Pakt der Könige
es nicht in Frage, das Akas gegenüber anzusprechen. Eine solche Beschuldigung hätte sogar, wenn sie zutraf - gerade , wenn sie zutraf! -, eine Duellforderung nach sich gezogen. Arekh wäre gezwungen
gewesen, ihn zu töten, die Männer der Stämme hätten sich beschwert, und die Geschichte hätte eine Reihe lästiger Folgen nach sich gezogen …
»Bittet die Shi-Âr, Euch die Bogenschützen anzuvertrauen, die gerade aus Kiranya eingetroffen sind«, seufzte er. »Sie werden Euch im Engpass gute Dienste leisten.«
»Unmöglich. Sie sind bereits den Brüdern Louarn im Süden zugewiesen worden. Auf dem Weg sollen die königlichen Karawanen zum Großen Konzil eintreffen. Ich habe mich beschwert, aber die Entscheidung war schon gefallen.«
»Zum Großen Konzil?«, wiederholte Arekh, während seine Aufmerksamkeit von einem seltsamen Aufblitzen am Horizont abgelenkt wurde: Ein orangefarbenes Leuchten blinkte immer wieder auf, wie ein Signalfeuer auf dem Sand.
Es verschwand, und Arekh wandte sich sofort wieder seinem Gegenüber zu. Er sah, wie einer der Soldaten loslief, um seinem Hauptmann Meldung zu machen.
»Das Große Außerordentliche Konzil der Königreiche unter Führung des Hohepriesters von Reynes. Wegen der Kreaturen der Abgründe. Die Shi-Âr sprechen seit Wochen davon -«
»Und ich pendele seit Wochen zwischen hier und den Dünen hin und her«, unterbrach ihn Arekh, den das orangefarbene Leuchten, das jetzt verschwunden war, weit mehr beunruhigte als die Religionspolitik.
»Die Vorzeichen sind düster«, sagte Akas und bohrte seinen Blick in den Arekhs. »Die Vorzeichen sind düster!«
Und mit diesen rätselhaften Worten drehte er sich auf dem Absatz um und ging, was Arekh wie ein kleines Wunder vorkam. Er setzte seinen Weg fort und suchte den
Horizont ab, aber das orangefarbene Licht tauchte nicht wieder auf.
Der Tag zog sich unter der Sonne zäh hin. Der Nachmittag war schon weit fortgeschritten, als Arekh wieder etwas vom Großen Konzil hörte, ein weiteres Mal von jemandem, den er nicht sehr schätzte, seinem Adjutanten nämlich, den er für kriecherisch und unfähig hielt und an dessen Namen er sich nie erinnern konnte.
Der Adjutant kam in den kleinen Turm, in dem Arekh gerade die Karte der Hochebenen studierte, und begann, ihm einen Vortrag über die Wichtigkeit des bevorstehenden Ereignisses zu halten - und über die Intrigen, in die Arekh sich seiner Ansicht nach stürzen musste, um die Erlaubnis zu erhalten, an den Treffen teilzunehmen.
»Alle Herrscher der Ersten Kronen sind hergerufen worden«, erklärte er. »Wenn Ihr mir gütigst gestattet, das noch einmal zu betonen … Es ist wichtig, Aida! Sehr wichtig. Es hat seit dreihundert Jahren kein Großes Konzil mehr gegeben, und es könnte zu der Entscheidung kommen, eine gemeinsame Armee aufzustellen, um die Situation im Norden zu klären: ein Bündnis der wichtigsten Länder der Königreiche, dessen Zentrum hier in Salmyra wäre. Stellt Euch vor, welche Macht und welchen Glanz das den Shi-Âr einbringen würde - welch eine Gelegenheit! Ihr könnt davon profitieren, wir können alle davon profitieren …«
Er hielt inne, als er sah, dass ein Soldat den Kopf durch die Tür des Türmchens steckte.
»Aida?«, fragte der Mann. Da Arekh nur zu froh war, seinen Adjutanten zum Schweigen bringen zu können, bedeutete er dem Mann, zu sprechen. »Heute ist dreimal ein Lichtspiel am Horizont beobachtet worden - im Nordwesten,
nahe der alten Poststation. Sollen wir Truppen hinschicken?«
Arekh seufzte und nickte. »Vierzig Mann … falls es eine Falle ist. Verdoppelt heute die Wachen und erstattet den Shi-Âr Bericht.«
»Die Poststation liegt auf dem Gebiet, das die Brüder Louarn sichern. Sollen wir sie von unserem Durchmarsch in Kenntnis setzen?«
»Ich treffe sie heute Abend«, sagte Arekh, »und werde sie unterrichten. Geht die Patrouille vorbereiten.«
Der Soldat entfernte sich, und Arekh nutzte die Gelegenheit, ins Freie zu treten, aber sein Adjutant folgte ihm. Arekh ging schneller; er hoffte, ihn abzuhängen.
»Die Brüder Louarn werden heute Abend nicht am Essen teilnehmen, Aida. Wie ich Euch zu sagen versuche, müssen sie die Südstraße auf die Ankunft der Konzilteilnehmer vorbereiten und -«
»Ich werde ihnen eine offizielle Botschaft senden«, unterbrach Arekh ihn und stieg die enge Treppe hinauf, die zum Dach des Turms und den dort aufgestellten Armbrustschützen führte.
»Die Königin von Harabec und der Emir haben nicht um
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