein weiterer liegt bei mir zu Hause in der Schublade.« Während sie die Kratzer an der Tür betrachtete und bemerkte, dass Ty den Arm um sie gelegt hatte, verflüchtigte sich ein Teil ihrer Angst. »Das war eigentlich Davids, aber er hat ihn mir zurückgegeben, als wir in Mexiko waren. Mein Schlüsselbund befand sich ja in meiner Tasche, als sie über Bord gegangen ist.« Ty sah sie fragend an, und sie fügte hinzu: »Das ist eine lange Geschichte.«
    »Du glaubst nicht, dass sich dieser David einen Nachschlüssel hat machen lassen?«
    »So etwas würde er nicht tun«, entgegnete sie, hörte jedoch selbst den Zweifel in ihrem Tonfall. »Außerdem ist er momentan in Houston.«
    »Glaubst du.«
    »Er hat mit dieser Sache nichts zu tun«, stellte sie klar und schüttelte nachdrücklich den Kopf, als müsste sie sich selbst überzeugen. Sie räusperte sich und löste sich aus Tys Umarmung.

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