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Pakt der Könige

Titel: Pakt der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ange Guéro
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Ja, das
alles wusste man, aber zum ersten Mal in Arekhs Leben überstrahlte sein gegenwärtiger Wert seine Vergangenheit. Seine Jugendsünden zählten nur noch insofern, als sie ihm eine geheimnisvolle Aura der Gewalttätigkeit verliehen … Entscheidend war aber sein militärischer Wert, und man war bereit, ihn dafür zu bezahlen.
    Gut zu bezahlen.
    Das hatte Arekh schon bei seinem ersten Treffen mit den Mitgliedern des Rats von Salmyra, den Shi-Âr, festgestellt. Es waren drei Männer mittleren Alters, die der Mode der Stadt entsprechend mit braunen und weißen Streifen geschminkt und mit Fett bestrichen waren, da sie - die Götter wussten, warum! - den Schwur abgelegt hatten, sich von ihrer Ernennung an niemals mehr der Sonne auszusetzen. Der Gedanke, dass Pier ihnen von seiner Reise nach Reynes Morales mitgebracht hatte und dass dieser bereit war, sich ihrer Sache anzuschließen, hatte sie in Aufregung versetzt, und während Arekh und der Priester auf ihre Entscheidung gewartet hatten, hatten die drei in einem melodischen Dialekt, der aus grauer Vorzeit zu stammen schien und dessen Wurzeln Arekh nicht kannte, miteinander gezwitschert. Als die Shi-Âr sich endlich entschlossen, die Verkehrssprache der Königreiche zu verwenden, taten sie es, um Arekh einen Posten als Aida - General - und einen monatlichen Sold von fünfzig Goldstücken anzubieten. Arekh war sprachlos gewesen. Die Shi-Âr hatten sein Schweigen wohl als Zögern ausgelegt, denn binnen zweier Herzschläge hatten sie auf siebzig Goldstücke erhöht und einen verhandelbaren Prozentsatz der Erträge aus künftigen Plünderungen angeboten, wenn es denn zu Plünderungen kam. Pier, der gespürt hatte, dass man die Gelegenheit nutzen musste, hatte sie ergriffen, um für
Arekh einige Vorteile auszuhandeln, deren Wert Arekh erst später aufgegangen war: eine Wohnung im Palast, ein privates Wasserbecken - Wasser war der knappste Rohstoff in Salmyra, deshalb war diese Vergünstigung unendlich kostbar - und zehn Sklaven, die zu seiner Verfügung standen.
    Die brauchte er auch, um das Becken zu unterhalten. Es musste der Tradition nach nämlich zweimal täglich gefüllt werden. Dazu musste Wasser vom Ankunftspunkt der Karawanen am Ende der Südstraße geholt werden. Die Sklaven trugen danach die Wasserschläuche auf dem Rücken und trafen mit vom Staub ausgetrockneten und vom Kies aufgeschrammten Füßen ein, um ihre kostbare Fracht in das Becken mit seinen blauweißen Mosaiken zu gießen. Dann warteten sie auf Knien ab, bis ihr Herr erschien, um sich zu waschen - was nie geschah, da Arekh, der sich in ihrer Gegenwart unwohl fühlte, sich lieber im allgemeinen Becken der Höflinge wusch. Am frühen Nachmittag gossen die Sklaven das ungenutzte Wasser in den privaten Gärten der Shi-Âr aus und brachen dann, wenn die Sonne am heißesten brannte, auf, um neue Schläuche zu holen. Sie kehrten erschöpft zurück, ohne gegessen oder getrunken zu haben, um das abendliche Bad zu richten. Das Arekh aus denselben Gründen ebenfalls nicht nahm. Die Sklaven warteten bis zum Aufgang des zweiten Mondes, leerten das Becken erneut und gingen dann, schwankend vor Durst, in ihren Speisesaal, wo sie endlich ihre Rationen erhielten.
    Am nächsten Tag begann dann alles von neuem.
    Arekh war allerdings auch mit anderen Dingen beschäftigt. Das süße Leben in Salmyra war eine Illusion. Und wenn siebzig Goldstücke pro Monat auch ein fürstlicher Sold waren, so verdiente er ihn sich doch redlich.

    Der Priester hatte ihm auf der Reise von Reynes nach Salmyra die Lage erläutert.
    Er hatte gelogen oder zumindest übertrieben, weil er die Theatralik genossen hatte: Es waren keine Kreaturen der Abgründe, die gegen Salmyra kämpften, sondern nur Menschen, die von diesen Wesen gejagt wurden. Denn die Geschöpfe der Abgründe waren in den westlichen Landen erwacht, dort, wo der Gott, dessen Namen man nicht nannte, vor Jahrtausenden gefallen war und die Alten Reiche in einem Regen aus Feuer und Blut zerstört hatte. Die Welt war damals untergegangen, Chaos und Barbarei hatten die Oberhand gewonnen. Die Überlebenden waren langsam nach Osten gezogen, zum Ozean, in die Gegenden, die von der Katastrophe verschont geblieben waren, und dort war im Laufe der Jahrhunderte eine neue Zivilisation entstanden. Die Königreiche waren geboren worden, genau wie die Halbgötter, die Söhne der neuen, nach der Katastrophe erschienenen Gottheiten, und damit die Könige, ihre Nachkommen.
    Aber die Lande weit

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