Pain - Bitter sollst du buessen
sonst.«
»Prima«, sagte Sam sarkastisch. »Vielleicht sollten wir einfach ein paar Geisteskranke auftreiben, die uns regelmäßig anrufen.«
»Ich glaube nicht, dass George so etwas in Erwägung zieht«, entgegnete Eleanor, und dabei erschienen Falten auf ihrer Stirn und rings um ihren Mund. »Aber er denkt ernsthaft darüber nach, das Format auszubauen. Du würdest dann nicht nur von Sonntag bis Donnerstag auf Sendung gehen, sondern auch Freitag und Samstag.«
»Und ein Privatleben könnte ich dann abschreiben, wie?«
»Wir würden uns etwas einfallen lassen. Anfangs wäre es natürlich dein Baby, doch später könnten wir Gastmoderatoren einsetzen oder aufgezeichnete Segmente. Oder wir prüfen, welche Nächte die beliebtesten sind, und streichen einen anderen Tag.«
»Du bist dafür?«, fragte Samantha.
»Ich bin für alles, was geeignet ist, die Hörerzahlen zu steigern, natürlich nur, solange es sich nicht als gefährlich erweist. Die Sache mit diesem John ist mir unheimlich. Und dass der Fall Annie Seger wieder aufgewärmt wird, verstehe ich nicht.« Ihre dunklen Augen blitzten. »Das ist mir mindestens genauso unheimlich. Ich will, dass die Sicherheitsmaßnahmen erhöht werden und du besonders vorsichtig bist. Wir warten einfach ab. Vielleicht erledigt sich das alles von ganz allein.«
»Okay, aber da ist noch etwas, das du wissen solltest.«
»Oh, prima.« Die Furchen auf Eleanors Stirn vertieften sich. »Was kommt denn jetzt noch?«
»Ich habe gestern Nacht eine Grußkarte erhalten.« Sam schilderte die Geburtstagskarte. »Sie lag in meinem Wagen.«
»In deinem Wagen? Aber hast du die Türen denn nicht verriegelt?«, wollte Eleanor wissen und tat ihre Frage gleich darauf mit einer Handbewegung ab. »Natürlich hast du, du bist ja nicht blöd. Jetzt sag mir endlich, wie du über das Ganze denkst. Was zum Teufel soll das alles?«
»Ich weiß es nicht, aber ich werde es herausfinden«, sagte Sam. »Ich habe die Polizei bereits informiert.«
»Ich lasse George wissen, dass ich nicht nur am Haupteingang des Gebäudes rund um die Uhr eine Wache will, sondern auch hier, auf unserer Etage. Bis sich die Wogen geglättet haben, bestehe ich darauf. Dass der Spinner dich während deiner Sendung anruft, ist die eine Sache, aber dass er dich privat bedroht, ist etwas anderes.«
Das Telefon klingelte, und Eleanor nahm ab. »Schick sie rein, und danke, Melba«, sagte sie. »Tiny und Melanie kommen her. Vielleicht sehen sie die Angelegenheit ja ganz anders.«
Minuten später wurde energisch an die Tür geklopft. Melanie stürmte in den Raum, gefolgt von Tiny.
Sie ließen sich auf einem kleinen Sofa, eingequetscht zwischen einen Aktenschrank und ein Bücherregal, nieder.
»Also, Sam hat mir berichtet, was gestern Nacht vorgefallen ist, aber ich würde dazu gern auch eure Eindrücke hören.«
»Ein verrückter Stalker hat es auf Sam abgesehen«, fing Tiny an, rieb sich nervös die Hände und wich Sams Blicken aus. »Ich halte ihn für gefährlich.«
»Vermutlich geilt es ihn bloß auf, ihr Angst einzujagen«, widersprach Melanie. Sie warf ihre blonden Locken zurück und fügte hinzu: »Wahrscheinlich ist er so ein verklemmter religiöser Fanatiker.«
»Trotzdem könnte er gefährlich sein. Ich habe mir die Aufzeichnungen dreimal angehört, und ich glaube, Tiny hat Recht. Dieser Typ ist eindeutig nicht ganz richtig im Kopf. Ich will, dass ihr alle ganz besonders vorsichtig seid. Geht nachts nicht allein nach draußen.«
»Aber offenbar hat er doch allein Sam auf dem Kieker.«
»Bis jetzt«, widersprach Eleanor. »Weil es ihre Sendung ist, aber wer weiß, vielleicht zieht er auch Sams Kollegen und Bekannten mit hinein. Eins scheint festzustehen: Für ihn ist es eine persönliche Sache.«
»Und ein Spiel«, fügte Samantha hinzu. »Ich stimme Tiny zu, der Kerl könnte gefährlich sein, aber Melanies Theorie hat auch was für sich. Mir Angst zu machen, erregt den Mistkerl.«
»Also, sei vorsichtig. Schaff dir einen Wachhund an, trag immer Pfefferspray bei dir, geh nachts nicht allein aus, überprüfe deinen Wagen, bevor du dich ans Steuer setzt. Tu alles, was erforderlich ist, bis wir wissen, wer der Mistkerl ist.« Eleanor sah die drei nacheinander eindringlich an. »Ich habe bereits mit George über zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen und die Modernisierung unserer Ausrüstung gesprochen, damit wir die eingehenden Anrufe zurückverfolgen können. Bislang habe ich noch keine Antwort von ihm. Ich weiß noch
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