Pakt des Bosen
gleichen Zeit erfolgten. Die Planung dauerte mindestens ein Jahr. Die Selbstmordattentäter wurden sorgfältig ausgewählt und auf ihre Aufgabe vorbereitet. Sie wurden schon vor längerer Zeit in die entsprechenden Länder eingeschleust. Dort lebten sie wie normale Bürger. Sie hatten eine Arbeit, zahlten Steuern und sind niemals irgendwie auffällig geworden.â
Bauer sah den Kanzler erwartungsvoll an.
âWas stimmt an diesem Bild nicht?â, wollte er dann wissen.
Gerling dachte nach. Dann fiel der Groschen.
âDie Attentäter wurden anhand ihrer DNS identifiziert. Das bedeutet, sie müssen aktenkundig gewesen sein. Sie waren also als Terroristen bekannt!â
âGenau!â, sagte Bauer. âNiemals hätten die Drahtzieher dieser Anschläge das gesamte Unternehmen aufs Spiel gesetzt, indem sie aktenkundige Terroristen einsetzten. Sie hätten gut ausgebildete, unbeschriebene Blätter gewählt. Unbekannte Gesichter, unbekannte DNS!â
âAber was bedeutet das?â, fragte Gerling.
âHerr Bundeskanzler, das bedeutet, irgendjemand will, dass wir glauben, es sei Al-Qaida gewesen.â Bauer machte eine Pause. Dann sagte er: âEs war aber nicht Al-Qaida. Wir haben keine Ahnung, wer für die Attentate verantwortlich ist!â
Es war ein Schock für den Kanzler. Nicht nur die Bedeutung dessen, was Bauer ihm berichtete, sondern vielmehr das Offensichtliche dieser Fakten. Warum war den Beamten des Verfassungsschutzes und des BKA nichts Derartiges aufgefallen?
âWas machen wir jetzt?â, fragte Gerling resigniert.
âMit Ihrer Erlaubnis werde ich eigene Ermittlungen anstellen. Ich berichte direkt an den Grafen, der wiederum an Sie berichtet.â
âIch werde einige Leute einweihen müssen.â
âBei allem Respekt Herr Bundeskanzler: Halten Sie das für eine gute Idee?â, fragte Bauer zweifelnd.
âEs geht nicht andersâ, beharrte Gerling.
âAn wen haben Sie gedacht?â, wollte der Graf wissen.
âInnenminister Rosenthal, Kanzleramtsminister Huber, meinen Sicherheitsberater Kirchner und von Sengen.â
âSehr viele Insider für ein solches Unterfangenâ, stellte Bauer emotionslos fest.
âDiese Leute haben mein volles Vertrauen und sie müssen informiert seinâ, machte Gerling klar.
Der Graf und Jörg Bauer wechselten einen raschen Blick, dann nickten beide.
Berlin, 18. Juni, 20.45 Uhr
Martin von Sengen und Dirk Voges kannten sich schon sehr lange. Die Abteilung Personenschutz hatte zwar nicht direkt etwas mit der Abteilung Terrorabwehr zu tun, dennoch fand ein regelmäÃiger Austausch statt, da Politiker ein beliebtes Ziel von Terroristen waren. Martin hatte bei der Besprechung am Nachmittag gespürt, dass Voges sich merklich zurückhielt. Deshalb hatte er ihn nach der Besprechung gefragt, ob sie nicht mal wieder ein Bier zusammen trinken wollten.
Voges hatte sofort zugestimmt.
âIhr habt wirklich gute Arbeit geleistetâ, begann Martin das Gespräch. Voges grunzte nur.
âEtwa nicht?â, hakte von Sengen nach.
âRensing ist ein arrogantes und ignorantes Arschloch!â, brummte Voges frustriert und nahm einen Schluck Bier.
âWas ist passiert?â, fragte von Sengen.
âPassiert ist nichts. Aber wir verfolgen nicht alle Spuren, die wir haben. Das ist in meinen Augen ein groÃer Fehler.â
âKannst du vielleicht ein bisschen konkreter werden?â
Voges warf von Sengen einen verstohlenen Seitenblick zu. Er schien sich nicht sicher zu sein, ob er über die Angelegenheit reden sollte.
âDas bleibt aber unter uns, ja?â, bat er.
âKann ich noch nicht sagenâ, antwortete von Sengen ehrlich. âWenn dir bei den Ermittlungen etwas aufgefallen sein sollte, was wichtig sein könnte, kann ich das nicht einfach für mich behalten.â
Voges nickte. Da hatte Martin natürlich Recht. Er überlegte kurz, seufzte tief und begann zu erzählen.
Zwei Zigaretten und ein Glas Bier später endete Voges und sah von Sengen erwartungsvoll an.
âUnd ihr habt keine Ahnung, was diese Antennen bedeuten könnten?â, fragte Martin nach.
Voges schüttelte frustriert den Kopf.
âNein. Keine Ahnung und scheinbar auch kein Interesse.â
âAber du hast so ein Gefühl?â
âBei mir läuten alle Alarmglocken, wenn du verstehst, was ich meine.â Von Sengen wusste genau, was
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