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Pakt des Bosen

Titel: Pakt des Bosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerling V S
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diesem Amt war, wurde er wieder und wieder mit den Niederungen des menschlichen Wesens konfrontiert. Und immer, wenn er dachte, es könne nicht schlimmer kommen, gab es jemanden, der ihn vom Gegenteil überzeugte. Die Welt spielt total verrückt, dachte Gerling und schüttelte stumm den Kopf. Dann dachte er an das Leben, das in Katjas Bauch heranwuchs, und ein Lächeln erschien auf seinem Gesicht. Ich werde Vater, dachte er und versuchte sich vorzustellen, wie es wohl sein würde. Er fragte sich, ob es ihm gelingen würde, sein Amt und die Vaterrolle in Einklang zu bringen. Dann erinnerte er sich an den Deal, den Katja ihm vorgeschlagen hatte, und das Lächeln verschwand. Auf der einen Seite konnte er ihren Wunsch verstehen. Auf der anderen Seite war er enttäuscht von Katja.
    Das Klingeln des Telefons unterbrach seine Gedanken. Es war Präsident Clifford.
    â€žWas haltet ihr von der Entwicklung im Irak?“, wollte dieser wissen.
    â€žWir sind besorgt. Hashemian hat mich ziemlich vorgeführt.“
    â€žNimm das nicht zu persönlich, Jan“, riet Clifford. „Das passiert uns jeden Tag. Immer wieder.“
    â€žSehr beruhigend“, brummte Gerling.
    â€žSind meine Leute schon angekommen?“, fragte Clifford dann. Verhörspezialisten der amerikanischen Anti-Terror-Einheit sollten nach Berlin kommen, um Logan zu verhören.
    â€žJa. Die sind auf dem Weg zu ihm.“
    â€žHast du bei ihm etwas erreicht?“, fragte Clifford, der wusste, dass Gerling mit Logan gesprochen hatte.
    â€žIch glaube nicht“, gab der Kanzler zu.
    Dass er sich irrte, konnte er nicht wissen.
    Die Rede des Präsidenten zur Lage der Nation ist fest in der Verfassung der Vereinigten Staaten von Amerika verankert. Sie schreibt nicht vor, welche Form der Bericht haben, welche Inhalte er enthalten und wie häufig eine solche Berichterstattung erfolgen soll. So wie der Regierungsstil jedes Präsidenten eine eigene Handschrift trägt, so individuell haben sie auch die Freiheiten genutzt, welche die Verfassungsvorschrift ihnen für den Vortrag gelassen hat. Der amtierende Präsident hält diese Rede vor dem Kongress, also vor allen Mitgliedern des Repräsentantenhauses und des Senats. Ferner sind anwesend der Vizepräsident, die Richter des obersten Gerichtshofes, die Mitglieder des Kabinetts sowie der Vereinigte Generalstab. Um im Falle eines Unglücks die Kontinuität der Staatsführung gewährleisten zu können, bleibt aber ein Kabinettsmitglied der Rede fern. Seit den Anschlägen des 11. September 2001 ist es auch üblich, dass zumindest einige Kongressmitglieder sich für die Dauer der Rede an einem unbekannten Ort aufhalten, um für den Fall zur Verfügung zu stehen, dass das Kapitol Ziel eines Anschlags wird. Traditionell wird die Rede meist am letzten Dienstag im Januar gehalten, obwohl es keine bindende Vorschrift für diesen Termin gibt und im Einzelfall davon auch abgewichen werden kann. Genau diese Abweichung wurde im Beraterstab des Präsidenten hitzig diskutiert. Clifford und Laymann vertraten die Auffassung, dass es aufgrund der aktuellen Vorkommnisse notwendig sei, die Rede zur Lage der Nation vorzuverlegen. Der Kommunikationsdirektor, dessen Stellvertreter und einer der Chefberater des Präsidenten rieten davon ab. Sie meinten, es wäre sinnvoller, erst dann vor die Nation zu treten, wenn die Bedrohung vorüber sei. Vor allem auch deshalb, weil es bis dahin einen neuen Vizepräsidenten gäbe.
    Präsident Clifford, der im Wahlkampf eine transparente Regierungsarbeit versprochen hatte, vertrat die Auffassung, dass die Abgänge vom Verteidigungsminister und den Direktoren der NSA und CIA, sowie die angebliche Erkrankung des Vizepräsidenten schon jetzt zu massiven Irritationen geführt hat. Es wurden Stimmen laut, die der Administration Cliffords Inkompetenz vorwarfen, zumal man bis heute keinen Ersatz für Patterson und Russman gefunden hatte. Es war eine schwierige Situation für Präsident Clifford. Aber er versprach sich eine Menge von seiner Rede zur Nation. Er wollte dabei Licht ins Dunkle bringen und für Ruhe sorgen. Natürlich hoffte er insgeheim, dass die Krise bis dahin beendet war.
    Clifford entschied, die Rede zur Lage der Nation vorzuverlegen. Als Termin nannte er den 31. Oktober.
Washington, DC, 23. September, 09.30 Uhr
    Der erste besorgte Anruf, der den amerikanischen Präsidenten erreichte,

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