Pakt des Bosen
unnötige Gewalt. Ich möchte nicht, dass sich so etwas wie in Kreuzberg wiederholt. Vor allem möchte ich nicht, dass der Eindruck entsteht, wir würden einen Kreuzzug gegen den Islam führen.â
Voges stimmte zu, Rensing hingegen schüttelte energisch den Kopf. âHerr Bundeskanzler, bei allem Respekt. Es sind deutsche Staatsbürger getötet worden. Jetzt auf die Bremse zu treten, wäre in meinen Augen verkehrt. Wir können nicht auf der einen Seite effiziente Ermittlungen führen und auf der anderen Seite behutsam vorgehen!â, sagte er mit Nachdruck.
âHerr Rensing, niemand spricht davon, dass Sie auf die Bremse treten sollenâ, stellte der Kanzler klar. âWas ich allerdings nicht möchte, ist, dass die Nachrichtensendungen in den nächsten Tagen und Wochen von ein und derselben Schlagzeile beherrscht werden; nämlich von der, dass SEK-Einheiten der Bundespolizei alles, was irgendwie nach einer Moschee aussieht, stürmen und Verhaftungen vornehmen. Das wäre kontraproduktiv. Wir brauchen die Muslime. Sie können uns helfen, die radikalen Elemente zu identifizieren. Scheren wir alle über einen Kamm, verschlieÃen sie sich uns. So kommen wir nicht weiter.â
âIch meine, das ist ein Fehlerâ, brummte Rensing.
âZur Kenntnis genommenâ, antwortete Kirchner für den Kanzler. âSie wissen, was zu tun ist.â Und mit einem Seitenblick auf Rensing fügte er ergänzend hinzu: âUnd was zu unterlassen ist.â
Berlin, 18. Juni, 19.50 Uhr
Der Kanzler und der Graf saÃen in dessen Garten. Jan fühlte sich fast wie in der Toskana. Es gab Oliven-, Zitronen- und Orangenbäume und überall standen Statuen und Amphoren. Gerling informierte den Grafen über die neuesten Ermittlungsergebnisse und die weiteren Schritte. Der Graf hörte aufmerksam zu.
âWie ich hörte, sind die Attentäter aus London, Paris und Madrid ebenfalls zweifelsfrei identifiziert wordenâ, sagte der Graf und sah den Kanzler merkwürdig an.
âJa, das sind die guten Nachrichtenâ, meinte Gerling.
âFinden Sie?â
âNatürlich. Das sind doch echte Fortschritte.â
Der Graf ging nicht näher darauf ein. Stattdessen wandte er sich zum Haus um und machte mit der Hand ein Zeichen.
âIch möchte Ihnen jemanden vorstellen. Sie sollten sich seine Meinung zu diesen Erkenntnissen anhören.â
Gerling sah einen Mann mit selbstbewusster Haltung auf sie zukommen.
Der Graf lächelte.
âHerr Bundeskanzler, darf ich Ihnen Jörg Bauer vorstellen. Herr Bauer ist⦠sagen wir, mein verlängerter Arm.â
Gerling stand auf und die beiden gaben sich die Hand. Er musterte Bauer, und was er sah, beeindruckte ihn. Jörg Bauer strahlte ein Selbstbewusstsein aus, wie er es selten an einem Menschen erlebt hatte. Die grauen Augen verrieten eine hohe Intelligenz und musterten Gerling abschätzend.
Dieser Mann ist eindeutig gefährlich, dachte Jan. Dann sagte Bauer etwas, das Gerling eine Gänsehaut verursachte.
âHerr Bundeskanzler, es tut mir sehr leid, dass es mir nicht eher gelungen ist, Jürgen Ehlers zum Reden zu bringen. Fünf Minuten haben mir gefehlt, dann hätten wir das Attentat verhindern können.â
âSie waren es, derâ¦â
âRichtigâ, sagte der Graf. âHerr Bauer hat das Team geleitet, das Jürgen Ehlers aus Argentinien herausholte. Bevor Herr Bauer für mich zu arbeiten begann, war er für die Antiterroreinheit des BGS tätig. Sehr erfolgreich, wenn Sie mir diese Anmerkung gestatten. Aber wir sollten uns anhören, was Herr Bauer zu sagen hat.â
Bauer setzte sich und sah Gerling durchdringend an.
âHerr Bundeskanzler. Ich habe mehr als sechs Jahre lang im Auftrag der Regierung Terrorristen gejagt. In diesen sechs Jahren haben wir mehr als vierzig Anschläge verhindern können. Ich kenne die Methoden der Terroristen, ich weiÃ, wie sie arbeiten, wie sie denken. Die Tatsache, dass alle Beteiligten der vier Anschläge einwandfrei identifiziert werden konnten, ist in meinen Augen im höchsten MaÃe merkwürdig und alarmierend!â
âWie meinen Sie das?â, wollte Gerling wissen.
âDie Durchführung einer solchen Kette von Anschlägen erfordert groÃe Mengen an Geld und eine perfekte Planungâ, erläuterte Bauer. âVergessen Sie bitte nicht, dass alle Anschläge exakt zur
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