Pakt des Bosen

Provinz Nangarhar.“ Erneut ging die Hand Ryans auf Wanderschaft. Diesmal zeigte sie auf einen Flecken im Norden. „Und hier die Provinz Balkh. Alle drei Provinzen befinden sich in den Händen der Taliban. Hier sind die größten Schlafmohnplantagen. Zerstören wir diese Plantagen, fügen wir den Taliban einen enormen finanziellen Schaden zu.“ Ryan deutete auf den ersten Stecknadelkopf. „Und da sollten wir beginnen. In Helmand. Hier werden über fünfzig Prozent des Schlafmohns Afghanistans angebaut.“
Berlin, 24. September, 19.22 Uhr
    Bundeskanzler Gerling konnte sich nur mühsam beherrschen, den amerikanischen Präsidenten nicht sofort nach dem Gespräch mit Logan über sein Handy anzurufen. Stattdessen wartete er, bis er sein Büro erreicht hatte. Dort nahm er dann das abhörsichere Telefon. Er wählte Cliffords Geheimnummer und nannte seinen Codenamen.
    Wenige Augenblicke später hatte er den US-Präsidenten am Telefon. „Was gibt’s, Jan? Ich bin in einer wichtigen Besprechung“, sagte Clifford.
    â€žEs ist der ehemalige Präsident Walker, der hinter allem steckt. Nicht der Junge, sondern sein Vater!“, rief Gerling ins Telefon.
    â€žWoher weißt du das?“, fragte Clifford leise.
    â€žIch hatte gerade ein Gespräch mit Logan. Er wollte mich sehen und hat mir alles gesagt, was er weiß.“
    â€žWarum?“, wollte Clifford wissen.
    â€žWeil Walker die zwei Atombomben hat und Logan zu wissen glaubt, wo er sie einsetzen wird“, sagte Gerling atemlos.
    â€žWo?“
    â€žIn Washington!“
Washington, DC, 24. September, 13.43 Uhr
    Unmittelbar nachdem Clifford das Gespräch mit dem Bundeskanzler beendet hatte, rief er seinen Stabschef und seinen Nationalen Sicherheitsberater ins Oval Office. Ebenfalls anwesend waren Leo McGarry und der Direktor des FBI. Etwas erstaunt nahm Clifford zur Kenntnis, dass sein Sicherheitsberater eine Landkarte mitbrachte.
    Nachdem sich alle gesetzt hatten, ergriff der Präsident das Wort.
    â€žWir wissen nun sicher, wer hinter der Verschwörung steckt. Es ist Präsident Walker senior“, begann Clifford die Krisensitzung. „Wir wissen das aus nunmehr zwei Quellen: Zum einen haben wir ein Gespräch zwischen ihm und seinem Sohn aufgezeichnet. In diesem Gespräch erwähnte der Senior Details, die er nur wissen kann, wenn er in die Verschwörung verwickelt ist. Die zweite Quelle ist Charles Logan, der Inhaber von Dark Water. Er ist in Deutschland in Gewahrsam und bat um ein Gespräch mit Bundeskanzler Gerling. Ihm hat er verraten, dass Walker hinter allem steckt, dass er die Atombomben hat und auch, wo er sie zünden will: hier in Washington. Walker will den gesamten Politapparat der Vereinigten Staaten von Amerika auslöschen. Und um das zu erreichen, will er Washington vernichten.“
Washington, DC, 24. September, 14.55 Uhr
    â€žPräsident Walker leidet an einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung. Die Ursache dafür liegt wahrscheinlich in seiner Kindheit. Sie war geprägt von Überforderung und Liebesentzug. Walker besitzt kaum oder kein Einfühlungsvermögen und auf Kritik reagiert er überzogen aggressiv. Walkers Selbstwertgefühl ist brüchig. Narzisten wie er überschätzen ihre eigenen Fähigkeiten und zerstören aus Neid, was begabtere Menschen aufgebaut haben. Sie behandeln Mitmenschen so, wie sie selbst nicht behandelt werden möchten. Allerdings besitzen sie auch einen Blick für das Besondere, können leistungsstark in Schule oder Beruf sein und haben oft gepflegte und statusbewusste Umgangsformen. Kennzeichnend für Menschen mit einer solch ausgeprägten Persönlichkeitsstörung ist krankhafte Grandiosität, das heißt die Entwicklung eines nicht der Realität angemessenen Größenselbst oder auch Realitätsverlust, gepaart mit Herrschaftsanspruch innerhalb einer Gruppe, bis hin zu Sadismus und Hass.“
    Der Profiler der BAU schwieg und wartete auf Fragen.
    â€žWäre ein Mensch mit einer solchen Persönlichkeitsstörung fähig zu einem Massenmord?“, fragte Clifford. Obwohl er die Antwort bereits kannte, fürchtete er sich vor ihr.
    â€žWenn der Realitätsverlust weit fortgeschritten ist und das Hasspotential einen kritischen Stand erreicht hat, dann wäre ein solcher Mensch fähig, den gesamten Planeten zu zerstören, Mister