Pakt der Könige
anderen mit durchschnittener Kehle unter den Klingen der Nâlas zusammenbrachen.
Das Blut strömte über den Sand, eine dunkle Flüssigkeit, die von der Nacht verschlungen wurde, und Arekh war einen Moment lang geistesabwesend, während ihm ein Bild durch den Kopf huschte - das eines dünnen Blutrinnsals, das sich mit einem zweiten vermengte, so dass sie zu einem Bach wurden, dann zu einer Flut …
»Oh, du mein Geliebter«, sagte Verella, »ich habe dir ein Geschenk gemacht, aber dieses Geschenk hat dich jetzt zu weit gehen lassen. Sogar mein Bruder kann dir deine Verbrechen nicht zum Vorwurf machen, denn wenn deine Verbrechen dein Herz nicht verwunden, wie kannst du da wissen, dass es sich um Verbrechen handelt?«
Arekh schüttelte den Kopf. Diese Worte hatte er vor langer Zeit gehört, in einem anderen Leben. Aber heute war er nicht mehr derselbe.
Dennoch vergoss er weiter Blut … Nicht dasselbe , antwortete eine Stimme in seinem Kopf, und als ob er seine Gedanken gelesen hätte, trat der Nâla-Di auf ihn zu.
»Wir sollten die Köpfe dreier dieser Männer nehmen und sie ins Dorf Ta-Sin bringen«, sagte er. »Die Einwohner werden froh sein, dass ihre Toten gerächt sind.«
Damit beantwortete er, ohne es zu wissen, die Frage, für die Arekh keine Worte gefunden hatte. Es gab viele Arten, Blut zu vergießen. Die Männer, die jetzt tot im Sand lagen, waren Mörder der schlimmsten Sorte, die abgesehen von ihren anderen Verbrechen auch drei Gruppen von Dorfbewohnern
- Männer, Frauen und Kinder - niedergemetzelt hatten, um ihnen das Wasser abzunehmen, das sie in die Stadt hatten bringen wollen.
Ja, die Verwandten der Toten würden froh sein, zu erfahren, dass sie gerächt waren.
Arekh nickte. »Das ist eine hervorragende Idee, Nâla-Di.«
»Die Dorfbewohner werden so sehen, dass wir nicht nur hier sind, um ›die silbergepflasterten Straßen der Shi-Âr‹ zu schützen«, fügte der junge Mann mit einem kleinen Lächeln hinzu.
So war es ausgedrückt worden, als die Soldaten des Emirs in Salmyra eingetroffen waren. Alte Konflikte waren wieder aufgelebt, und die Männer der Elf Stämme und die Dorfbewohner, die in Höhlenwohnungen in den Klippen ein kärgliches Leben fristeten, hatten die Neuankömmlinge beschuldigt, nur hier zu sein, um sich um den Schutz der reichen Familien von Salmyra zu kümmern, ohne auch nur daran zu denken, beim Kampf gegen die Banditen oder die ausgehungerten Plünderer zu helfen, die aus dem Norden herabströmten.
Arekh sah seinen Offizier zum ersten Mal genauer an. Er war vor einer Woche eingetroffen - das war alles, was Arekh über ihn wusste. Aber er hatte in einem einzigen Satz mehr diplomatisches Gespür unter Beweis gestellt als Arekhs Adjutant in ganzen fünf Monaten.
»Wie heißt Ihr, Nâla-Di?«
»Essin Eh Maharoud aus der Familie Isyr, die vom siebenfach edlen Fa-Harîn abstammt«, verkündete der junge Mann stolz. »Unser Haus ist in männlicher Linie sieben Mal mit Seiner Mächtigkeit verwandt, dem dreifach von den Göttern gesegneten Emir - möge sein Lächeln ewig währen!«
Er lächelte, und Arekh erwiderte das Lächeln amüsiert. In den Augen des jungen Soldaten funkelte der Stolz der hochgestellten Familien des Emirats, aber auch eine Art fröhliche Herausforderung - so als wolle er Arekh daran erinnern, dass er in seiner Zeit am Hofe von Harabec gegen seinesgleichen gekämpft habe, Mitglieder der gleichen großen Familien.
»Ich habe selbst Gelegenheit gehabt, mich von den kriegerischen Vorzügen der Adligen des Emirats zu überzeugen«, erklärte Arekh.
»Mein Bruder hat die Patrouille befehligt, die an die Grenze der Tränenstadt geschickt worden war, um Königin Marikani und Euch abzufangen«, sagte Essin, nachdem er seinen Soldaten befohlen hatte, den Toten die Köpfe abzuschlagen. Er sah Arekh wieder an, und dieser hörte erneut die Erheiterung in seiner Stimme. »Er sagt, sein Armbrustbolzen hätte Euch gestreift.«
Arekh fragte sich einen Moment lang, was geschehen wäre, wenn Essins Bruder besser gezielt hätte - oder wenn er gar Marikani direkt in den Kopf getroffen hätte. Dann verdrängte er den Gedanken und zwang sich zu lächeln. »Ihr werdet Eurem Bruder schreiben, dass ich ihm ewig dafür dankbar sein werde, dass er nicht besser gezielt hat.« Er wies auf die Toten. »Gut. Verbrennt die Leichen. Wir werden die Köpfe und den Gefangenen mit nach Salmyra nehmen und dann mit einer Delegation der Shi-Âr zu den Dorfbewohnern schicken, um sie zu
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