Pakt des Bosen
Voges meinte.
âWenn du einverstanden bist, dann gehe ich der Sache nach. Das bedeutet aber, dass ich den Kanzler einweihe.â
Voges willigte ein. Hauptsache es tat sich etwas.
4
Afghanistan, 19. Juni, 07.45 Uhr
Der Mann stützte sich auf seinen Stock und sah aus der Höhle hinab ins Tal. Nicht, dass es da etwas Besonderes zu sehen gegeben hätte. Dunkelbraune Berge und hellbrauner Sand, ab und zu einmal unterbrochen von grünen Flächen. Dennoch liebte der Mann diesen Anblick. Niemals hatte er einen schöneren Flecken auf diesem Planeten gesehen. Und es war sein Land. Als die Russen 1979 versucht hatten, es überfallen, hatte er den Boden mit ihrem Blut getränkt. Damals wurde er zur Legende und er schwor sich und allen anderen, dass nie wieder irgendeine fremde Macht hierher kommen würde. Er schwor bei Allah, dem Allmächtigen, dass er jeden Ungläubigen töten würde, der versuchen sollte, einen Fuà in sein heiliges Land zu setzen. Dann kamen die Amerikaner und er zog erneut in den Krieg. Mittlerweile verfügte er über weitreichende Kontakte. Ãber Geld verfügte er ohnehin. Sie nannten seine Kontakte âNetzwerkâ und das gefiel ihm. Irgendwann entschloss sich dieses Netzwerk, den Krieg in das Land zu bringen, das so vielen Moslems Leid zugefügt hatte. Also planten sie die Anschläge des elften Septembers. Allerdings hatten sie sich verkalkuliert. Sie hatten nicht damit gerechnet, dass sich eine weltweite Allianz gegen sie bilden würde. Damals war er noch so etwas wie die rechte Hand des groÃen Anführers. Manche nannten ihn den Chefstrategen. Das mochte er. Was ihm nicht gefiel, war die Tatsache, dass sich selbst Moslems von ihnen distanzierten und behaupteten, sie würden den Islam falsch interpretieren. Sie verloren Kontakte und Freunde. Und sie wurden gejagt. Der Mann seufzte. Er wusste, dass er seinen Traum von einer islamischen Welt nicht mehr verwirklichen konnte und er hatte sich damit abgefunden. Allerdings bereute er nichts. Dann aber war etwas geschehen, was ihm wieder Hoffnung gab, sein Ziel zu erreichen. Der alte Kämpfer in ihm wurde wieder geweckt.
Natürlich war er über die Anschläge in Europa erfreut. Gerade das Attentat in Berlin, welches das verhasste Judendenkmal zerstörte, fand seinen Zuspruch. Er dachte wieder an das Video, welches ihm zugespielt worden war, und traf eine Entscheidung.
Er würde Kontakt aufnehmen zu diesem Ungläubigen, der in Berlin Partei für seine Brüder ergriffen hatte. Er wollte herausfinden, ob er sich in dem Ungläubigen täuschte oder nicht. Wenn ja, würde er ihn vielleicht töten, wenn nicht, könnte er ihn für seine Zwecke gut gebrauchen... Allah wird mir den Weg weisen, dachte er und zog sich wieder in seine Höhle zurück.
Berlin, 20. Juni, 09.30 Uhr
âHerr Bundeskanzler. Ich habe hier einen⦠äh⦠Herrn Akbar Ganji am Telefon. Er meinte, Sie kennen ihn. Er ist der⦠äh⦠Mufti? Ja, Mufti der Moschee in Berlin Kreuzberg. Nehmen Sie das Gespräch an?â
âJa, stellen Sie durchâ, sagte Gerling und fragte sich, was der Mufti wohl von ihm wollte.
Fünf Minuten später wünschte er sich, das Gespräch niemals angenommen zu haben.
Berlin, 20. Juni, 09.45 Uhr
âDu sollst was?â, rief AuÃenminister de Fries fassungslos.
Energisch schüttelte er den Kopf.
âAuf keinen Fall fliegst du nach Afghanistan und triffst dich mit diesem⦠diesem Monster!â, platzte de Fries heraus. âHimmel, Arsch und Zwirn. Allein schon die Tatsache, dass du dich ernsthaft mit diesem Gedanken beschäftigst, ist Irrsinn!â
âWenn der dich nicht umbringt, Katja wird es mit Sicherheit tun!â, sagte Rosenthal. Gerling verzog das Gesicht, als er an die mögliche Reaktion seiner Verlobten dachte, sollte er dem Treffen zustimmen.
âNun überlegt doch mal einen Augenblickâ, forderte er seine engsten Berater auf. âDenkt vor allem an das, was dieser Bauer gesagt hat. Wenn das zutrifft, dann sind wir auf der völlig falschen Fährte. Ãberlegt doch mal: Bauer sagt, die Al-Qaida kann es nicht gewesen sein, und jetzt will deren Chefstratege mit mir sprechen. Was sagt uns das?â
âDas sagt uns, dass der Anschlag in Berlin nicht die gewünschte Wirkung hatte und er jetzt Nägel mit Köpfen machen will â und ein Kopf fehlt ihm noch, nämlich deiner!â,
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