Pakt des Bosen
Daten an dessen Rechner. Dort würden sich die Mitarbeiter sofort an die Auswertung machen.
Berlin, 29. Juni, 14.20 Uhr
Die Einsatzzentrale des Grafen war in einem Seitenflügel seines Anwesens untergebracht. Insgesamt zwölf Mitarbeiter arbeiteten in Schichten rund um die Uhr und werteten Daten aus, die aus den unterschiedlichsten Regionen des Erdballs hier eintrafen. Der Graf beschäftigte drei AuÃenteams, die für die Beschaffung der Daten zuständig waren. Bauer war ihr Leiter, alle Teammitglieder waren ehemalige Polizisten oder, wie Bauer, ehemalige GSG 9-Mitglieder.
âWen haben wir denn da?â, sagte der Mann, der das Material von Bauer sichtete. Er hatte ein Standbild auf seinem Bildschirm und zu sehen war der Gesprächspartner von Karabey.
âSieh mal einer anâ, murmelte der Mann und griff zum Telefon.
Istanbul, 29. Juni, 15.55 Uhr
âSchon mal was vom Eismann gehört?â, fragte der Mitarbeiter des Grafen.
Bauer dachte kurz nach. âCIA, richtig?â
âGenau. War lange Zeit der Spezialist für den Nahen Osten. Später dann einer der maÃgeblichen Strategen, die für die Jagd auf Bin Laden und Al Farag verantwortlich waren. Seit zwei Jahren von der Bildfläche verschwunden. Angeblich wurde er von Dark Water angeheuert. Du weiÃt schon, diese Firma, die Söldner vermietet.â
âUnd?â, wollte Bauer wissen.
âUnd heute war er Gast von Karabey. Du hast ihn gefilmt.â
Berlin, 29. Juni, 16.40 Uhr
âWir sind uns nicht sicher, ob das Material wirklich dem Kanzler schadet oder nur seinen Mitarbeitern.â Weber sah seinen Informanten durchdringend an.
Der hob in einer verzweifelten Geste die Arme.
âSie haben das Video doch gesehenâ, rief er und beugte sich vor. âDieser Mann handelte auf direkten Befehl des Kanzlers. Das genügt doch wohl. So etwas hat es in der Geschichte dieses Landes noch nie gegeben. Ich bitte Sie â das kostet dem Kanzler das Amt. Von den strafrechtlichen Konsequenzen will ich gar nicht reden. Sie haben den Kanzler am Arsch!â
âIch weià nichtâ¦â, sagte Weber unsicher.
Der Mann dachte fieberhaft nach. Eigentlich wollte er sich seinen letzten Trumpf bis zum Schluss aufheben. Aber wenn Weber jetzt noch immer nicht überzeugt war, dann konnte er nicht länger warten.
âDa wäre noch etwasâ¦â, begann er zögerlich.
Aha, dachte Weber, wusste ichâs doch. Du hast noch mehr Informationen.
âAch ja? Was denn?â, fragte er scheinbar gelangweilt.
âDer Verteidigungsminister⦠der Kanzler glaubt, dass er den Plan, Ehlers aus Argentinien rauszuholen, verraten hat.â
âUnd der Kanzler belässt ihn im Amt?â, rief Weber wirklich erstaunt.
âJa, wir befinden uns quasi im Kriegâ, antwortete er, âund der Kanzler glaubt, dass der Verteidigungsminister ein Verräter ist.â
Weber nickte zufrieden. Das müsste genügen.
âDanke, Herr Witt. Sie hören von uns.â
Der ehemalige Sicherheitsberater des Kanzlers nickte und verlieà Webers Büro. Erneut sah sich Weber das Video an. Es zeigte, wie Martin von Sengen eine fingierte Hinrichtung vollzog. Zufrieden lächelnd lehnte sich Weber in seinem Sessel zurück. Das warâs für dich, Herr Bundeskanzler, dachte er, kannst schon mal deine Sachen packen. Aber vergiss die Zahnbürste nicht. Im Gefängnis braucht man sowas. Er lachte laut und griff zum Telefon.
Berlin, 29. Juni, 18.35 Uhr
âWir haben erste Indizien, die Ihre Theorie⦠sagen wir mal, unterstützenâ, erklärte der Graf. Gerling forderte ihn durch ein Nicken auf, fortzufahren.
âJörg Bauer ist seit ein paar Tagen in Istanbul und überwacht Karabey. Heute hat sich der Türke mit einem ehemaligen CIA-Agenten getroffen. Wir wissen mittlerweile definitiv, dass Karabey den Sprengstoff besorgt hat. In Kroatien. Er ist also an den Anschlägen des vierzehnten Juni beteiligt. Die Audioaufnahmen des heutigen Treffens beweisen, dass der ehemalige CIA-Agent die Attentäter des missglückten Anschlages in Rom liquidieren lieÃ. Anders sind die aufgenommenen Aussagen nicht zu interpretieren. Wir haben also Indizien, die auf eine Verwicklung des ehemaligen Agenten zu den Anschlägen hindeuten. Was das konkret bedeutet, kann ich noch nicht sagen. Interessant sind aber drei Dinge: Erstens haben der Agent und Karabey ein Geschäft
Weitere Kostenlose Bücher