Pakt des Bosen
Selbstmordattentäter waren.â Rensing ging zur Leinwand und deutete auf das erste Foto. âAbdul Samad. Geboren in Saudi-Arabien 1968.â Er zeigte auf die nächsten Bilder. âHamzah al Rasheed. Geboren in Tunesien 1970. Hassan al Bashir. Ebenso geboren in Saudi-Arabien, 1971. Und zu guter Letzt Imad al Dih, ein alter Bekannter. Geboren in Ãgypten, 1967.â Rensing ging wieder zu seinem Platz und setzte sich. âAlle Täter wurden zweifelsfrei über ihre DNS identifiziert. Sie hatten in der Vergangenheit immer wieder Verbindung zu Al-Qaida. Das erhärtet auch die Annahme, dass das Bekennerschreiben echt ist. Was wir noch nicht wissen, ist, wo der Sprengstoff herkam. Aber daran arbeiten wir.â
âWir wissen auch noch nicht, was die Antennen zu bedeuten habenâ, fügte Dirk Voges hinzu. Rensing machte eine wegwerfende Handbewegung.
âWir wissen nicht, ob die Antennen überhaupt etwas zu bedeuten haben. Bislang war es eine Sackgasse. In meinem Bericht werde ich es jedenfalls nicht erwähnen. Meine Empfehlung wird sein, alle bekannten islamischen Organisationen, die in der Vergangenheit Kontakte zu radikalen Fundamentalisten hatten, hochzunehmen. Wir müssen ein Exempel statuieren. Die müssen merken, dass wir nicht schlafen, sondern genau wissen, wer sie sind und wo sie sind!â
Berlin, 18. Juni, 16.25 Uhr
Bundeskanzler Gerling hörte sich den Bericht der beiden Beamten an, ohne eine Zwischenfrage zu stellen. Aber er machte sich Notizen, genau wie sein Sicherheitsberater Kirchner. Ebenfalls anwesend waren Innenminister Rosenthal, Kanzleramtsminister Huber und von Sengen. Rensing beendete seinen Bericht und trank einen Schluck Wasser. Dann sah er die anderen an und wartete auf eine Reaktion.
âWie sehen Ihre nächsten Schritte aus?â, fragte Kirchner.
Der Kanzler musste innerlich schmunzeln. Dies wäre auch seine erste Frage gewesen. Er war froh, Kirchner als neuen Sicherheitsberater gefunden zu haben. Sein ehemaliger Berater in Sicherheitsfragen, Hartmut Witt, hatte gehen müssen, als herausgekommen war, dass er vertrauliche Informationen ohne Rücksprache mit Gerling an Verteidigungsminister Tjaden weitergegeben hatte. Kirchner war noch recht jung, erst dreiunddreiÃig, aber er verfügte über hervorragende Referenzen. Er war bis zu seiner Ernennung zum Sicherheitsberater im Auswärtigen Amt tätig gewesen. Dort war Minister de Fries auf ihn aufmerksam geworden.
Der Posten eines Sicherheitsberaters war von Gerling neu geschaffen worden. Es hatte, wie meistens bei solchen Ãnderungen, Unruhen und Proteste gegeben, als der Kanzler sein Vorhaben ankündigt hatte, den Posten eines Nationalen Sicherheitsberaters nach amerikanischem Vorbild einzurichten. Die beiden damaligen Abteilungsleiterposten im Kanzleramt für AuÃenpolitik und Europa wurden unterhalb eines solchen Sicherheitsberaters spürbar abgewertet und das hatte einigen Mitarbeitern nicht gepasst.
âDa wir nun wissen, wer die Bombenanschläge verübt hat, sind die nächsten Schritte klarâ, sagte Rensing und fing an, diese an den Fingern abzuzählen.
âSchritt einsâ, der kleine Finger ging hoch, âÃberprüfung aller bekannten Kontakte der Attentäter in den letzten Monaten. âSchritt zweiâ, der nächste Finger wurde gestreckt, âObservierung der identifizierten Kontakte. Schritt drei wäre dann das Verhören der verdächtigen Kontakte.â Er sah in die Runde und wartete auf Fragen. Da keine kamen, fuhr er fort: âParallel dazu versuchen wir herauszufinden, woher der Sprengstoff kam. Wir haben eine Vermutung, aber noch keine Bestätigung. Laut Bekennerschreiben, dessen Echtheit ja nun auÃer Frage stehen dürfte, haben wir mit weiteren Anschlägen zu rechnen. Deshalb ist es wichtig und hat oberste Priorität, mögliche Terrorzellen in Deutschland zu finden.â
âSind die Franzosen, Engländer und Spanier über die Identität des Berliner Attentäters informiert?â, fragte Huber.
Rensing schüttelte den Kopf.
âNoch nicht. Wir wollten dieses Meeting abwarten.â
Der Kanzler und Kirchner tauschten einen kurzen Blick.
âTun Sie esâ, sagte Kirchner knapp.
Gerling beugte sich vor.
âMeine Herren, Sie haben bis jetzt gute Arbeit geleistet. Ich möchte Sie um etwas bitten: Gehen Sie bei den weiteren Ermittlungen behutsam vor. Vermeiden Sie
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